Berlin. Dashcams filmen die Fahrt und können beim Unfall für klare Beweismittel sorgen. Welche kompakte Autokamera vorn liegt, verrät der Test.
Mit Beginn der dunklen und nassen Jahreszeit steigt leider auch die Wahrscheinlichkeit von Unfällen im Straßenverkehr. Trübe Sicht, häufiger Nieselregen und die früh einsetzende Dunkelheit machen gerade Fahrten in dichtem Verkehr gefährlich. Oft reicht nur ein kurzer Moment der Unaufmerksamkeit oder ein zu flüchtiger Blick, schon ist es passiert.
Meist sind es zum Glück nur vergleichsweise harmlose Rempler, aber gerade da stellt sich schnell die Frage: Wie konnte das denn passieren? Ohne Zeugen endet die Schuldfrage meist im Streit. Autokameras, auch Dashcams genannt, sind unbestechliche Zeugen, die immer zur Stelle sind: An der Windschutzscheibe angebracht, filmen sie das Verkehrsgeschehen mit und sind seit 2018 teilweise als Beweismittel vor Gericht zugelassen.
IMTEST, das Verbrauchermagazin der Funke Mediengruppe, nimmt fünf Modelle von Transcend, Garmin und Nextbase unter die Lupe und zeigt, welcher der digitalen Zeugen im Cockpit Platz nehmen darf.
Autokameras im Vergleich: Das sollten Fahrer vor dem Kauf wissen
Bei der Auswahl der richtigen Dashcam gibt es einige Besonderheiten:
Installation: Dashcams werden entweder mit einem Saugnapf (Transcend) oder einem Klebepad (Garmin) befestigt. Einzig Nextbase bietet beide Optionen. Vorsicht bei der Klebepad-Variante: Besonders der Klebstoff von Garmin ließ sich nur mit viel Kraft wieder entfernen. Wer mehrere Autos besitzt, sollte in Zusatzpads investieren.
Bedienung : Bis auf die Garmin Mini und Tandem verfügen alle Kameras über einen kleinen Bildschirm, in dem das Live-Bild zu sehen ist. Alle Kameras koppeln zudem per Wlan mit dem Handy, auf dem Sie auch Clips speichern und ansehen können. Allerdings: Die Bedienung am Gerät ist meist hakelig, die Menüs wirken bei allen Modellen stark veraltet und die Smartphone-Apps sind unübersichtlich und arbeiten teilweise sehr unzuverlässig (siehe Nextbase).
Speicherkarte: Bei der Transcend-Kamera und Garmins Tandem ist eine Speicherkarte zur Aufnahme der Clips mit dabei, bei den anderen Kameras muss sie extra dazugekauft werden.
Bußgeld-Gefahr: Seit Mai 2020 dürfen Dashcams keine Daueraufnahmen des Straßenverkehrs mehr durchführen, entschied der Bundesgerichtshof. Denn diese verletzten das Datenschutzrecht. Nur in bestimmten Einzelfällen können sie noch im Zivilprozess zugelassen werden.
Alle Dashcams im Test beschränken daher die Aufnahme auf wenige Minuten und löschen altes Material. Damit das nicht beim Unfall passiert, erkennt ein Bewegungssensor („G-Sensor“) Vollbremsungen oder Aufpralle und sorgt dafür, dass die Aufnahme zur Beweissicherung gespeichert bleibt.
Dashcams im Test: Die fünf Kandidaten im Detail
Die Kameras mussten in der Testwoche insgesamt über 100 Kilometer absolvieren, bei Tag und Nacht. Die Ergebnisse unseres Tests im Überblick:
- Transcend DrivePro 230Q Der Preis-Leistungs-Sieger punktet durch gute Aufnahmen tagsüber. Bei starkem Regen oder nachts können Details wie Nummernschilder unkenntlich bleiben. Auch der Betrachtungswinkel von nur 130 Grad sorgt für etwas eingeschränkte Sicht. Dafür runden Fahrassistenzsysteme wie eine Warnung beim Verlassen der Spur die Kamera ab.
- Garmin Dashcam Mini: Trotz der vergleichsweise schwachen Note hat die Mini ihre Vorzüge. Die winzige Kamera ist kaum größer als ein Autoschlüssel. Sie verzichtet komplett auf Assistenzsysteme und Bildschirm. Live-Bild und Aufnahmen erfolgen über die App und sind ausreichend gut. Wer nicht mehr braucht, kann zugreifen.
- Garmin 66W: Die 66W hat einen zwei Zoll kleinen Bildschirm und bietet mit Spurverlassens- und Kollisionswarnungsmodus hohen Funktionsumfang. Die hohe Auflösung von 2560 x 1440 Pixel erlaubt gute Detailaufnahmen bei Tag. Nachts gehen ein paar Details verloren.
- Garmin Tandem: Das Spitzenmodell von Garmin verzichtet auf einen Bildschirm, bietet dafür aber zusätzlich eine Kamera für den Innenraum. Zudem ist der Betrachtungswinkel mit 180 Grad höher als bei der Konkurrenz. Den Testsieg bescherten Bildqualität, Verarbeitung und Funktionsumfang.
- Nextbase 622GW: Die modern ausgestattete und per Touchscreen bedienbare Dashcam konnte im Test dank 4K-Auflösung und modernem Bildsensor das beste Bild produzieren – auch bei schlechten Wetterverhältnissen. Die App hingegen ist ein Flop: Sie stürzt oft ab und es gibt ständig Verbindungsabbrüche. Nextbase muss hier nachbessern.
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Fazit: Welche Autokamera passt zu mir?
Sie benötigen Überwachung innen wie außen? Dann greifen Sie zum Testsieger, der Garmin Tandem. Ist ein Bildschirm wichtig, nehmen Sie lieber den kleinen Bruder Garmin 66W. Trotz guter Aufnahmen ist aktuell von Nextbase aufgrund der mangelhaften App abzuraten. Der Preis-Leistungs-Sieg geht klar an den Transcend DrivePro 230Q: Gute Aufnahmen treffen hier auf zahlreiche Assistenzsysteme.
1.Platz: Dash Cam Tandem - Garmin / IMTEST Testsieger-Siegel Ausgabe 8-2020
- Preis: 341 Euro
- Die insgesamt beste Kamera bietet Aufnahmen nicht nur fürs Geschehen vor, sondern auch im Fahrzeug.
- + Gute Aufnahmen, bei Tag und bei Nacht. Nimmt auch Innenraum auf.
- - Kein eingebauter Bildschirm.
- Ergebnis: gut 2,2
2. Platz: DrivePro 230Q - Transcend / IMTEST Preis-Leisungssieger-Siegel Ausgabe 8-2020
- Preis: 94 Euro
- Eindeutiger Preis-Leistungssieger: Die 230Q „Privacy Edition“ bietet gute Aufnahmen und mehr Assistenzsysteme als die Konkurrenz.
- + Umfangreiche Ausstattung und gute Aufnahmen zum kleinen Preis.
- - Bei starker Vollbremsung verrutschte die Kamera manchmal.
- Ergebnis: gut 2,5
2. Platz: Dash Cam 66W - Garmin
- Preis: 244 Euro
- Hochwertige und sehr kompakte Kamera mit Bildschirm überzeugt durch gute Aufnahmen und einen (wenn auch etwas kleinen) Akku.
- + Klein und kompakt, fällt nicht auf. Sehr gute Aufnahmen.
- - Eingebauter Akku hält nur 28 Minuten durch.
- Ergebnis: gut 2,5
4. Platz: 622GW - Nextbase
- Preis: 299 Euro
- Bietet insgesamt die detailliertesten Tag und Nachtaufnahmen. Die App ist fehlerhaft und sorgt für Verbindungsabbrüchen.
- + 4K-Bildqualität, Sprachsteuerung mit Alexa, stabile Halterung.
- - Kamera selbst funktioniert gut, die App dazu so gut wie gar nicht.
- Ergebnis: befriedigend 2,7
5. Platz: Dash Cam Mini - Garmin
- Preis: 94 Euro
- Trotz fehlender Extras und Bildschirm ist die Mini perfekt, wenn es einzig um das Aufzeichnen des Verkehrsgeschehens geht.
- + Kleinste Kamera im Test, gute Bildqualität.
- - Verzichtet auf allerlei Assistenten und Bildschirm.
- Ergebnis: befriedigend 3,5
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