Berlin. Die Behandlung von Brustkrebs ist sehr individuell. Die Expressionsanalyse kann helfen, die Therapie zu verbessern.

Brustkrebs ist nicht gleich Brustkrebs. Weil es viele Tumortypen gibt, gestaltet sich die Behandlung oft sehr individuell . Daher hat die Medizin ein wirksames Instrument entwickelt, um die Therapie noch stärker auf die einzelne Patientin abstimmen zu können: die sogenannte Expressionsanalyse. Diese kann unter anderem dabei helfen, einem Teil der betroffenen Frauen die starken Nebenwirkungen einer Chemotherapie zu ersparen.

Mit zuletzt rund 71.400 Neuerkrankungen pro Jahr ist Brustkrebs nach Angaben des Krebsinformationsdienstes die mit Abstand häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Etwa eine von acht Frauen in Deutschland ist im Laufe ihres Lebens davon betroffen. Fast drei von zehn Erkrankten sind zum Zeitpunkt der Diagnose jünger als 55 Jahre.

Bei Frauen mit Brustkrebs im Frühstadium kann der Tumor durch eine Operation oft vollständig entfernt werden. Es kann aber sein, dass trotzdem Krebszellen im Körper bleiben und nach Jahren in der Brust, in angrenzendem Gewebe oder an einer anderen Stelle des Körpers wieder wachsen. Dann sprechen Mediziner von einem Rückfall. Die Heilungschancen sind dann meist deutlich geringer..

Brustkrebs: Behandlung mit zellhemmenden Medikamenten belastet

Um das Risiko für einen Rückfall zu senken, erfolgt häufig eine Nachbehandlung mittels Strahlentherapie und verschiedenen Medikamenten. Bei manchen Frauen kann eine Chemotherapie nötig sein. Diese Behandlung mit zellhemmenden Medikamenten ist aber mit Belastungen und Risiken verbunden.

Deshalb wird versucht, das Rückfallrisiko möglichst genau zu bestimmen. Je niedriger das Risiko, desto eher kann auf die Chemotherapie verzichtet werden. Denn in diesen Fällen ist davon auszugehen, dass die Nachteile einer solchen Behandlung die Vorteile überwiegen. Doch wie soll dieses Rückfallrisiko bestimmt werden?

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Seit etwa vier Jahren stehen für die Bestimmung des Rückfallrisikos Genexpressionstests zur Verfügung, die von den Krankenkassen bezahlt werden: „Voraussetzung dafür ist, dass die Frau einen hormonrezeptor-positiven Brustkrebs hat“, sagt Susanne Weg-Remers vom Deutschen Krebsforschungszentrum. Das bedeutet, dass die Zellen im Tumorgewebe hormonabhängig wachsen.

Genexpressionsanalyse bringt Informationen über den Tumor

„Darüber hinaus müssen die Brustkrebszellen HER2 negativ sein, der Tumor darf also das HER2-Protein nicht oder nur in geringer Menge bilden“, so Weg-Remers weiter. Wichtig auch: Der Tumor müsse in einem frühen Stadium erkannt worden sein. Er dürfe noch nicht in die Lymphknoten gestreut haben.

Vor der Testung wird die Art des Tumors mit einer pathologischen Analyse des Gewebes bestimmt. Dabei gucken die Experten auf dessen Oberfläche. „Doch manchmal kann eine Tumorzelle außen etwas vortäuschen, was innen gar nicht vorhanden ist “, sagt Kornelia Aigner, Leiterin der Abteilung Tumorbiologie am Medias Klinikum Burghausen. Dort wird der Test wie auch in anderen Krankenhäusern eingesetzt.

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    „Mit einer Genexpressionsanalyse erhalten wir viel mehr Informationen über die Eigenschaften des Tumors. Der Expressionstest zeigt, welche Gene aktiv sind“, so die Biologin. Und die Aktivität bestimmter Gene wiederum hat Einfluss auf das Rückfallrisiko oder die Erfolgsaussichten von Therapien. Ein zusätzlicher Eingriff ist für den Expressionstest nicht notwendig. Dieser kann aus Gewebe erfolgen, das den Patientinnen bereits entnommen wurde.

    Biomarker zeigen Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls

    Das Ergebnis des Biomarker-Tests macht Aussagen über die Wahrscheinlichkeiten eines Rückfalls. Mit absoluter Sicherheit vorhersagen, ob eine bestimmte Frau tatsächlich einen Rückfall haben wird, kann er nicht.

    Am Medias Klinikum Burghausen sind die Erfahrungen mit Einsatz der Genanalysen positiv: „Wir haben durch den Test bessere Überlebensraten, weil wir Tumore genauer behandeln können. Und wir schaffen für viele Betroffene mehr Lebensqualität, weil wir auch Therapien mit starken Nebenwirkungen vermeiden können, die sowieso keinen Nutzen hätten“, sagt Aigner.

    „Frauen mit einem niedrigen Rückfallrisiko würde man tatsächlich sagen, dass eine zusätzliche Chemotherapie wahrscheinlich keinen oder nur einen geringen Nutzen hat“, erklärt Susanne Weg-Remers. Die Test-Ergebnisse führten zu einer fundierteren Empfehlung. Letztlich obliege es aber weiter auch einer persönlichen Bewertung, welches Rückfallrisiko so niedrig erscheint, dass Frauen auf eine Chemotherapie verzichten wollen.

    Chance für eine bessere Behandlung bei Brustkrebs

    Kornelia Aigner zufolge sind die Brustkrebspatientinnen des Klinikums in Burghausen von dieser neuen Möglichkeit sehr angetan. „Sie haben weniger Angst davor zu erfahren, dass sie womöglich ein hohes Rückfallrisiko haben, als dass sie froh darüber sind, dass es die Chance für eine bessere Behandlung gibt“, so Aigner.

    Die Biologin geht davon aus, dass Expressionsanalysen in Zukunft sogar noch ausgeweitet werden - für mehr Indikationen, also auch andere Krebsarten, und auch für spätere Stadien der Brustkrebs-Erkrankung. „Irgendwann werden diese Tests vielleicht auch zwischen den Therapien gemacht, um die Therapie dem Ansprechverhalten des Tumors anpassen zu können.“