Berlin. Wie schädlich ist Plastik für die Umwelt? Was dürfen wir noch benutzen? Fakten dazu, wo und wie viel wir von dem Kunststoff verwenden.

Plastik ist fast überall. Viel landet im Müll. Bestenfalls wird es recycelt, schlimmstenfalls landet es in der Natur, im Meer oder sogar im menschlichen Körper. Hier gibt es Antworten auf Fragen, die Sie sich vielleicht schon über Plastik gestellt haben.

Wo verbrauchen wir am meisten Plastik?

Mit Abstand am meisten Plastik wird in Deutschland für Verpackungen verwendet. Die machen 33 Prozent des Gesamtverbrauchs aus, noch vor dem Bauwesen (25 Prozent) und elektronischen Geräten (25 Prozent). Das berichtet der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in seiner Broschüre «Achtung Plastik! Chemikalien in Plastik».

Wie viel Plastik verbrauchen wir?

Rund 38 Kilogramm Plastikmüll produziert jeder Deutsche pro Jahr. Zu diesem Ergebnis kommt der „Plastikatlas 2019“ des BUND. In der EU liegt der Verbrauch nur in Luxemburg (50,5), Irland (46,2) und Estland (42,2) höher.

Insgesamt sind in Deutschland rund 18,7 Millionen Tonnen Verpackungsabfälle (im Jahr 2017) verbraucht worden, berichtet das Umweltbundesamt. Davon bestehen rund 17 Prozent aus Kunststoff. Die Hälfte davon wird wiederverwertet. Die andere Hälfte wird verbrannt oder in Drittländer verschickt.

Wie viele Kaffeebecher landen im Plastikmüll?

Wird der Kaffee mitgenommen, erhalten Verbraucher einen Becher aus Papierfasern, der innen eine dünne Kunststoffschicht hat, plus eines Plastikdeckels. Wäre der Becher aus Pappe, würde er aufweichen und der heiße Kaffee auslaufen. In Deutschland landen jedes Jahr rund 2,8 Milliarden Coffee-to-Go Becher im Mülleimer. Das sind rund 7,6 Millionen pro Tag, 320.000 pro Stunde und knapp 34 Einwegbecher pro Person jährlich. Das geht aus Berechnungen der Deutschen Umwelthilfe hervor.

Welche Auswirkungen hat Plastik auf den Menschen?

Besonders die Zusatzstoffe im Plastik sind gefährlich: Sie sind nicht fest im Kunststoff gebunden, können mit der Zeit entweichen, in die Umwelt und den menschlichen Körper gelangen. Dazu gehören beispielsweise Phthalate (Weichmacher) und Bisphenol A (BPA). „Sie wirken ähnlich wie Hormone – und können so das empfindliche Hormonsystem durcheinanderbringen“, schreibt der BUND in der Broschüre „Achtung Plastik“. Wissenschaftler gehen davon aus, dass BPA schädlich für die Fortpflanzung ist. Diskutiert wird darüber, ab welcher Dosis BPA gesundheitsschädlich ist.

Wo werden Bisphenol A und Phthalate eingesetzt?

Bisphenol A ist laut Umweltbundesamt eine der am meisten genutzten Chemikalien. Der Stoff wird vor allem zur Herstellung des Kunststoffes Polycarbonat (PC) und von Epoxidharden (z.B. für die Innenbeschichtung von Getränke und Konservendosen) genutzt. BPA ist in Alltagsprodukten wie Trinkflaschen, Konservendosen oder Lebensmittelverpackungen enthalten.

Seit dem 1. Juni 2011 ist EU-weit der Einsatz von Bisphenol A in Babyfläschchen verboten. BPA darf auch nicht mehr zum Beschichten des Kassenzettels verwendet werden. Verbraucher sollten beim Einkauf auf die Kennzeichnung BPA-frei achten und Produkte mit der Kennzeichnung „PC“ oder dem „Recyclingcode 7“ nicht verwenden.

Phthalat-Weichmacher werden in vielen Alltagprodukten eingesetzt. Die drei Weichmacher DEHP, DBP und BBP sind grundsätzlich zur Herstellung von Spielzeug und Babyartikeln verboten. Fünf Phthalat-Weichmacher (DEHP, DIBP, BBP, DBP und DIPP) sind in der Europäischen Union zulassungspflichtig. Das bedeutet, dass sie nur noch nach vorheriger Genehmigung in Produkten eingesetzt werden dürfen. Darauf weist der BUND hin.

Was taugen Plastik-Alternativen wie Bambus?

Bambus-Alternativen werden gern als ökologisch bessere Alternativen verkauft. Verbraucher glauben, sie würden dabei ein reines Naturprodukt nutzen. Doch das Geschirr besteht aus Melamin-Formaldehyd-Harz (MFH) mit alternativem Füllstoff wie Bambusfasern. Beide Stoffe gelten als gesundheitsgefährdend. Melamin steht im Verdacht, Erkrankungen im Blasen- und Nieren­system zu verursachen. Form­aldehyd kann Haut, Atemwege oder Augen reizen sowie beim Einatmen Krebs im Nase-Rachen-Raum verursachen, schreibt die „Stiftung Warentest“.

Deshalb gilt: Ins Bambusgeschirr gehört nicht Heißes. Darauf weist das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hin. Kommt MFH mit heißen Speisen oder Getränken von über 70 Grad in Kontakt, können laut BfR hohe Mengen von Melamin oder Formaldehyd in die Lebensmittel geraten. Zu diesem Ergebnis kommt auch die „Stiftung Warentest“ nach einer Stichprobe mit 12 Bambusbechern aus dem vergangenen Jahr. Die weist zudem darauf hin: Auch in Mikrowellen besteht beim Aufwärmen die Gefahr der Überhitzung.

Alternativen zu den Bambusvarianten sind Mehrwegbecher aus Edelstahl, Porzellan und auch Polypropylen (PP), erklärt die Verbraucherzentrale Mecklenburg-Vorpommern.

Wie schädlich ist Mikroplastik?

Unter Mikroplastik versteht man kleine Teile aus Kunststoff. Als Mikroplastik gelten feste und unlösliche synthetische Kunststoffe von unter fünf Millimeter und tausend Nanometer. Es kommt in vielen Produkten vor, wie Kosmetika – also in Duschgel und Peelings.

Der Einkaufsratgeber des BUND listet die häufigsten Kunststoffe auf:

  • Polyethylen (PE)
  • Polypropylen (PP)
  • Polyethylenterephthalat (PET)
  • Nylon-12
  • Nylon-6
  • Polyurethan (PUR)
  • Acrylates Copolymer (AC)
  • Acrylates Crosspolymer (ACS)
  • Polyacrylat (PA)
  • Polymethylmethacrylat (PMMA)
  • Polystyren (PS)

Auch in Trinkwasser findet sich Mikroplastik. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) setzt sich dafür ein, die etwaigen gesundheitlichen Auswirkungen genauer zu untersuchen. «Basierend auf den begrenzt verfügbaren Informationen scheint Mikroplastik im Trinkwasser auf dem jetzigen Niveau kein Gesundheitsrisiko darzustellen», sagte die WHO-Expertin Maria Neira im Jahr 2019.

Menschen nehmen nach Angaben australischer Forscher täglich Mikroplastik zu sich - durch Nahrung, Trinkwasser oder durch bloßes Atmen. Bis zu fünf Gramm der winzigen Teilchen kommen so pro Woche in den Körper - abhängig von den Lebensumständen. Eine Kreditkarte wiegt in etwa fünf Gramm.

Wie kann ich Plastik entsorgen?

In Deutschland gibt es für die Plastikentsorgung den gelben Sack. Aber nicht alles, was aus Plastik ist, gehört hinein. Zahnbürsten und Kugelschreiber gehören zum Beispiel in den Restmüll und große Kunststoffprodukte in den Restmüll oder den Wertstoffhof.

In den gelben Sack dürfen Sie alle Verpackungen aus Kunststoff werfen. Laut dem Entsorger-Unternehmen Grüner Punkt gehören dazu Folien, Plastiktüten, Shampooflaschen, Coffee-To-Go-Becher, Tetrapacks und Nudeltüten.

Wenn Sie Bio-Plastik verwenden, sollten Sie sich vorher genau informieren, ob Ihr kommunaler Entsorger diese als Plastik- oder Bio-Müll verarbeitet.

Wie kann ich Plastik einsparen?

Um im Alltag weniger Plastik zu verbrauchen, gibt es viele Möglichkeiten. Autorin Nadine Schubert («Besser leben ohne Plastik») rät, mit diesen fünf Schritten zu beginnen:

  1. Glas statt Plastik
  2. Mehrweg statt Einweg
  3. Seife statt Duschgel
  4. Recycling statt neuen Produkten (gilt auch für Papier)
  5. Stoffbeutel statt Papiertüte (vor allem beim Bäcker)

Was Sie über Plastik und Kunststoffe noch wissen müssen:

Die Europäische Union plant künftig eine Plastiksteuer, doch das hat nicht ökologische Gründe, auch das Haushaltsloch der EU kann so gestopft werden. Für Gemüse- und Obstverpackungen wird nach Alternativen gesucht. Ein Ersatz könnte ein essbarer Überzug sein, der die Lebensmittel frisch hält. Bei Rossmann und dm kann der Kunde sein Spülmittel bald selbst abfüllen. Lesen Sie auch: Zu viel Plastikmüll, wie Recycling das Problem lösen soll.