Berlin. Quarantäne, Kitaschließung wegen Corona, Menschen in Schutzanzügen – all das verunsichert Kinder. Wie können Eltern ihnen das erklären?

Familien leben für Wochen in Quarantäne, Kitas oder Schulen werden wegen des neuartigen Virus Sars-CoV-2 geschlossen, Bilder von Menschen in Schutzanzügen flimmern über den Fernsehbildschirm – das kann Angst machen. Besonders Kinder können die Geschehnisse nicht einordnen. Umso wichtiger sei es, ihnen zu erklären, was gerade in Deutschland und in der Welt passiere, sagen Experten.

Dabei sollten Eltern zunächst die eigene Haltung überprüfen, sagt der Kinderpsychiater Michael Schule-Markwort vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) – also wie sehr hat sie selbst die Hysterie gepackt? „Die sollten Eltern auf keinen Fall auf die Kinder übertragen“, sagt Schulte-Markwort.

Kindern beim Thema Coronavirus keine Angst machen

Grundsätzlich gelte: Eltern sollten weder bagatellisieren, noch dramatisieren. Das bestätigt Ulric Ritzer-Sachs von der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung: „Es ist wichtig, die Dinge so zu sagen, wie sie sind.“ Eltern könnten nicht einfach behaupten: „Keine Angst – da passiert nichts.“

Schulte-Markwort würde die Corona-Epidemie einem Kind zum Beispiel so erklären:

„Du warst ja schon mal krank. Meistens waren das kleine Erreger, zum Beispiel Viren, die die Krankheit verursacht haben. Manchmal tauchen neue Viren in der Welt auf. Das ist jetzt bei dem Coronavirus auch der Fall. Beim Niesen oder Husten können die Viren in kleinen Tröpfchen durch die Luft fliegen und andere Menschen können die Viren dann einatmen und sich anstecken. Für die meisten Menschen, die sich angesteckt haben, ist das zwar unangenehm, aber nicht so schlimm. Nur ganz wenige werden sehr krank.“

Quarantäne können Eltern den Kindern auch erklären

Auch die Quarantäne könne man thematisieren ohne Angst zu machen. Etwa indem man sage, dass man damit nur verhindern wolle, dass sich das Virus zu stark in der Welt verbreitet und sich viele Menschen anstecken. Auch die Herkunft des Begriffs Quarantäne könnte Kindern die Idee hinter dieser Maßnahme plausibel machen.

Das Wort Quarantäne kann man unter anderem von der italienischen Bezeichnung quaranta giorni, also 40 Tage ableiten. So nannte man zum Beispiel im 14. Jahrhundert das vierzigtägige Verbot für Schiffe in den Hafen einzufahren, weil man Angst davor hatte, dass die Seefahrer die Pest mitgebracht haben könnten.

Ehrlich sagen, dass die Sache noch eine Weile dauern wird

Auch mit Blick in die Zukunft sei Ehrlichkeit gefragt: „Eltern sollten dem Kind sagen, dass es sich darauf einstellen sollte, dass die Sache wahrscheinlich noch eine Weile dauern wird, dass sich aber die Erwachsenen darum kümmern“, rät Schule-Markwort.

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    Die Kinder ganz von Nachrichten fernzuhalten, gelingt Eltern nicht immer – und sollten sie auch je nach Alter gar nicht tun. Manchmal läuft eben der Fernseher, etwa ab dem achten Lebensjahr fangen Kinder an, selbst Zeitung zu lesen. „Aber Eltern können eine Atmosphäre schaffen, in der die Kinder Fragen zu dem stellen können, was sie gesehen oder gehört haben“, sagt Schulte-Markwort.

    Eine Sache können Eltern aber vermeiden, sagt Ulric Ritzer-Sachs: Sie müssen sich nicht jede Sendung über das Coronavirus ansehen. Das mache unnötig Angst.

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