Nissan startet im April sein familientaugliches Elektroauto Leaf. Der Innenraum des Japaners ist eigenständig bis gewöhnungsbedürftig.
Nach den kleinen Elektroautos wie dem i-MiEV von Mitsubishi und seinen französischen Geschwistern von Peugeot und Citroën beginnt nun das Elektrozeitalter in der Golf-Klasse. Als bequemes Familienauto präsentiert Nissan sein Modell Leaf, das ab April auf dem deutschen Markt zu haben ist: für stolze 36.990 Euro, aber ohne zusätzliche Gebühr für die Batterie. Und mit dem Vorzug, den Energieversorger RWE mit im Boot zu haben. Der Energiekonzern bietet den Leaf-Besitzern ein optionales "Sorglospaket" für das heimische Aufladen einschließlich Ökostrom-Vertrag.
Anders als der Opel Ampera ist der Leaf ein reines Elektroauto, das seinen "Kraftstoff" ausschließlich aus der Steckdose bezieht. Nissan hat sein Elektromobil von vornherein auf einer eigenen Plattform entwickelt. Das ist der Limousine anzumerken, denn sie geht an den Start, ohne Kompromisse beim Platzangebot und bei den Nutzungsmöglichkeiten einzufordern. Mit 4,45 Meter Länge und 2,70 Meter Radstand gewährt der Wagen fünf Erwachsenen ausreichend Platz und bietet 330 Liter Kofferraum für ihr Gepäck.
Der Innenraum des Japaners ist eigenständig bis gewöhnungsbedürftig. Mit seinem futuristischen Armaturenträger mutet er nicht gerade europäisch an. Hinterm Lenkrad erlebt der Fahrer den Viertürer wie ein Automatikmodell, nur viel leiser. Der Stromer tritt kräftig und dennoch nahezu geräuschlos an, bleibt auch beim Stadttempo akustisch zurückhaltend und lässt erst ab Tempo 100 leichte Windgeräusche in den Innenraum dringen. Damit die Passanten auf der Straße den Wagen überhaupt wahrnehmen, verfügt er über einen Generator, der ab 30 km/h ein anschwellendes Geräusch erzeugt, das wiederum innen nicht zu hören ist.
Auf der Autobahn lässt sich der elektrische Nissan bis auf Tempo 158 (Tacho) treiben, wobei er ähnlich wie ein Golf mit 105-PS-Benzinmotor in knapp zwölf Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 beschleunigt. Bei hohen Geschwindigkeiten signalisiert das Display rasch, dass der Energievorrat rapide abnimmt, sodass der Fuß freiwillig vom Gas geht und der Fahrer sich mit Tempo 130 zufriedengibt.
Im Stadtverkehr werden die häufigen Ausroll- und Bremsphasen zum Aufladen der Batterie genutzt. Zudem lässt sich der Antrieb in einen Eco-Modus mit verringerter Leistung schalten. Nach 65 Kilometern (45 km Stadt, acht km Schnellstraße, zwölf km Autobahn) beträgt die verbleibende Reichweite bei unserer Testfahrt noch 74 Kilometer, wobei das Display eine Nachladezeit von 4,5 Stunden empfiehlt. Der Energieverbrauch entspricht Strom im Wert von 4,60 Euro pro 100 Kilometer. Der Sprit für einen Benziner kostet mindestens 13 Euro für die gleiche Strecke.
Komplett aufladen lässt sich der Leaf an der Steckdose in acht Stunden und an einer Schnellladestation in 30 Minuten auf 80 Prozent. Die theoretische Reichweite beträgt 175 Kilometer. Doch ist der Fahrzeug-Einsatz vom Netz der Ladepunkte abhängig. Deshalb stellt Nissan zunächst 400 Schnellladestationen (u. a. an Autobahnen) zur Verfügung, um den Netz-Ausbau voranzutreiben. Denn die Japaner wollen dieses Jahr etwa 700 Stromer auf dem deutschen Markt verkaufen, die Hälfte davon an Privatkunden. Dafür bringt der Leaf gute Voraussetzungen mit. Denn neben seinem Platzangebot und Fahrkomfort lässt sich der japanische Stromer auch recht angenehm und sehr sicher fahren. Selbst in schnellen Kurven bleibt er gut beherrschbar, weil sein Fahrwerk neutral abgestimmt ist.