Berlin. Eifersucht in der Liebe kennt fast jeder. Doch sie kann auch extrem und schädlich sein. Die Ursachen liegen oft in der Vergangenheit.
Ganz plötzlich ist da dieser flaue Magen, dieses brennende Gefühl: Eifersucht. Spürbar etwa, wenn er von der netten Nachbarin spricht oder sie später als angekündigt vom Feierabend-Getränk nachhause kommt. Der Duden definiert Eifersucht als „starke, übersteigerte Furcht, jemandes Liebe oder einen Vorteil mit einem anderen teilen zu müssen oder an einen anderen zu verlieren“.
In Deutschland schätzen sich sechs von zehn Frauen und Männern als eifersüchtig ein. Das ergab eine repräsentative Befragung von ElitePartner aus dem Jahr 2022. Zehn Prozent sagen sogar über sich, sie seien sehr eifersüchtig.
So schrecklich sich diese Emotionen auch anfühlen mögen – es gibt laut Psychologin und Paarberaterin Anousheh Reinecke dennoch eine normale, gesunde Eifersucht. Doch wie weit sollte diese gehen, bevor sie schädlich wird und auf welche Alarmzeichen sollte man bei sich selbst und bei seinem Partner achten?
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Eifersucht: Wie viel normal ist
Die gesunde Eifersucht, so erklärt Reinecke, könne auch als eine Art Sorge davor, den Partner verlieren zu können, bezeichnet werden. „Ein komplettes Desinteresse daran, ob sich mein Partner mit anderen trifft und wie weit das geht, deutet auf eine gewisse Distanz in der Beziehung hin“, erläutert sie. Sich darüber bewusst zu sein, dass die andere Person nicht selbstverständlich ist, könne sehr förderlich für eine Beziehung sein.
Jedenfalls, solange es sich um milde Verlustängste handelt und die Eifersucht nicht überhandnimmt. Wann das der Fall ist, lässt sich allgemein schwer definieren. Die Paarberaterin erklärt: „Eine toxische Eifersucht geht da los, wo das eifersüchtige Verhalten schädlich und destruktiv auf die Paardynamik wirkt.“
Das sei von Paar zu Paar unterschiedlich, da es in jeder Beziehung unterschiedliche, gemeinsam aufgestellte Regeln darüber gebe, welche emotionalen und sexuellen Kontakte außerhalb der Partnerschaft okay seien. Eine SMS an jemand anderen mit einem Kuss-Smiley, Fremd-Flirten oder ein Seitensprung? Das kann in der einen Beziehung erlaubt sein, in der anderen nicht. „Als Partner kann ich darauf achten, ob ich mich von dem anderen kontrolliert und in meiner Autonomie eingeschränkt fühle. Werden meine Grenzen überschritten, sollte ich aufmerksam werden“, rät die Psychologin.
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Krankhafte Eifersucht? Das sind die Anzeichen
Geht es um das übermäßige, irrationale Gefühl, spricht Reinecke lieber von einer toxischen Eifersucht: „Das Wort krankhaft passt nicht wirklich. Aus psychologischer Sicht ist Eifersucht keine Krankheit.“
Obwohl es sich definitionsgemäß nicht um eine Krankheit handelt, kann die panische Angst, den Partner zu verlieren, eine Liebesbeziehung quasi krank machen und womöglich auch zerstören. In einer anderen Studie von ElitePartner aus 2023 gab fast jeder Dritte Eifersucht als Top-Trennungsgrund an.
Psychologin Anousheh Reinecke nennt drei typische Anzeichen toxischer Eifersucht:
- Kontrollverhalten und fehlendes Vertrauen„Toxisch wird es, sobald ein Partner ein starkes Kontrollverhalten zeigt und versucht, die meisten Aspekte meines Lebens zu überwachen und zu kontrollieren. Schafft es mein Partner nicht, darauf zu vertrauen, dass festgelegte Grenzen eingehalten werden, sondern muss alles überprüfen, deutet das auf starke Eifersucht hin. Typisch ist es, in das Handy vom Partner zu schauen, Chatverläufe zu lesen, den Laptop oder die E-Mails zu checken. Das geht manchmal sogar so weit, dass der Partner vorschreibt, mit wem der andere schreiben und kommunizieren darf und mit wem nicht. Oder, dass die eifersüchtige Person den Handy-Standort des Partners tracken will. Das sind für mich Alarmzeichen, das hat nichts mehr mit Vertrauen zu tun.“
- Konflikte eskalieren „Ein weiteres Anzeichen dafür, dass die Eifersucht in eine schädliche Richtung geht: Die Emotionen des eifersüchtigen Partners sind sehr stark und er reagiert impulsiv. Es kommt teilweise zu Wutausbrüchen und eskalierenden Konflikten. Das Gefühl der Eifersucht besteht dann nicht mehr aus einem kleinen, unwohlen Bauchgefühl, sondern die negativen Emotionen wirken überwältigend.“
- Anschuldigungen„Der Partner macht einem Vorwürfe für Kleinigkeiten und sieht hinter allem grundlos einen Hinweis auf einen
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Ursachen für toxische Eifersucht: „Hat viel mit Selbstwert zu tun“
Die Ursachen für eine extreme Eifersucht können Reinecke nach vielfältig sein. Es gebe aber allgemein drei Gründe, die typisch sind:
- Kindheit„Wer in der Kindheit früh mit Verlustängsten zu tun hatte, beispielsweise, weil Bezugspersonen einem die Sicherheit, geliebt zu werden, nicht gegeben haben, kann eine toxische Eifersucht entwickeln.“
- Selbstwert„Eifersucht hat viel mit Selbstwert zu tun: Habe ich als Kind nicht das Gefühl bekommen, dass ich genug bin, führt das zu einer großen Unsicherheit. Wer unsicher mit sich selbst ist, hat oft weniger Vertrauen in einer Liebesbeziehung.“
- Vergangene Beziehungen„Auch vergangene Beziehungen können eine Rolle spielen: Habe ich in früheren Beziehungen Betrug und Vertrauensbrüche erfahren, nehme ich diesen Rucksack auch in zukünftige Beziehungen mit und bin womöglich misstrauischer.“
Manchmal entstehe extreme Eifersucht aber auch aus Unsicherheit in der aktuellen Beziehung heraus. Die Expertin erklärt: „Wirkt die Liebe allgemein eher instabil, hat man eine größere Sorge davor, dass der andere fremdgehen könnte.“
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Toxische Eifersucht: So können Paare damit umgehen
Toxische Eifersucht bei sich selbst zu erkennen, sei sehr schwierig. „Man muss innehalten und sehr gut in sich hineinhören können. Übermannt einen das Gefühl und handelt man impulsiv?“, so die Paarberaterin.
Der andere Partner bemerkt das toxische Verhalten des anderen vielleicht eher. „Dann ist es wichtig, sich nicht aus der Beziehung rauszuziehen – daraus entsteht Distanz“, erläutert Reinecke. Auch, wenn man die Eifersucht vielleicht nicht nachvollziehen kann, sollte man erst einmal versuchen, empathisch zu reagieren.
Die Psychologin empfiehlt Paaren, insbesondere darüber zu sprechen, welche Gefühle genau hochkommen und warum, und dabei auf die Art der Kommunikation zu achten: „Bin ich extrem eifersüchtig, geht es auch darum, wie ich das äußere.“ Anstelle eines Vorwurfs sei es ratsam, sich wirklich einmal ruhig mit seinem Partner oder seiner Partnerin hinzusetzen und zu erklären, was in einem vorgehe. Ein Beispiel wäre: Bist du abends so lange weg, geht bei mir das Gedankenkarussell los.
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Reinecke zufolge ist es möglich, eine toxische Eifersucht zu bearbeiten. Doch das könne je nach Ausprägung ein schwieriger Weg sein. Sie betont: „Vor allem, wenn die Ursachen tief in der Vergangenheit liegen, kann es professionelle Hilfe brauchen.“