Berlin. Im Netz kursieren E-Mails von angeblichen Online-Shops für Atemmasken. Experten raten zur Vorsicht, da gleich zwei Gefahren drohen.
Zuhause bleiben, Home-Office, Kontaktsperre – schwere Zeiten für klassische Einbrecher. Cyberkriminelle wittern durch die Coronakrise dagegen ein großes Geschäft. Ihr Ziel: Verunsicherte Menschen auf der Suche nach Atemschutzmasken. So warnt der Sicherheitspartner von IMTEST, dem neuen Verbrauchermagazin der Funke Mediengruppe, die Organisation AV-Test, vor gefälschten E-Mails, die vermeintlich verfügbare Ware bewerben.
Die Auswertung des Spam-Aufkommens ergab eine massive Welle von Nachrichten mit dem Betreff „Atemmaske“, die vor allem deutsche Empfänger anvisieren. Allein von Februar zu März stiegen die Zahlen um rund 650 Prozent. Dabei lauern zwei Gefahren:
- Fakeshops: Die Mails verlinken zu Fake-Shops, die von seriösen Händlerseiten kaum zu unterscheiden sind. Wer hier bestellt, wartet entweder vergebens auf die Lieferung oder wird mit billigen Fälschungen abgespeist. Haben die Cybergangster auf diese Weise Kasse gemacht, lassen sie die Seite wieder verschwinden. In einigen Fällen dienen die Fake-Shops auch dazu, Adressen abzufischen, um die Opfer dann mit noch mehr Spam-Nachrichten zu bombardieren.
- Verseuchte Anhänge: Bei einigen der Masken-Mails befanden sich Schädlinge im Anhang. Dabei fanden die Experten von AV-Test in erster Linie Cryptotrojaner, ebenfalls unter dem Namen Erpresserviren bekannt. Überwindet so ein Schädling nach dem Ausführen das Sicherheitsprogramm, verschlüsselt er einzelne Ordner oder gleich den kompletten Computer. Dann melden sich die Erpresser per Bildschirmnachricht. Nur, wenn das Opfer zahlt, soll es wieder möglich sein, den Computer zu starten beziehungsweise die verschlüsselten Daten wieder abzurufen.
Absender tragen normale Namen wie „Mathias Schulz“
Absender scheinen „normale“ Menschen wie Mathias Schulz oder Willy Pfeifer zu sein. Für Spammer stellt es schließlich kein Problem dar, den wahren Absender zu verschleiern. Tatsächlich stecken aber US-amerikanische Cyberkriminelle dahinter. Ein typischer Aufhänger: „Schütze dich mit der FFP2 Atemmaske – wir haben sie noch auf Lager!“
Ein Großteil der Mails hat auf den gleichen Shop „atemmaskekn95-de.com“ verlinkt, der medizinische Atemmasken in familiengerechten Mengen versprach. Die Seite wirkte professionell und die Preise der aktuellen Situation angemessen: 4 Stück für 49 Euro.
Zwei Dinge machten hier stutzig. Erstens existierte kein Impressum. Und zweitens: Wer eine Bestellung aufgab, musste keine Zahlungsdaten angeben. Klarer Fall also: Hier ging es allein ums Erbeuten von (E-Mail-) Adressen und Telefonnummern.
Inzwischen ist die Seite nicht mehr zu erreichen. Laut AV-Test war das zu erwarten: Die Spam-Versender nutzten die entsprechenden Shop-Adressen immer nur so lange, bis die Seiten genug Gewinn gebracht haben oder aber aus Gründen der Verfolgbarkeit nicht mehr zu halten sind. Irgendwann folgt die nächste Spam-Welle mit einer anderen Webseite.
Spam-Mails: Experte gibt Tipps für die Entdeckung von Fake-Shops
AV-Test-Technikchef Maik Morgenstern mahnt: „Mit Spam-Mails beworbene Angebote sollten Empfänger generell kritisch unter die Lupe nehmen. Spätestens, wenn ein Online-Shop kein Impressum samt einer gültigen Handelsregisternummer aufweist, sollten die Alarmglocken klingeln.“ Um auf Nummer sicher zu gehen, lasse sich die Handelsregisternummer unter www.handelsregister.de einfach prüfen.
Abgesehen davon sollten Privatpersonen auch aus solidarischen Gründen derzeit vom Kauf medizinischer Atemschutzmasken absehen. Nicht nur, dass das Personal in Heilberufen derartige Ausrüstung am dringendsten benötigt. Darüber hinaus versuchen aktuell viele unseriöse Anbieter – nicht nur online – aus der Krise Profit zu schlagen. Bestellte Ware wird oft nicht geliefert oder die Qualität entpuppt sich als mangelhaft.
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