Berlin. Ein Brunnen im Garten erscheint bei Dürre verlockend, da er die Wasserversorgung sichert. Das müssen Sie beim Brunnenbau beachten.
- In Europa herrschen Rekordtemperaturen
- Viele Meschen spielen mit dem Gedanken eines eigenen Brunnens
- Lohnt sich der Bau während der Dürre?
Blühende Blumen, der Rasen saftig grün: Ein Garten kann so schön sein – wenn da nicht die Kosten für das Gießwasser wären – besonders bei Dürre und anhaltender Trockenheit. Viele überlegen, ob sie mit einem eigenen Brunnen Geld sparen können. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Darf ich einen Brunnen bohren?
Dazu gibt es kommunale Vorschriften, die sehr unterschiedlich sind. Teils muss die Bohrung nur angemeldet (im Amtsdeutsch „angezeigt“) werden, andernorts bedarf es einer förmlichen Erlaubnis. Häufig sind Bohrtiefe und Fördermenge begrenzt.
Liegt der Garten in einem Wasserschutzgebiet oder besteht der Verdacht von Altlasten im Boden, gelten meist strengere Vorschriften. Also: Vor jeder Planung erkundigen. Meist ist die jeweilige Untere Wasserbehörde zuständig.
Bei Dürre: Lohnt sich ein Brunnen bei mir?
Das hängt ab von
- Wasserverbrauch
- Wasserpreis
- den Kosten, die der Bau eines Brunnens verursacht.
Alle drei Faktoren unterscheiden sich von Garten zu Garten (Grundwasserstand, Bodenverhältnisse) und Kommune zu Kommune (Preis für Frisch- und Abwasser).
Eine Faustregel der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen: Brunnen lohnen sich nur auf größeren Grundstücken, die intensiv bewässert werden. „Bei einer Fläche von nur 300 oder 400 Quadratmetern zahlt sich der Brunnen meist nicht aus“, sagt Philip Heldt, Referent für Ressourcenschutz und Wasser.
Wie ermittle ich meinen Wasserverbrauch?
Wer seinen Rasen in anhaltenden Trockenperioden ausreichend wässern möchte, „sollte von einem Wasserverbrauch von etwa 15 bis 20 Liter pro Quadratmeter ausgehen, und das etwa alle zwei bis drei Tage in den späten Abend- oder sehr frühen Morgenstunden“, sagt Philippe Dahlmann, Gartenberater beim Verband Wohneigentum NRW.
Hilfreich ist ein Regenmesser mit Skala, den es für wenige Euro zu kaufen gibt: Das Messgerät an einem im Boden steckenden Stab anbringen und den Rasensprenger laufen lassen. „Nach dem Wässern zeigt die Skala, wie viel Wasser auf einem Quadratmeter Fläche verbraucht worden ist“, erläutert Dahlmann. Das Ergebnis lässt sich grob hochrechnen auf die ganze Fläche und für eine längere Zeit.
Darf ich einen separaten Wasserzähler anbringen?
Das hängt von der Kommune ab. Ein solcher Außenzähler hat nicht nur den Vorteil, den Wasserverbrauch im Garten exakt zu kennen. Viele Wasserversorger berechnen auch keine Abwassergebühr für diese Menge, da sie nicht über den Kanal abfließt.
Die Kosten: rund 100 Euro einschließlich Einbau, so die Verbraucherzentrale. Wichtig: Der Zähler muss geeicht sein und nach sechs Jahren ersetzt oder nachgeeicht werden. „Für das Geld kann ich schon reichlich Wasser verbrauchen“, meint Experte Heldt.
Was kostet mich das Brunnenbohren?
Für einen einfachen Brunnen zur Gartenbewässerung mit fünf, sechs Metern Tiefe können sich die Kosten „selbst bei unproblematischen Bodenverhältnissen wie in Sand auf mindestens 2000 bis 3000 Euro belaufen“, sagt Sebastian Geruschka
Geruschka ist Geschäftsführer der Bundesfachgruppe Brunnenbau, Spezialtiefbau und Geotechnik im Zentralverband des Deutschen Baugewerbes. Sind die Verhältnisse schwierig wie beim Bohren durch Ton oder steinreiche Schichten, „können schnell Kosten in Höhe von mehreren Tausend Euro entstehen“, so Geruschka.
Wann rechnet sich das?
Brunnenbaufirmen wissen aus ihrer Erfahrung, wie die örtlichen Bodenverhältnisse sind. Ratsam ist, sich von mehreren Anbietern einen Kostenvoranschlag einzuholen. Damit lässt sich ausrechnen, wie viel Zeit vergeht, bis die Investition durch eingesparte Wasserkosten hereingeholt wird.
„Nach meiner Einschätzung sollte es nicht länger dauern als etwa fünf Jahre, bis sich die Ausgabe für den Brunnen amortisiert. Der Brunnen muss ja auch unterhalten werden, was Kosten verursacht“, sagt Bau-Experte Geruschka. So könne zum Beispiel die Pumpe kaputtgehen, sodass sie ausgetauscht werden muss.
Und wenn ich selbst Hand anlege?
In Baumärkten und im Internet werden Materialien zum Bau eines sogenannten Rammbrunnens angeboten. Das Brunnenrohr mit Filter am unteren Ende wird in den Boden getrieben. Ein Selbstbau ist damit möglich, sicherer sei jedoch die Errichtung durch einen Brunnenbaubetrieb, erläutert die Hamburger Behörde für Umwelt und Energie (BUE).
Nach Angaben des Verbands Wohneigentum NRW liegen die Kosten je nach Bodenbedingungen oft nur bei 15 bis 20 Euro pro Meter plus den Ausgaben für Pumpe, Anschlüsse und Leitungen.
Gelingt mir der Eigenbau?
Da kommt es auf handwerkliches Geschick an – und auf Glück, dass sich keine Steine oder andere Hindernisse verstecken. Außerdem kann mit einem Rammbrunnen Wasser nur bis zu einer Tiefe von höchstens sieben Metern gefördert werden, entweder mit einer Handschwengel- oder selbstansaugenden Pumpe, betont die BUE.
Der Filter sollte nicht direkt in das Erdreich getrieben werden, daher empfiehlt die Behörde, bis zum Grundwasserspiegel vorzubohren. Und: Da beim Pumpen der Grundwasserstand sinkt, sollte sich der Filterrohrbereich so tief wie möglich unter dem Grundwasserspiegel befinden.
Wozu brauche ich einen Fachbetrieb?
Der Brunnenbau ist ein sogenanntes gefahrgeneigtes Handwerk. Dazu Experte Geruschka: „Es können Schäden für die Allgemeinheit entstehen, wenn zum Beispiel der Boden beim Bohren wegbricht oder sich hebt.“
So rät die Berliner Senatsverwaltung Umwelt dazu, die Arbeiten stets von einer Fachfirma ausführen zu lassen. Bei Bohrungen in das Grundwasser bestehe grundsätzlich die Gefahr von Schadstoffeinträgen. Dazu könne es auch kommen, wenn Brunnen nicht fachgerecht abgedichtet werden, erläutert ein Senatssprecher.