Berlin. Smarte Fahrradtrainer für zu Hause erleben in der Pandemie einen Boom. Aber muss es das Luxus-Produkt sein? Tipps für den Einstieg.

Fitnessstudios und Schwimmbäder: geschlossen. Teamsport im Verein: bis auf Weiteres untersagt. Wer sich zu Jahresbeginn kältegeschützt in Form bringen will, kann zu Hause vor dem Bildschirm trainieren.

Dabei ist mehr möglich als Fitnessübungen mit Matte und Gewichten. Einen Boom erleben in diesem Corona-Winter smarte Indoor-Fahrradtrainer. Damit können Hobbyradler im Wohnzimmer oder Keller auf Wunsch recht realistisch durch virtuelle Landschaften radeln und Trainings absolvieren. Was Neueinsteiger jetzt wissen müssen:

Besser als Heimtrainer: Was ist der Reiz von smarten Radtrainern?

Das Radeln in den eigenen vier Wänden bietet Vorteile: Der Ausdauersport kurbelt ähnlich wie Lauftraining die Fettverbrennung an und stärkt das Herz-Kreislauf-System. Er eignet sich als Abwechslung zur Laufrunde oder als gelenkschonende Alternative für jene, die im Winter ungern die Laufschuhe schnüren.

Vor allem aber hat das Radtraining zu Hause enorm an Reiz gewonnen. Grund dafür sind smarte Rollentrainer aus dem Handel, die zunehmend ausgereifter daherkommen. Die Geräte können je nach Preisklasse das Radeln im Freien immer realistischer nachahmen.

Im Vergleich zum eintönigen Heimtrainer bieten smarte Indoor-Radtrainer nicht nur mehr Funktionen. Sie punkten auch mit mehr Abwechslung durch Apps für PC und mobile Geräte, die das Training auf den Bildschirm übertragen.

Welche Ausrüstung benötige ich bei Rollentrainern?

Grob lassen sich Radtrainer für zu Hause in drei Klassen unterteilen, die sich nach Budget und Trainingsanspruch des Sportlers richten:

  • Günstige Rollentrainer, bei denen das eigene Rennrad oder Mountainbike komplett auf einer oder mehreren Walzen einer Rolle läuft. Sie sind je nach Modell schon ab 100 bis 300 Euro erhältlich.
  • Smarte Indoor-Rollentrainer mit Schwungrad, die anstelle des Hinterrads montiert werden. Die Geräte können automatisch den Tretwiderstand anpassen und sich drahtlos mit PC, Smartphone oder Tablet verbinden, um mithilfe von Apps die Trainingsfahrt virtuell darzustellen. Sie liegen in der Preisklasse 500 bis 1300 Euro.
  • Komplettsysteme aus Fahrradgestell, Smart-Trainer, Bildschirm und teilweise Live-Trainingskursen. Dafür muss man bereit sein, vor allem am Anfang Geld zu investieren.

US-Anbieter Peloton verlangt für sein Basisgerät knapp 2200 Euro plus monatlich rund 40 Euro Mitgliedsbeitrag. Die Systeme von Tacx (rund 2600 Euro) und Wahoo (rund 3500 Euro) ohne Abo kosten mehr.

Neben dem Gerät, das einmal angeschafft werden muss, ist eine Schutzmatte ratsam. Sie dämpft den Lärmpegel, der beim Treten durch Vibrationen entsteht, und schützt zugleich den Fußboden. Für Trainings-Apps oder -kurse können monatlich Zusatzkosten anfallen.

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Welcher Indoor-Radtrainer ist für wen geeignet?

Günstige Rollentrainer sind gut zum Einstieg, wenn man ein Rad besitzt und anfangs nicht viel ausgeben will. Je nach Modell sorgen Walzen unter dem Hinterrad oder unter beiden Rädern dafür, dass man im Wunschtempo in die Pedale treten kann.

Preiswerte Modelle lassen sich in der Regel nicht mit Trainings-Apps verbinden. Die Rollen sind mitunter recht laut. Auf Modellen ohne Hinterradständer muss man selbst das Gleichgewicht halten.

Smarte Indoor-Radtrainer simulieren echtes Fahrgefühl deutlich besser und richten sich an ambitioniertere Hobbyradfahrer oder -triathleten. Das eigene Rennrad oder Mountainbike ist stabil eingespannt. Drahtlos verbunden mit einer Trainings-App lassen sich damit virtuelle Einheiten am Bildschirm absolvieren.

Berganstiege und Abfahrten sowie festgelegte Leistungsstufen registriert das Gerät und passt den Widerstand an, das Treten geht dann schwerer. Leistung, Puls oder Trittfrequenz lassen sich auf den Bildschirm übertragen.

Als führende Anbieter gelten Tacx und Wahoo. Die Betriebslautstärke neuerer Modelle wird laut Testberichten immer leiser und ist auch bei Einstiegsmodellen akzeptabel. Wie bei günstigen Rollentrainern kann es auch bei Smart-Trainern durch Abrieb am Reifen oder dem Schwungrad zu Gerüchen kommen. Daher sollte der Raum oder Keller stets gut belüftet sein.

Komplettsysteme mit Allround-Paketen benötigen kein eigenes Fahrrad. Das Konzept von Peloton mit Spinning-Kursen richtet sich – anders als die Systeme von Tacx und Wahoo – eher an Fitness-Enthusiasten als an Radfahrer.

Der Anbieter setzt auf meist kurze, aber knackige Einheiten, bei denen man übers Internet teils live am Bildschirm von echten Trainern motiviert wird. Nur dass diese gern mal in New York oder London sitzen statt im Studio um die Ecke. Beim Schwitzen zu Hause soll am Schirm ein Gruppengefühl entstehen.

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Wie kann ich auf virtuellen Strecken trainieren?

Die meistverbreitete Trainings-App ist die des US-Anbieters Zwift. Sie ist auch auf Deutsch verfügbar und funktioniert nach einem Abo-Modell: Nach bis zu vier kostenlosen Testwochen (beim Kauf bestimmter Smart Trainer) kostet sie rund 15 Euro monatlich.

Die Zwift-App lässt sich auf dem PC, Smartphone, Tablet oder Smart TV installieren und kabellos etwa per Bluetooth mit smarten Rollentrainern verbinden. Abonnenten können dann virtuell auf mehreren verfügbaren Strecken radeln: im New Yorker Central Park, durch Landschaften Frankreichs oder durch eine eigens erbaute Fantasiewelt namens Watopia.

Auf den Strecken trifft man zu jeder Uhrzeit andere echte Nutzer, die weltweit zeitgleich in die Pedale treten. Auch Gruppenfahrten sind möglich.

Für Langzeit-Motivation sollen spielerische Elemente wie Erfahrungspunkte sorgen, die für Distanzen oder Herausforderungen ausgeschüttet werden und die sich anschließend gegen virtuelle Ausrüstung einlösen lassen. Andere Trainings-Apps setzen etwa auf Videos echter Strecken.