Berlin. Das Motto für die dunkle Jahreszeit: Zurücklehnen und genießen. Zumindest, wenn Sie diese Dinge bei der Gartenpflege beachtet haben.

Vertrocknete Halme, welke Blüten, Laub. Obwohl hier und da die Rosen noch blühen, ist es nicht mehr zu übersehen: Im Garten ist Herbst . Zeit, ein bisschen Ordnung zu machen. Oder? Der Gärtnermeister Oliver Fink verneint. In den vergangenen Jahren habe sich etwas ganz grundlegend verändert.

„Früher hat man den Garten im Herbst aufgeräumt, heute raten wir davon ab.“ Alles sauber zu machen, entspreche vielleicht dem Bedürfnis des Menschen, in der Natur sei das aber nicht vorgesehen, sagt der Vorsitzende des Verbands der Gartenbaumschulen.

So sind also inzwischen auch Gartenbetriebe auf einer Linie mit Naturschützern und Naturgärtnern angelangt, die sagen: Ordnung sollte man sich abgewöhnen. Man könnte es als eine Gegenbewegung zu den beliebten und inzwischen mancherorts verbotenen Steingärten und Betonwüsten sehen. „Nehmen Sie das Beispiel Laub“, sagt Fink. Keine Pflanze gehe kaputt, weil tote Blätter darauf liegen. „Im Gegenteil. Das ist der natürliche Kreislauf, und den unterbrechen wir im Garten zu häufig“, sagt der Gärtnermeister.

Im Herbst im Garten: Zeit für Pflanzenhygiene

Weil ein Garten aber ein kultiviertes Stück Land ist und keine Wildnis, gilt es aber eben doch ein paar Dinge zu beachten. Das sagt auch Corinna Hölzel vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und Freundin des Naturgartens: „Man sollte sich jetzt um Pflanzenhygiene kümmern, damit sich zum Beispiel Pilzkrankheiten nicht ausbreiten können“, sagt Hölzel.

Konkret bedeutet das Fruchtmumien von den Obstbäumen und dem Rasen entfernen und am besten im Restmüll, nicht auf dem Kompost entsorgen. Genauso kranke Äste und Laub. Zu erkennen seien Krankheiten etwa an weißem Belag, sagt Oliver Fink. „Auch wenn Pflanzen schon im Frühjahr braune Blätter hatten oder ganze Astpartien abgestorben sind, kann das auf eine Krankheit hinweisen“, sagt der Gärtner.

Künftig werde das Thema Pflanzenhygiene immer wichtiger, betont Fink. Denn die Zahl der angebotenen Pflanzenschutzmittel nehme immer weiter ab, „es gibt nur noch einen Bruchteil der Produkte von vor zehn Jahren“. Das sei eine gute Entwicklung. Wer aber trotzdem gesunde Pflanzen haben wolle, müsse eben vorbeugend arbeiten. Lesen Sie mehr: Mit diesen Tricks wirken selbst kleine Gärten ganz groß

Tipp vom Experten: Laub weiterverwenden statt entsorgen

Ein Mann will im Sonnenuntergang Äste an einem Lindenbaum abschneiden.
Ein Mann will im Sonnenuntergang Äste an einem Lindenbaum abschneiden. © ZB | Patrick Pleul

Zur Hygiene gehört auch, das Laub vom Rasen zu rächen. Denn da Gras eine immergrüne Pflanze ist, braucht sie Licht für ihren Stoffwechsel. Doch die alten Blätter sollten nicht alle auf der Laubsammelstelle oder in Säcken landen. Der Naturgärtner sagt: Ab damit aufs Beet und unter die Hecken. Lesen Sie hier: Mit diesen drei Topps wird Ihr Rasen zum Hit

„Das Laub ist Winterschutz, Nährstofflieferant und schützt den Boden vor dem Austrocknen“, sagt auch Bettina de la Chevallerie, Geschäftsführerin der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft 1822 und ebenfalls Freundin des Naturgartens.

Aber auch in stillen Ecken, zu lockeren Haufen gerächt, leistet das Laub seinen Beitrag. Als Unterschlupf für Insekten, Eidechsen, Igel und andere kleine Säugetiere. Auch Altholz oder Zweige, aufgeschichtet unter einer Hecke oder hinter dem Kompost, bietet Tieren einen Unterschlupf.

Und apropos Unterschlupf: „Schneiden Sie Stauden im Herbst nicht runter“, sagt de la Chevallerie. Auch sie dienen Gartenbewohnern als Winterquartier und die Samenstände verblühter Stauden bieten im Winter Nahrung für viele Gartenvögel.

Baum- und Pflanzenschnitt: Lieber erst nach Ende des Winters schneiden

Schneiden ist ohnehin nicht das Thema des Herbstes, auch wenn es viele Gärtner anders sehen. Oliver Fink fasst es so zusammen: Nur die Himbeere muss geschnitten werden, alles andere kann bleiben. „Wir sind weg vom klassischen Herbstschnitt.“ Bei der Himbeere sollten alle abgeernteten Triebe bodennah weggenommen werden, um das sogenannte Himbeerrutensterben zu verhindern.

Wer unbedingt schneiden wolle, sagt Fink, sollte das in den ausklingenden Winter und näher an die Vegetationszeit schieben. „Bäume und Hecken können sonst Probleme mit den offenen Wundstellen bekommen.“ Zu spät darf der Schnitt aber auch nicht erfolgen: Am 1. März beginnt die bis September dauernde Schonzeit für die Vogelbrut . Laut Bundesnaturschutzgesetz ist in diesem Zeitraum im Garten nur ein „schonender Form- und Pflegeschnitt“ erlaubt.

Noch etwas sollten Hobbygärtner nicht vergessen: Einige Pflanzen, etwa die gelb blühende Forsythie oder die Felsenbirne, haben bereits jetzt ihre Blütenknospen angelegt – wer sie jetzt schneidet, bringt sich im nächsten Jahr um die Blüte.

Gärtnern im Herbst: Rosen umsiedeln

Wem es jetzt dennoch in den Gärtnerfingern juckt, für den haben die Experten einen Rat: Pflanzen Sie! Auch hier hat es einen Kulturwandel gegeben. Vom Frühjahr hin zum Herbst als optimaler Zeit für neue Gewächse. „Bevor der Dauerfrost kommt, kann man wunderbar Bäume oder Sträucher wie die Haselnuss, den Gewöhnlichen Schneeball oder die Felsenbirne pflanzen“, sagt de la Chevallerie. Auch das Umsiedeln von Gewächsen wie Rosen ist jetzt sehr gut möglich, sagt Fink.

Diesmal darf aber die Gartenschere zum Einsatz kommen, denn beim Ausgraben verliert die Rose wahrscheinlich Wurzelmasse. „Damit die weniger gewordenen Wurzeln die oberirdische Pflanze versorgen können, muss die Pflanzenmenge weniger werden“, erklärt Fink. Der Gärtner fasst es so zusammen: Weniger kann weniger versorgen.

Und wer sich jetzt schon mit dem Naturgärtnern angefreundet hat, könnte auch den Rat von Corinna Hölzel befolgen: „ Pflanzerde sollte torffrei sein“, sagt sie. „Denn Moore, aus denen der Torf gewonnen wird, sind einerseits wertvolle Lebensräume, aber vor allem Kohlenstoffspeicher.“ Beim Abbau von Torf werde klimaschädliches CO 2 freigesetzt. Wem, wenn nicht dem Gärtner, könnte an einem gesunden Klima gelegen sein.