Berlin. Die Wärmepumpe dominiert primär in Neubauten. Doch Zahlen zeigen: die Heiztechnik könnte bald für mehr Eigentümer interessant sein.
Weg von fossilen Brennstoffen wie Heizöl oder Gas und stattdessen erneuerbare Energien nutzen – das Ziel der Ampel-Koalition: Bis 2045 soll Deutschland klimaneutral werden. Neben der Wirtschaft sowie dem Verkehr ist der Gebäudesektor ein elementarer Baustein hin zur Klimaneutralität. Vom Staat wird der Einsatz erneuerbarer Energien bei der Wärmeerzeugung über die Förderung für eine neue Heizung bezuschusst. Eine beliebte Option ist die Wärmepumpe.
Heizung im Neubau: Deutsche Hausbesitzer zeigen klare Tendenz
In Deutschland werden aktuell vor allem Neubauten mit Wärmepumpen beheizt. Im Jahr 2023 wurden die mit Strom betriebenen Geräte in knapp zwei Drittel (64,6 Prozent) der 96.800 fertiggestellten Wohngebäude eingebaut, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) berichtet. Im Vergleich zum Jahr 2014 ist damit der Anteil der Wärmepumpen in diesem Segment mehr als verdoppelt worden.
Und der Trend setzt sich fort – denn bei den genehmigten Wohngebäuden beträgt der Anteil an Wärmepumpen aktuell sogar 76,3 Prozent. Die zweitwichtigste Primärquelle bei Neubauten im Jahr 2023 war die Gasheizung, welche in rund 20 Prozent der Gebäude eingesetzt wird – im Vergleich zu vor zehn Jahren hat sich diese Zahl jedoch halbiert. Hinzu kommen noch 8,2 Prozent Gebäude mit Fernwärme und knapp 5 Prozent mit anderen erneuerbaren Energieträgern wie Pellets oder Biomasse.
Statt Wärmepumpe – Eigentümer investieren auch in Hybridheizungen
Kaum noch eine Rolle spielt die Ölheizung in Neubauten. Die Heizung wurde im Jahr 2023 gerade noch in 300 Gebäude eingebaut, was einem Anteil von 0,3 Prozent entspricht. Zwar gibt es mittlerweile auch Bioheizöl und entsprechende Ölheizungen am Markt, Brancheninsider sehen sie aber als Nischenlösung. Ein Nachteil ist der aktuell noch hohe Preis für erneuerbare Brennstoffe, der bei der Ölheizung aktuell über dem der regulären Heizölpreise in Deutschland liegt.
Erneuerbare Energien kommen bei Neubauten auch als ergänzende Wärmeerzeuger zum Einsatz – etwa mit einem Holzofen. Ob als primäre oder sekundäre Quelle – insgesamt werden erneuerbare Energien in vier von fünf neuen Wohngebäuden (79,6 Prozent) als Heizung genutzt. Gleichzeitig wurde im Jahr 2023 die inländische Produktion von Wärmepumpen jedoch deutlich zurückgefahren. Insgesamt waren es im Jahr zwar 400.100 Einheiten und damit 14,0 Prozent mehr als im Jahr zuvor.
Förderung ab 2024: So viel Zuschuss gibt‘s
Unabhängig vom Einkommen bekommen alle Eigentümer einen Basiszuschuss von 30 Prozent der Gesamtkosten. Zusätzlich gibt es für effizientere Erdwärmepumpen und Wärmepumpen mit natürlichem Kältemittel einen Effizienzbonus von fünf Prozent, was in der Summe eine Grundförderung von bis zu 35 Prozent ermöglicht. Haushalte mit einem Jahreseinkommen bis maximal 40.000 Euro (ca. 50.000 Euro brutto) erhalten weitere 30 Prozent Zuschuss, in Summe also 65 Prozent.
Für besonders schnelle Hausbesitzer gibt es den Geschwindigkeitsbonus: Wer bis zum 31. Dezember 2025 eine mindestens 20 Jahre alte Gas- oder Ölheizung austauscht, kann zusätzlich zur Basisförderung einen weiteren Zuschuss bekommen. Der Bonus ist allerdings zeitlich gestaffelt und nimmt über die Jahre ab. Theoretisch sind so bis zu 85 Prozent Förderung möglich – jedoch ist der Zuschuss auf maximal 70 Prozent der Kosten und 21.000 Euro begrenzt.
Zusätzlich zur Bundesförderungen können Eigentümer von weiteren Zuschüssen der Bundesländer und den Vorteilen der Förderbank KfW profitieren, die zinsgünstige Kredite und Direktzuschüsse für energetische Sanierungen anbietet.
Wärmepumpen-Zahlen sind klares Signal: Warum Verbraucher profitieren
Die Rekordzahl von 132.000 gebauten Wärmepumpen aus dem ersten Quartal wurde allerdings im Jahresverlauf nie mehr erreicht, sondern ging auf gut 54.000 Stück im Schlussquartal zurück. Auch der Außenhandel ging im Laufe des Jahres 2023 deutlich zurück. Hintergrund ist die entschärfte Gesetzgebung zum Einsatz erneuerbarer Energien im Gebäudebereich. Hausbesitzer haben neben der Wärmepumpe mehr Möglichkeiten, die Vorgaben zu erneuerbaren Energien zu erfüllen.
Die Produktionszahlen klingen zunächst negativ. Verbraucher können davon aber profitieren. Sinkende Produktionszahlen sind ein Anzeichen für eine sinkende oder stagnierende Nachfrage. Aktuell gibt es mehr Wärmepumpen am Markt als nachgefragt werden. Das wiederum begünstigt sinkende Preise für Wärmepumpen.
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Kosten und Effizient: Abwarten kann sich bei einer Wärmepumpe rechnen
„Die Preise werden in den kommenden Jahren deutlich sinken“, sagte Jens Suedekum – Professor of International Economics – von der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf, als Viessmann seine Wärmepumpen-Sparte 2023 in die USA verkauft hat. Neben einer stagnierenden Nachfrage sieht der Ökonom auch die Konkurrenz aus dem asiatischen Raum, die sich in Deutschland etabliert. Sein Tipp damals: „Clevere Verbraucher können in ein paar Jahren von deutlich niedrigeren Preisen profitieren.“
Hinzu kommt: An Wärmepumpen wird geforscht und die Geräte entwickeln sich immer weiter. Neue Anlagen haben zum Beispiel einen deutlich höheren Wirkungsgrad und eignen sich damit auch als Heizung in Altbauten sowie in Regionen mit sehr niedrigen Temperaturen – etwa im skandinavischen Raum. Konkret bedeutet das, dass aus einer Kilowattstunde Strom mehr Wärme erzeugt werden kann. Aktuell liegt das Verhältnis bei Luft-Wärmepumpen bei 1:3.
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Neue Erdwärmepumpe erzeugen aus einer Kilowattstunde Strom sogar über vier Kilowattstunden Strom – Tendenz steigend. Für die Wirtschaft sind die aktuellen Zahlen zur Wärmepumpe stattdessen weniger erfreulich. Nachdem Viessmann im Jahr 2023 seine Wärmepumpen-Sparte in die USA verkauft hat, haben auch andere Hersteller reagiert. Der Heizungsbauer Vaillant hat vor Kurzem ebenfalls eine drastische Ankündigung gemacht und plant, Stellen abzubauen.
mit dpa