Berlin. Der CO₂-Preis macht das Heizen mit Gas oder Öl künftig teurer. Um wie viel Mehrkosten es geht, rechnet uns ein Energieberater vor.

Muss eine Heizung in den nächsten Jahren ausgetauscht werden oder geht irreparabel kaputt, müssen sich Eigentümer Gedanken um ihr Heizkonzept machen. Ist ein Wärmenetz nicht absehbar, kommen neben einer Wärmepumpe auch Alternativen, etwa die Pelletheizung, infrage. Auch eine neue Gasheizung wäre – Stand heute – denkbar, wenn deren Anteil an erneuerbaren Energien mindestens 65 Prozent beträgt. Das erfüllt etwa eine H2-ready (Wasserstoff) Gasheizung.

Experte warnt vor fossiler Heizung – „hohe fünfstellige Summe“

Auch eine Hybridheizung aus Gasheizung mit Wärmepumpe oder Photovoltaik ist denkbar, um die 65-Prozent-Bedingung erfüllen. Doch Energieexperten wie Benjamin Weismann vom Energieberaterverband (GIH) raten mehrheitlich von solchen Investitionen in eine neue Gas- oder Ölheizung ab. Ein wichtiger Grund ist der CO₂-Preis, der Heizen und Tanken in den kommenden Jahren teurer macht. Gerad ebei einer Heizung mit rund 20 Jahren Lebensdauer kann das ins Gewicht fallen.

Weismann warnt: "Steigt der CO₂-Preis – wie von vielen Experten erwartet – auf über 100 Euro pro Tonne CO₂ in den kommenden Jahren, kann man über die Laufzeit einer neuen fossilen Heizung zwischen 20 und 25 Jahren dafür zusammengerechnet eine hohe fünfstellige Summe bezahlen." Wo technisch möglich empfiehlt der Energieberater daher die Wärmepumpe – monovalent oder in einer Hybridlösung mit Gas oder Öl.

CO₂-Preis von 2021 bis 2025

JahrCO₂-Preis je Tonne
202445 Euro
202555 Euro
202655 bis 65 Euro
2027freie Preisbildung

Quelle: Brennstoffemissionshandelsgesetz (BEHG)

CO₂-Preis für Heizöl und Gas: So funktioniert der Emissionshandel

Das System CO₂-Preis funktioniert – einfach erklärt – folgendermaßen: Unternehmen, die fossile Rohstoffe nutzen, müssen für jede durch die Verbrennung verursachte Tonne CO₂ Emissionszertifikate erwerben. Laut der Deutschen Emissionshandelsstelle liegt der Festpreis je Zertifikat 2024 bei 45 Euro. In den kommenden Jahren steigt der Preis auf bis zu 55 bis 65 Euro je Zertifikat im Jahr 2026 an. Die Mehrkosten werden von den Unternehmen an die Verbraucher weitergegeben.

Wie funktioniert der Emissionshandel?

Der Emissionshandel setzt eine Obergrenze für CO₂-Emissionen und verteilt sogenannte Emissionszertifikate. Ein Zertifikat berechtigt zur Emission von einer Tonne CO₂. Unternehmen müssen für ihren Ausstoß Zertifikate kaufen oder handeln. Die Anzahl der Zertifikate wird schrittweise verringert, um seine Emissionen zu senken. Wer weniger CO₂ verursacht, kann überschüssige Zertifikate verkaufen. Das schafft einen finanziellen Anreiz, Emissionen zu reduzieren und auf umweltfreundliche Technologien umzusteigen.

Die Verwendung einer Gasheizung über Biogas könnte in Zukunft eine Alternative zu Wärmepumpe und Co. sein. Denn anders als Wasserstoff sei Biomethan ein Austauschgas, fasste es Manuel Maciejczyk, Geschäftsführer beim Fachverband Biogas, gegenüber unserer Redaktion zusammen. „Biogas kann ohne Bedenken in das Gasnetz eingespeist werden.“ Das Gasnetz und die Heizungen müssen dafür nicht umgerüstet werden. Doch es gibt einen Haken: die Kapazitäten.

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Nach Informationen des Statistischen Bundesamts (Destatis) hat der Anteil der Gasheizungen in Deutschland 2021 bei 34,3 Prozent gelegen. Rund die Hälfte der deutschen Haushalte heizt schätzungsweise noch mit Gas. Maciejczyk erklärt dazu: "Bis 2030 können wir sieben Millionen Haushalte mit Biogas erreichen." Das Biogas ist damit aktuell nur für einen Bruchteil der deutschen Haushalte eine Option.

Neue Gas- oder Ölheizung rechnet sich kaum noch – ein Fazit

Vom CO₂-Preis bis zu mangelnden Kapazitäten von Biomasse und Wasserstoff – vieles spricht gegen eine neue Gasheizung ohne klimafreundlichen Anteil. Zumal eine Wärmepumpe aktuell kaum teurer als eine Gas- oder Ölheizung ist, sobald man die staatliche Förderung für eine Heizung einrechnet. Die Mehrkosten amortisieren sich zudem über die Jahre, auch dank der eingesparten CO₂-Kosten und der perspektivisch sinkenden Strompreise.