Berlin. Erziehung, Teilzeit und ein niedrigerer Lohn bedeuten für Frauen im Schnitt 400 Euro weniger Rente im Monat. Aber das lässt sich ändern.

Noch immer verdienen Frauen weniger als Männer, im Durchschnitt über alle Berufe sogar 20 Prozent. Selbst wenn sie dieselbe Arbeit verrichten, erhalten sie noch sechs Prozent weniger.

Die Gründe für die ungleiche Bezahlung sind vielfältig: Teilzeitarbeit oder berufliche Pausen für die Kindererziehung, die stärkere Wahl sozialer Berufe mit schlechterer Entlohnung – und wahrscheinlich auch Vorurteile in den Personalabteilungen und Chefetagen.

Frauen haben im Alter häufig weniger Rente zur Verfügung

Die Folge: Wer weniger verdient, zahlt weniger in die Rentenkasse ein. Und so müssen Frauen im Alter monatlich mit durchschnittlich 400 Euro weniger gesetzlicher Rente auskommen als Männer, so die nüchternen Zahlen der Deutschen Rentenversicherung.

Während Männer 2018 im Schnitt 1520 Euro Rente im Monat erhielten, bekamen Frauen nur 1106 Euro.

Finanzielle Unterstützung durch Ex-Partner nicht mehr sicher

Wie also vorgehen, um Lohnunterschied und Rentenlücke auszugleichen? Sollten Frauen sich besser vorsorglich einen Millionär angeln? Tatsächlich ist auch eine Ehe längst keine Garantie für eine gute Rente. Immerhin wird hierzulande mittlerweile mehr als jede dritte Ehe geschieden.

Und seit der Reform des Ehegattenunterhalts ist die finanzielle Unterstützung durch den Ex-Partner auch nicht mehr sicher. Allerdings werden im Fall der Scheidung immerhin die während der Ehe erworbenen Rentenansprüche aufgeteilt.

Versicherungskonto auf Vollständigkeit überprüfen

Die eigenen Ausgaben so weit wie möglich runterschrauben, um mehr privat fürs Alter zur Seite zu legen? Das ist theoretisch möglich, praktisch müssen Frauen wie Männer das sowieso tun, um im Alter den Lebensstandard halten zu können.

Was hingegen immer lohnt, ist ein Check des Versicherungskontos bei der Deutschen Rentenversicherung. Denn: Nur wenn das Konto auch vollständig ist, stimmt die Rentenhöhe.

Die Versicherung speichert auf dem Konto alle relevanten Zeiten. Einige automatisch, wie die Arbeitsstelle, andere hingegen nur auf Initiative der Versicherten.

Letzteres gilt unter anderem für die Pflege von Angehörigen oder die Erziehungszeiten von Müttern. Beides muss bei der Deutschen Rentenversicherung beantragt werden.

Mütterrente: 100 Euro im Monat gehen verloren

Zwar wird der Rentenversicherung die Geburt von Kindern vom Standesamt mitgeteilt. Trotzdem schreibt sie den Eltern die sogenannte Mütterrente nicht automatisch gut. Wer das also für sein Rentenkonto nicht ordentlich klärt, verzichtet auf bares Geld.

Bei der Mütterrente wäre es beispielsweise ein monatliches Rentenplus von rund 100 Euro, das verloren ginge (für vor 1992 geborene Kinder etwas weniger). Immerhin lässt sich der Antrag dazu auch noch kurz vor der Rente stellen. Allerdings ist dann die Renteninformation bis dahin nicht ganz aussagekräftig.

Wer seine Arbeitszeit reduziert, riskiert geringeren Stundenlohn

Ob aus familiären Gründen, der Selbstverwirklichung wegen oder für mehr Lebensqualität – 2018 hat fast jede zweite Frau in Teilzeit gearbeitet. Teilzeit hat viele Vorteile, aber einen entscheidenden Nachteil: Das Gehalt ist niedriger – und damit die Rente.

Mehr noch: Wer seine Arbeitszeit reduziert, riskiert auf dem Arbeitsmarkt einen geringeren Stundenlohn. Denn trotz ähnlicher Qualifikation verdienen Männer wie Frauen in Teilzeit weniger pro Stunde als ihre Kollegen in Vollzeit. Das drückt die spätere Rente zusätzlich.

Die Grundrente soll das ein wenig ausgleichen, doch sie erreicht nur etwa sechs Prozent der Rentnerinnen und Rentner – und die müssen ohnehin schon mit einer sehr kleinen Rente auskommen.

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Eine Mutter verzichtet im Schnitt auf 40 Prozent Gehalt

Mit der sogenannten Brückenteilzeit hat der Gesetzgeber die Möglichkeit geschaffen, eine vorübergehende Teilzeit zu beantragen, bei der Angestellte das verbriefte Recht haben, nach einem bis fünf Jahren wieder auf ihre Vollzeitstelle zurückzukehren.

Dazu muss das Arbeitsverhältnis mindestens sechs Monate bestehen und der Betrieb groß genug sein – in diesem Fall bedeutet das: mindestens 45 Mitarbeiter haben. Die Firma kann das in bestimmten Fällen aber ablehnen.

Um das noch einmal zu verdeutlichen: Nicht nur Kinder kosten, auch das Muttersein kostet. Die vielen kleinen Unterschiede summieren sich erheblich auf. Eine Mutter verzichtet in Deutschland auf ihr gesamtes Erwerbsleben gerechnet im Durchschnitt auf 40 Prozent Gehalt – verglichen mit den kinderlosen Kolleginnen.

Bei drei Kindern und mehr sind es sogar bis zu 70 Prozent. Das ergab eine Berechnung der Bertelsmann-Stiftung. Die Autorinnen der Studie „Frauen auf dem deutschen Arbeitsmarkt“ bezeichnen die auf dem Arbeitsmarkt herrschende Ungleichheit nicht nur als „ungerecht“, sondern auch als wirtschaftlich ineffizient. Sie sehen die Politik in der Pflicht. Darauf sollten Frauen aber nicht warten.

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Bereits beim Einstieg in den Job gut verhandeln

Der wichtigste Faktor ist und bleibt das Einstiegsgehalt. Nun werden die wenigsten gleich über einen anderen Beruf nachdenken. Oft ist es aber möglich, etwas mehr Geld zu verhandeln. Frauen sind tendenziell zurückhaltender, wenn es darum geht, über Gehalt zu reden.

Wer nicht schon beim Einstieg in einen neuen Job gut verhandelt, hat Probleme, das später deutlich aufzubessern. Dazu ist es wichtig zu wissen, welche Bezahlungen in der betreffenden Branche üblich sind. Auch wenn das Einkommen tarifgebunden ist, gibt es meist trotzdem Spielraum, wie eine Angestellte eingestuft wird.

Es lohnt sich auch, rechtzeitig über die Rente nachzudenken. Auch darüber, wie Frauen privat etwas vorsorgen können. Im Ratgeber Altersvorsorge von Finanztip sind die verschiedenen Möglichkeiten mit Vor- und Nachteilen beschrieben.

• Dieser Beitrag erscheint in Kooperation mit finanztip.de. Der Geld-Ratgeber für Verbraucher ist Teil der Finanztip-Stiftung. Die Autorin Anja Ciechowski macht zum Thema den Frauen-Podcast „Auf Geldreise“.