Berlin. Gefälschte Gütesiegel auf Shopseiten sind bekannt. Eine neue Betrugsmasche: Das Zertifikat hinter dem Gütesiegel nachahmen. Was tun?

Dass betrügerische Onlineshops Gütesiegel fälschen, um besonders vertrauenswürdig zu erscheinen, ist schon länger bekannt. Und doch fallen Verbraucherinnen und Verbraucher immer wieder darauf herein. Jetzt aber ist noch größere Vorsicht geboten, warnen Verbraucherschützer. Nun verlinken Kriminelle gefälschte Gütesiegel mit gefälschten Zertifikaten, die scheinbar die Echtheit belegen.

Mit Gütesiegeln auf ihrer Webseite wie etwa „Trusted Shops“ zeigen seriöse Onlinehändler, welche Qualitätsstandards sie erfüllen. Klickt man ein Siegel an, öffnet sich eine Webseite des Gütesiegel-Anbieters, auf der die Zertifizierung mit Prüfdatum bestätigt wird. Bisher war es so, dass Fake Shops die Siegel zwar oft fälschten – diese aber gar nicht angeklickt werden konnten. Wer das wusste und den Klicktest machte, konnte dem Fake Shop so auf die Schliche kommen.

Gütesiegel sind für Onlinekäufer häufig ein sicheres Zeichen für seriöse Händler. Manchmal lohnt es sich aber, genauer hinzuschauen.
Gütesiegel sind für Onlinekäufer häufig ein sicheres Zeichen für seriöse Händler. Manchmal lohnt es sich aber, genauer hinzuschauen. © Shutterstock / gpointstudio | gpointstudio

Gefälschte Gütesiegel anklicken reicht nicht mehr

Bei der neuen Masche geht das nicht mehr. „Das Siegel ist gefälscht, und außerdem kann es angeklickt werden. Daraufhin erscheint eine Webseite mit einem Zertifikat, die aber ebenfalls gefälscht sind“, sagt Kathrin Körber von der Verbraucherzentrale Niedersachsen.

Die Juristin ist auf eine Reihe angeblicher Handelsportale für Goldbarren und Goldmünzen aufmerksam geworden, die das „Trusted Shops“-Siegel fälschten. Bis auf ein Portal – www.goldhandel-preisliste.de – seien diese Fake Shops nicht mehr online, was sich aber ändern könne.

„Wir gehen davon aus, dass die offline gestellten Fake-Portale wieder aktiviert werden nach einiger Zeit“, erläutert die Verbraucherschützerin, die von einer „Weiterentwicklung“ der Fake-Shop-Betrügereien spricht. Eine schriftliche Anfrage an die im Impressum des Portals www.goldhandel-preisliste.de genannte E-Mail-Adresse mit der Bitte um Stellungnahme blieb unbeantwortet. Auch mehrfache Anrufversuche über die aufgeführte Telefonnummer scheiterten, weil laut Bandansage „alle unsere Leitungen belegt“ waren.

Fake Shop handelte im Netz mit Gold

Laut Verbraucherschützerin Körber sind der im Impressum der Gold-Fake-Shops genannte Unternehmensname, die Anschrift sowie die Handelsregisternummer und die Umsatzsteuer-ID von der Homepage eines seriösen Händlers für Edelmetalle entwendet worden.

Außerdem sehe die Fake-Webseite der Original-Webseite dieses Händlers ähnlich – wie auch die Seite mit dem gefälschten Zertifikat einem echten Zertifikatsnachweis ähnele. Die gefälschte Zertifikatsseite beinhalte aber ausschließlich positive Kundenbewertungen. „Wer nur kurz draufschaut, der bemerkt die Fälschung nicht“, warnt die Verbraucherschützerin.

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Das Edelmetall-Handelsunternehmen, dessen Firmendaten von den Fake Shops illegal übernommen wurden, weist auf seiner Homepage darauf hin, dass „Betrugsseiten“ die eigenen Daten „missbräuchlich verwenden“ würden. Es nennt rund 40 dieser „Betrugsseiten“ namentlich, darunter www.goldhandel-preisliste.de. Den eigenen Angaben zufolge hat das Unternehmen „bereits Strafanzeige erstattet“.

Gütesiegel-Anbieter mit Übersicht echter Shops

Wegen der neuen Masche sollten sich Kaufinteressenten nicht mehr allein auf das Anklicken eines Siegels verlassen, rät die Verbraucherzentrale. Wer unsicher ist, ob es sich um einen echten Shop handelt, sollte stattdessen das Suchsystem auf der Homepage des jeweiligen Gütesiegel-Anbieters nutzen. „Wird der Shop dort nicht gefunden oder wird er als gesperrt angezeigt, stimmt etwas nicht“, sagt Expertin Körber. Passend dazu: Sieben fiese Fallen: Die neuen Tricks der Internetbetrüger

Außerdem empfiehlt sie, „sich immer als Erstes zehn Sekunden lang die Internetadresse genau anzusehen“. So laute die Adresse der Webseite, die sich bei www.goldhandel-preisliste.de nach dem Klick auf das Siegel öffne, www.trusted-online­shop3829.de – während die echte „Trusted Shops“-Zertifikatsseite die Adresse www.trustedshops.de hat.

Adresse per Hand eingeben sicherer als Link

„Es reicht nicht aus, nur auf das Siegel zu klicken“, meint auch Julia Gerhards, Rechtsreferentin der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Wer etwa geprüfte Goldhändler suche, könne bei den Gütesiegel-Anbietern in die Suchmaske „Gold“ eingeben und sich die Shops mit Zertifikat anzeigen lassen. Zum Vergleich der Shop-Angebote sollten die Internetadressen am besten per Hand in den Browser eingetippt werden. „Was ich über einen Link finde, muss nicht unbedingt vertrauenswürdig sein“, erläutert die Verbraucherschützerin.

Außerdem sollte nachgesehen werden, „wofür ein Siegel eigentlich steht“, so Gerhards. Gütesiegel, die Standards gewährleisten, welche einem Kunden wichtig sind, könnten eine wertvolle Orientierung sein. „Sonst würde man vielleicht immer nur bei den zwei, drei Shops bestellen, die man schon kennt“, so die Expertin.

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Wertlose Gütesiegel teils frei erfunden

Die Verbraucherzen­tralen warnen allerdings davor, Siegeln blind zu vertrauen. „Oftmals ist gar nicht klar erkennbar, wofür das Gütesiegel steht und wer es verliehen hat. Teilweise erfinden Händler sogar eigene Siegel, hinter denen kein Mehrwert steht“, so die Erfahrung der Verbraucherschützer. Umgekehrt gibt es aber auch viele Shops, die auf Siegel ganz verzichten – und trotzdem absolut seriös arbeiten.

Ein Tipp: Die Initiative D21 der deutschen Wirtschaft hat zusammen mit dem Bundeswirtschaftsministerium und Verbraucherverbänden Qualitätsstandards für Onlinehändler festgelegt. Vier Gütesiegel-Anbieter haben sich verpflichtet, diese Standards für ihre Siegelvergabe heranzuziehen:

  • „EHI Geprüfter Online-Shop“,
  • „ips - internet privacy standard“,
  • „s@fer-shopping“ und
  • „Trusted Shops“.

Fake Shops im Netz: Woran erkenne ich sie?

Siegel wie das von Anbieter Trusted Shops sind auch ein Zielobjekt von Fälschern.
Siegel wie das von Anbieter Trusted Shops sind auch ein Zielobjekt von Fälschern. © PR | pr

Trusted Shops, dem Anbieter eines Gütesiegels im Onlinehandel, sind die gefälschten Zertifikate bekannt. Die neue Masche sei seit Pandemiebeginn öfter aufgetreten. Bei einer Gegenüberstellung der gefälschten Zertifikate-Webseite mit einer richtigen Trusted-Shops-Seite seien die Unterschiede aber „dann doch leicht zu erkennen“. Das betreffe etwa die URL, also die Internetadresse, das Design und die beim Fake Shop fehlenden Kontaktmöglichkeiten.

Um einen Fake Shop zu erkennen, rät Trusted Shops, auch auf folgende Merkmale zu achten:

  • auffallend günstige Preise,
  • undurchsichtige Zahlungsmöglichkeiten,
  • unkonkrete Lieferfristen und
  • unschlüssige Bewertungen.