Berlin. Unsere Autorin hat 40 Tage auf Zucker verzichtet. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Sie ist wacher und wiegt rund acht Kilo weniger.

Ich kann es kaum glauben: Es ist vollbracht. Ich bin 40 Tage ohne zugesetzten Zucker auszukommen. Und die Zeit ging am Ende sehr viel schneller vorbei, als ich befürchtet hatte. Mein Ziel war es, mich endlich gesünder zu ernähren.

Ich wollte meinen Kindern ein Vorbild sein und mich auch in meiner eigenen Haut wieder wohl fühlen. Denn nach zwei Schwangerschaften und ein paar eher suboptimalen Essgewohnheiten, war das leider schon eine ganze Weile nicht mehr der Fall. Nach 40 Tagen ohne Zucker – abgesehen von einem „Tag der Schande“ – habe ich das tatsächlich geschafft.

Zuckerfrei: Essgewohnheiten nachhaltig umstellen

Dass es mit diesen 40 Tage ohne Zucker noch nicht überstanden ist, weiß ich: Aus zahlreichen Experteninterviews ist mir sehr bewusst, dass ich meine Ess- und Lebensgewohnheiten langfristig umstellen muss, um einen nachhaltigen Effekt zu erzielen.

Aber aktuell habe ich das Gefühl, diese Challenge war für mich ein kleines Aha-Erlebnis, um zu realisieren, was ich mir jahrelang, durch ungesundes Essen, angetan habe. Zum Glück musste ich dafür nicht erst ernsthaft krank werden, denn erst dann ändern nämlich die meisten etwas an ihrem Lebensstil.

Weltgesundheitsorganisation empfiehlt 25 Gramm Zucker täglich

Während meiner 40 Tage ohne Zucker, habe ich gemerkt, dass mein Süßkonsum zuvor durchaus schon suchtartige Züge angenommen hatte. Wie bei so vielen lag mein Verbrauch an freiem, also ungebundenem Zucker, wie Haushalts- und zugesetzte Zucker oder auch Honig, deutlich über den von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen fünf Prozent der gesamten Tagesenergiezufuhr.

Das wären nämlich lediglich etwa 25 Gramm freier Zucker pro Tag – rund sechs Teelöffel also. Die sind aber bereits mit ein paar Gummibärchen überschritten. Lesen Sie hier, warum nicht alle Lebensmittel ohne Zuckerzusatz zuckerfrei sind.

Das erzähle ich aktuell auch jedem in meinem Umfeld. Ich habe das Gefühl, schon zu einem kleinen Gesunde-Ernährungs-Guru geworden zu sein. Aber tatsächlich bin ich einfach begeistert davon, dass mir wirklich nichts zu fehlen scheint. Ich esse lecker und habe viele neue Produkte und Geschmacksrichtungen kennengelernt.

Zuckerfrei, aber nicht unbedingt abwechslungsreich

Unsere Autorin Anne-Kathrin Neuberg-Vural.
Unsere Autorin Anne-Kathrin Neuberg-Vural. © Ural Karabıyık | Ural Karabıyık

Aber ich muss auch zugeben, gegen Ende der 40 Tage wurde es gerichtetechnisch zeitweise etwas langweilig. Ich habe mich konsequent an einem Zuckerfrei-Kochbuch orientiert, das ich zu Hause hatte, oder auf Rohkost, Käse und Nüsse zurückgegriffen.

Obwohl ich sonst in der Küche eigentlich immer gerne improvisiere, habe ich mich das beim „Zuckerfrei“-Kochen nicht getraut. Albern eigentlich. Jetzt hat mein Kochbuch-Regal aber nochmal ordentlich Zuwachs bekommen und es wird hoffentlich wieder etwas abwechslungsreicher – inklusive Kuchen, Brot und Brötchenrezepten mit Zuckeralternativen.

Hier werden statt Zucker beispielsweise Trockenfrüchte und Bananen als natürliche Süßegenutzt. Eine für mich perfekte Alternative mit der das Naschen ein deutlich kleineres schlechtes Gewissen verursacht. Sogar in einem Discounter habe ich Snacks aus getrockneten Feigen, Datteln oder Aprikosen entdeckt – wahlweise mit Kokos und Chia-Samen verfeinert. Total lecker und ohne zugesetzten Zucker.

Wenn Stefan Kabisch vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung das jetzt liest oder einer meiner anderen Ernährungsexperten, mit denen ich bislang in Kontakt stand, werden sie vermutlich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen.

Ja, ich weiß, Zucker eins zu eins durch natürliche Alternativen zu ersetzen bringt auch nichts. Zucker ist Zucker. Und auch ein Zuviel der natürlichen Alternativen macht langfristig krank. Aber ab und an darf das mal sein. Und natürlich ist es dann eben doch wenigstens ein klitzekleines bisschen besser.

Ein Leben ohne Zucker - so lief das Experiment

Alternativen zu Zucker: Trockenobst statt Schokolade und Co.

Die vergangenen zwölf Tage habe ich mich primär von Pseudogetreide, Gemüse, etwas Fisch, Naturjoghurt, Nüssen, etwas Käse und Obst ernährt. Einmal gab es Vollkorn-Dinkelnudeln, die auch meine Kinder sehr mochten. Heureka! Und auch Kartoffeln habe ich wieder in den Speiseplan integriert.

Und auch besagte Trockenobst-Nascherei – aber statt wie früher an einem Tag gleich die ganze Tüte zu vernichten, war ich nach einem Stück mehr als bedient und hatte bereits einen kleinen Zuckerschock. Dass hätte ich zugegebenermaßen vor 40 Tagen nicht für möglich gehalten.

Auch Blut habe ich mir nach Ablauf der 40 Tage wieder abnehmen lassen. Zwar hatte ich – zum Glück – auch vor der Challenge keine Anzeichen für eine Fettleber, ein super Blutbild und auch die Nierenwerte, der Gesamt-Cholesterinwert und die Triglyceride, die, wenn zu hoch, ähnlich wie Cholesterin, Arteriosklerose begünstigen können, waren alle tipptopp.

Lediglich mein LDL-Cholesterin und die Mittlere Blutzuckerkonzentration seien minimal erhöht, meinte meine Hausärztin damals.

Und tadaa – jetzt ist alles tipptopp! „Traumwerte“, so meine Ärztin. Große Freude. Mein Onkel, selbst Allgemeinmediziner, ist erstaunt, dass mir der Schritt von „perfekt zu megaperfekt“ gelungen ist und ist von der neuen Blutzuckerkonstellation beeindruckt.

Nach dem Zuckerverzicht: Fitter, wacher und hoch motiviert

Auch wenn die Challenge nicht aufs Abnehmen ausgerichtet war, so hatte ich gehofft, auch etwas an meinem Body-Mass-Index (BMI) schrauben zu können, der lag nämlich bei 30,4: starkes Übergewicht.

40 zuckerfreie und deutlich hungerärmere Tage später habe ich tatsächlich sage und schreibe gut acht Kilo abgenommen, auch wenn das Gewicht immer etwas pendelt und aktuell wieder stagniert. Aber damit liegt mein BMI mittlerweile bei 27,4. Immer noch zu viel, ich bin aber auf einem guten Weg zu meinem Normalgewicht.

Noch aussagekräftiger ist die Waist-to-hip Ratio (WHR). Anders als der BMI berücksichtigt sie weder Gewicht noch Größe, sondern die Fettverteilung im Körper. Um dieses Taille-Hüft-Verhältnis zu ermitteln, wird der Taillenumfang durch den Hüftumfang geteilt. Bei Männern sollte der Wert unter 1 liegen, bei Frauen unter 0,85. Bei mir lag er zum Start bei 1,3. Das sprach für ein ungesundes viszerales Fettdepot.

Das kleine, kugelige Bäuchlein, das diese Vermutung bestätige, ist jetzt deutlich geschrumpft. Mein neuer WHR: 0,71. Check! Und regelmäßig höre ich: „Krass, du hast ja voll die Taille bekommen.“ Danke! Balsam für die Seele, auch wenn die Figur nicht das Wichtigste ist. Aber ich hatte mich eben nicht mehr wohl gefühlt.

Das tue ich jetzt wieder, bin fitter, wacher und hoch motiviert. Ich hoffe, das hält auch über die Challenge hinaus noch etwas an.

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