Berlin. Das Millionenprojekt Giropay (Paydirekt) sollte ein Gegenstück zu Paypal werden – jetzt steht der Online-Bezahldienst vor dem Aus.

Viele Einkäufe werden mittlerweile online getätigt. Die Corona-Pandemie hatte dem Trend zum Online-Shopping via Amazon, Otto und Co. noch einmal einen Boost verpasst. Am meisten bezahlen die Deutschen im Online-Handel mit Paypal. Der Bezahldienst aus den USA hatte den Einkauf über Rechnung, die hierzulande seit Jahren führende Zahlungsart, im Jahr 2022 bei den Umsatzanteilen im E-Commerce erstmalig überholt.

Millionenprojekt vor dem Aus: Keine Zukunft für Giropay und Paydirekt?

Das geht aus einer Studie des Handelsforschungsinstituts EHI in Köln aus dem Jahr 2023 hervor, über die die Deutsche Presse-Agentur DPA berichtet hatte.

Der Kauf via Rechnung belegt in der Studie Platz zwei der beliebtesten Zahlungsmittel. Dahinter folgen das Lastschriftverfahren (Bankeinzug) und an vierter Stelle die Kreditkarte als Zahlungsmittel. Weit abgeschlagen kommt Giropay. Der Online-Bezahldienst sollte ein Pendant zu Paypal werden und wurde von den deutschen Banken mit Millionen gefördert. Doch jetzt steht Giropay auf der Kippe.

Giropay kann mit allen gängigen Smartphones genutzt werden, wenn die Hausbank den Bezahldienst unterstützt.
Giropay kann mit allen gängigen Smartphones genutzt werden, wenn die Hausbank den Bezahldienst unterstützt. © picture alliance/dpa | Jonas Walzberg

Giropay kämpft mit Akzeptanz und kommt am Gegenspieler nicht vorbei

Das hatten übereinstimmen verschiedene Medien berichtet, darunter das Handelsblatt und die Süddeutsche Zeitung. Zuerst hatte das Nachrichtenportal Finanz-Szene das Thema aufgegriffen. Eine Giropay-Sprecherin teilte mit: „Aktuell gibt es Abstimmungen auf Gesellschafterebene zur Zukunft von Giropay respektive der Paydirekt GmbH als Betreibergesellschaft. Wir werden informieren, sobald finale Entscheidungen getroffen wurden.“

Zu einer geplanten Abwicklung von Giropay wollte sich die Sprecherin gegenüber dem Nachrichtenportal nicht äußern. Vermutet wird, dass die mangelnde Nutzung der Sargnagel für das Projekt ist. Dem Forschungsinstitut EHI zufolge machten Zahlungen via Giropay oder Paydirekt bloß 1,6 Prozent und damit einen kleinen Teil aller Zahlungen im Bereich E-Commerce aus. Einige, vor allem globale Händler, akzeptieren die Zahlungsart zudem nicht.

EPI statt Giropay: Sparkasse, Volksbanken und Co. favorisieren EU-Projekt

Trotzdem kommt der Schritt überraschend. Erst im Jahr 2022 hatte das Bundeskartellamt grünes Licht für den Ausbau von Giropay gegeben. Im Jahr 2005 war der Bezahldienst Giropay gestartet, Paydirekt ging 2015 an den Start. Fünf Jahre später wurden beide Online-Bezahldienste verschmolzen. Der große Durchbruch blieb aber aus. Der Umsatzanteil ist laut EHI unter einem Prozent geblieben.

Die Idee vom europäischen Gegenspieler zu Paypal wäre mit dem Giropay-Aus aber nicht vom Tisch. Aus Branchenkreisen heißt es, dass die deutschen Kreditinstitute ein neues Projekt im Blick haben.

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Dem Handelsblatt zufolge planen die Deutsche Bank, die Sparkassen und die Genossenschaftsbanken mit der „European Payment Initiative“ (kurz EPI) einen neuen Anlauf. Im Unterschied zu Giropay ist die EPI eine europaweite Initiative, welche den großen US-Konzernen Paypal, Mastercard und Visa Konkurrenz machen soll. Das erklärte Ziel: Europa soll so unabhängiger von ausländischen Zahlungsdienstleistern werden.