Berlin. Wie können wir uns derzeit um unsere Eltern und Großeltern kümmern? Experten erklären, was noch besser hilft, als zu telefonieren.

Hand auf’s Herz – sind Sie gerne alleine? Nein. Räumliche Isolation ist aktuell jedoch das Mittel der Wahl, um sich und andere vor dem Coronavirus zu schützen. Gleichzeitig gilt es aber darauf zu achten, dass das Alleinsein nicht in Einsamkeit kippt.

Meistens werde von „sozialer Distanz“ gesprochen, erklärt Kathrin Klinkusch, Sprecherin der Diakonie Deutschland. „Es geht aber vor allem um die räumliche Trennung.“ Jetzt emotional, sozial in Verbindung zu bleiben sei wichtiger denn je.

„Isolation bei alten Menschen ist grundsätzlich ein ganz großes Problem“, so Richard Dodel, Leiter des Lehrstuhls für Geriatrie der Universität Duisburg-Essen und Chefarzt am Geria­triezentrum Haus Berge. „Das war schon vor Corona so und gilt jetzt natürlich umso mehr.“ Einer der wichtigsten Mortalitätsfaktoren bei Menschen über 80 Jahren sei laut Dodel die Einsamkeit. Das bestätigen zahlreiche Studien.

Coronavirus: Einsamkeit schadet der Gesundheit

Der Sozialpsychologe John Cacioppo und seine Kollegen bemerkten bei ihrer Einsamkeitsforschung aber auch, dass es nicht das Alleinsein oder physische Isolation selbst ist, sondern eher das subjektive Gefühl der Isolation, die für diese starke Auswirkung auf die Gesundheit sorgt. Sprich: die gefühlte Einsamkeit.

„Es darf jetzt eben nicht dazu kommen, dass es keine Bezugspersonen mehr gibt, dass diese komplett fehlen“, so Klinkusch von der Diakonie. Sie empfiehlt, auf Telefonate umzustellen. Das gelte sowohl für Angehörige als auch für die vielen Freiwilligen, die bislang als Besuchsdienst in Pflegeheime kamen. „Diese sind selbst meistens ältere Menschen und durch Telefonate können sich beide Seiten vor einer Infektion besser schützen – ohne dass der wertvolle Kontakt abbricht.“

Auch digitale Nachbarschaftsnetzwerke wie Nebenan.de und Gemeinschaft.online haben mittlerweile Telefonhotlines eingerichtet, damit ältere Menschen ohne Internetanschluss leichter Kontakt aufnehmen und Hilfsangebote vermittelt werden können – und seien es Leute, mit denen man einfach mal reden kann. Dabei will auch das „Silbertelefon“ helfen, eine Berliner Hotline für einsame Senioren, die wegen der Coronavirus-Krise nun auch bundesweit erreichbar ist.

„Jeder, der sich einsam fühlt oder einfach mal reden will, kann die kostenfreie Telefonnummer wählen“, so Initiatorin Elke Schilling vom Verein Silbernetz, der das Angebot gemeinsam mit dem Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg auf die Beine gestellt hat. „Seit rund zwei Wochen sind wir deutschlandweit erreichbar und die Zahl der Anrufer hat sich bereits verfünffacht“, erzählt Schilling.

Durch Corona steigt das Gesprächsbedürfnis – besonders bei Männern

Redebedarf ist also da. Das ist deutlich zu spüren. „Die durch Corona ausgelöste Notwendigkeit, sich zurückzuziehen, scheint ein anderes Gesprächsbedürfnis ausgelöst zu haben – gerade bei Männern.“ Deren Anteil an Anrufern sei deutlich gestiegen.

Schilling rät Senioren zudem zur gegenseitigen Selbsthilfe: „Besinnen Sie sich auf alte Bekanntschaften und Freundschaften – selbst wenn der Kontakt bereits vor langer Zeit eingeschlafen war. Rufen Sie an!“

Diese Personen säßen vielleicht genauso abgeschottet zu Hause und freuten sich, von einem zu hören und wieder ins Gespräch zu kommen. „Und ich finde, das Schöne ist, wenn man so etwas ausprobiert“, so Schilling, „dann kann man, wenn es schiefgeht, einfach auflegen und gut ist. Das ist der Vorteil beim Telefon. Wenn es klappt, umso schöner. Alles ist möglich.“

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    Sozial distanzieren, aber telefonieren und zusätzlich Briefe schreiben

    Um bei Senioren nicht das Gefühl von Einsamkeit entstehen zu lassen, rät Geriater Dodel von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie aber nicht nur zu telefonieren. „Das Problem am Telefonat ist, dass dieses zeitlich gebunden ist.“ Hilfreich sei es, ergänzend Briefe zu schreiben oder Nachrichten schriftlich zu vermitteln.

    Das habe mehrere Vorteile, erklärt Dodel: „Erstens muss man es lesen und kann sich so ganz anders damit auseinandersetzen. Zweitens kann man es immer wieder lesen. Das können Sie beim Telefonat oder Skype-Anruf nicht machen.“

    Auch auf ein selbst gemaltes Bild oder ein kurzes Video könne immer wieder zurückgegriffen werden, wenn sich gerade ein Gefühl der Einsamkeit breitmache. Zudem seien ältere Menschen der handschriftlichen Form vielmehr verbunden.

    Corona: Pflegeheime bitten um Postkarten und Basteleien

    Klinkusch ergänzt, dass auch allein der Anblick der Postkarte oder der Bastelei, die man sich hinstellt, ein gutes Gefühl gibt: „Es zeigt, da draußen sind Menschen, die an mich denken.“

    Viele Pflegeheime rufen aktuell aus genau diesem Grund auf, Briefe, Bilder oder Postkarten an die Bewohner zu schicken. Klinkusch verweist hier an die Landesverbände der diakonischen Einrichtungen und deren Freiwilligen-Koordinatoren. „Wir freuen uns über jeden, der sich engagiert, aber bitte rufen Sie nicht einfach in Heimen an.“ Diese hätte in der aktuellen Ausnahmesituation sehr viel zu tun und die Koordinatoren wiederum wüssten, wo ein bisschen Abwechslung und Hilfe am dringendsten gebraucht werde.

    Ein dritter Weg, jetzt in Kontakt zu bleiben, seien natürlich die neuen Medien, so die Experten. Messenger- und Videokonferenz-Dienste seien auch für ältere Menschen eine tolle Alternative zum altbewährten Telefonat.

    Video-Chat mit WhatsApp: Schritt für Schritt einrichten

    Die Auswahl an Chat- und Videotelefonie-Programmen ist groß. Weitverbreitet und einfach in der Bedienung ist WhatsApp. Jeder Smartphone-Besitzer kann das Programm kostenlos installieren. Wichtig ist, dass man eine Handynummer hat, um sich anzumelden.

    WhatsApp einfach installieren

    Öffnen Sie den App Store (für iPhones) beziehungsweise den Google Play Store (für Android-Handys). Geben Sie im Suchfeld „WhatsApp“ ein. Wählen Sie es aus und drücken Sie auf das Feld „In­stallieren“. Auf Ihrem Bildschirm sollte nun das grüne WhatsApp-Symbol zu sehen sein. Öffnen Sie das Programm und melden Sie sich mit Ihrer Handynummer an. Die Nummer wird dann kurz noch von WhatsApp geprüft.

    Nachrichten verschicken: So geht’s

    Tippen Sie auf das grün-weiße Sprechblasen-Symbol beziehungsweise das Papier-und-Stift-Symbol im WhatsApp-Fenster. Es öffnet sich nun eine Liste und Sie sehen, wer von Ihren im Telefonbuch gespeicherten Kontakten den Messenger nutzt.

    Tippen Sie auf den Kontakt, dem Sie schreiben wollen. Dadurch öffnet sich ein sogenanntes Chat-Fenster. Ist die Nachricht getippt, verschicken Sie diese mit Tipp auf den Pfeil an der rechten Seite.

    Mit WhatsApp Sprachnachrichten senden

    Sprachnachrichten verschicken können Sie im gleichen Fenster. Rechts neben dem Feld für Textnachrichten sehen Sie ein rundes Feld mit einem Mikrofon. Drücken Sie mit einem Finger auf das Symbol und halten Sie dieses gedrückt. Links blinkt nun ein rotes Mikrofon-Symbol. Sie können nun einfach sprechen. Am Ende der Nachricht das Mikrofon-Symbol loslassen, und die Aufnahme wird verschickt.

    Sprach- und Video-Anrufe kostenlos mithilfe von WhatsApp

    Dafür wieder einen Kontakt auswählen und ein Chat-Fenster öffnen. Oben rechts sehen Sie ein kleines Kamera- und ein kleines Telefonhörer-Symbol. Sobald Sie auf das Kamera-Symbol drücken, wird ein Video-Anruf mit dem ausgewählten Kontakt gestartet, und dieser muss nur noch abnehmen. Drücken Sie auf das Telefonhörer-Symbol, wird die Person angerufen.

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