Berlin. Händewaschen schützt vor der Infektion mit dem Coronavirus. Doch die Haut leidet unter dem ständigen Seifen. Eine Hautärztin gibt Tipps.

Händewaschen, immer wieder. 20 bis 30 Sekunden lang. Das, was uns vor einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus schützen soll, ist gleichzeitig eine Strapaze für die Haut. Denn die Seife setzt ihren Schutzmechanismen gewaltig zu. Doch jeder kann ein paar wichtige Tipps befolgen und seine Haut schützen – ohne das Händewaschen zu vernachlässigen, weiß die Berliner Hautärztin und Autorin Yael Adler.

Das Einseifen der Hände mit einer klassischen alkalischen Seife schadet der Haut, weil ihr Säureschutzmantel zerstört wird. „Es dauert acht Stunden bis sich dieser Schutz aus Schweiß und Abbauprodukten der Haut wieder bildet“, sagt Adler.

Wäscht man sich nun aber noch häufiger die Hände – wie es ja besonders in der aktuellen Situation explizit empfohlen wird – hat die Haut gar keine Chance mehr, einen Schutzmantel aufzubauen. „In der Folge hat unsere Haut eine verminderte Abwehr gegen Erreger aller Art“, sagt die Dermatologin.

Zucker- oder Kokostenside helfen gegen raue Corona-Hände

Um den Säureschutzmantel weniger stark anzugreifen, rät Adler als Waschsubstanz zu sauren synthetischen Tensiden. „Hier aber darauf achten, dass sie keine Duft- und Konservierungsstoffe enthalten“, sagt die Dermatologin. Ihr Tipp: Zucker- oder Kokostenside, die am wenigsten aggressiv entfetten. Die gibt es häufig auch im Bioladen zu kaufen.

Neben dem Säureschutzmantel leiden auch die Oberhaut- und Talgfette der Haut unter dem ständigen Händewaschen – sie trocknet aus. Um diesem Abbau der natürlichen Fettschicht entgegenzuwirken, sollten die Hände regelmäßig eingecremt werden.

Coronavirus- So schützen Sie sich

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    100 Prozent unraffinierte Shea-Butter

    „Hier empfehle ich Produkte, die erstens eine Schutzschicht gegen die erneute Waschattacke bilden und zweitens das fehlende Fett wieder auffüllen und dabei den Schutzfilm reparieren“, sagt Adler.

    Entsprechende Cremes, wie sie etwa auch bei Neurodermitis empfohlen werden, gebe es zum Beispiel in der Apotheke. „Mein Lieblingsprodukt ist hundert Prozent unraffinierte Shea-Butter“, sagt Adler. Selbst nach dem Waschen bleibe ein dünner Film auf der Haut.

    Außerdem ist laut der Dermatologin Harnstoff (Urea) ein beliebter natürlicher Feuchthaltefaktor. Er könne helfen, denn Effekt einer fettigen Creme, die Feuchtigkeit einschließt, zu steigern. „Super bei trockener Haut. Aber Vorsicht, sie kann auf offenen Stellen brennen.“

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    Schutz vor Coronavirus: Desinfektionsmittel töten auch die guten Bakterien

    Auch der Gebrauch von Desinfektionsmittel könne die Haut strapazieren, sagt Adler, „denn die Mittel zerstören nicht nur die bösen Erreger wie das Coronavirus, sondern auch die guten Bakterien, die die Haut schützen“. In der Regel reiche warmes Wasser und eine Waschsubstanz aus.

    Neben der äußeren Pflege sei es wichtig, die Haut von innen aufzubauen, betont Adler. Dafür sei es wichtig, seinem Darm-Mikrobiom mit gesunder Ernährung etwas Gutes zu tun.

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    Das gehört auf den Speiseplan für eine gesunde Haut:

    Auf den Speiseplan gehören etwa Chicorée, Spargel, Schwarzwurzel, Artischocke, rote Beete, Wassermelone, weißer Pfirsich oder abgekühlte Kartoffeln – all das sei Dünger für die guten Bakterien im Darm.

    „Außerdem probiotische Lebensmittel, wie unpasteurisiertes Sauerkraut oder original griechischer Joghurt mit lebendigen Bakterien, die das Mikrobiom von Darm und Haut vielfältig und damit robust machen“, sagt Adler. Mikronährstoffe in der Nahrung, wie Zink, Vitamin D, Omega 3 Fettsäuren oder Selen helfen, dass der Hautstoffwechsel gut arbeitet und die Haut von innen regeneriert.

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