Berlin. Facebook soll wie Amazon und Google Sprachaufnahmen gezielt ausgewertet haben. Wir erklären, wie man die Aufnahmen wieder löschen kann.
Digitale Sprachassistenten werden immer beliebter: 32 Prozent der Deutschen nutzen sie bereits, ergab eine Studie im Auftrag der Postbank. Im Dunklen blieb bislang, wie sehr die Technik noch darauf angewiesen ist, dass Menschen sich die Aufnahmen anhören. Jetzt kommt heraus, dass auch Mitarbeiter von Facebook Sprachaufnahmen von Nutzern abtippen ließ.
Wer partout nicht will, dass eigene Sprachbefehle an die Server der großen Konzerne übertragen werden, muss die Nutzung wohl oder übel komplett einstellen. Wer darauf nicht verzichten will, hat jedoch Möglichkeiten, um die Verwendung der eigenen Daten zumindest einzuschränken. Wir zeigen, wie das funktioniert.
• Amazon Alexa
Sprachbefehle, die über Echo-Geräte oder die Alexa-App registriert werden, bleiben standardmäßig dauerhaft gespeichert. Das bestätigte Amazon erst jüngst auf die Frage eines US-Senators. Eine automatische Löschung ist nicht vorgesehen. Allerdings gibt es die Möglichkeit, sich alle aufgezeichneten Aufnahmen anzuhören und diese einzeln oder auch gesammelt zu löschen.
Dazu öffnet man zunächst die Amazon-Alexa-App. Über den Menü-Knopf oben links gelangt man zu „Einstellungen“, dann zu „Alexa Datenschutz“. Via „Sprachaufnahmen-Verlauf überprüfen“ können nicht nur die von Alexa erkannten Sprachbefehle gelesen werden, die Audioschnipsel können sogar einzeln angehört und gelöscht werden.
Alternativ lassen sich alle Aufzeichnungen des Tages, der Woche, des Monats oder auch alle je gespeicherten Daten auf einen Schlag löschen. Recht neu ist zudem die Möglichkeit, Sprachaufnahmen direkt per Sprachbefehl zu entfernen. Ein „Alexa, lösche, was ich gerade/heute gesagt habe“ genügt dann bereits. Diese Option muss jedoch zuerst in diesem Menü aktiviert werden.
Außerdem findet sich unter „Alexa Datenschutz“ weiter unten noch das Untermenü „Legen Sie fest, wie Ihre Daten Alexa verbessern sollen“. Durch das Deaktivieren des oberen Schalters kann untersagt werden, dass eigene Sprachaufnahmen „für die Entwicklung neuer Funktionen“ verwendet werden dürfen. Der untere Schalter regelt, ob Amazon über Alexa verschickte Nachrichten zur Verbesserung seiner Spracherkennung nutzen darf. Ob damit gänzlich ausgeschlossen werden kann, dass Sprachaufnahmen von Dritten analysiert werden, ist aber nicht klar. Zuletzt hatte ein Bundestags-Gutachten hervorgebracht: Amazons Alexa birgt Gefahr für Kinder.
• Google Assistant
Auch Google speichert Spracheingaben dauerhaft, wenn Nutzer nicht aktiv eingreifen. Hier gibt es zwei Wege, wie man Zugang zu den Daten erhält. Der einfachste erfolgt im Browser über den generellen Google-Account (myaccount.google.com). Hat man sich mit seinen Nutzerdaten eingeloggt, folgt ein Klick auf das Feld „Datenschutz Personalisierung“, dann auf „Sprach- und Audioaktivitäten“ und schließlich „Aktivitäten verwalten“.
Hier lassen sich einzelne Anfragen anhören und löschen. Wer die Aufnahmen in bestimmten Zeiträumen oder gar alle gespeicherten Aufnahmen löschen möchte, klickt auf das Menüsymbol oben rechts. Übrigens: Im Menü „Sprach- und Audioaktivitäten“ lässt sich per Schalter auch grundsätzlich verbieten, dass Google Aufnahmen der Sprachbefehle speichert.
Der zweite Weg zum Löschen geht über die Google-Home-App. Hier tippt man unten rechts auf das Profil-Symbol, danach auf „Meine Aktivitäten“. Das Menü funktioniert wie das Browsermenü „Aktivitäten verwalten“, bezieht sich allerdings explizit nur auf die Spracheingaben beim Google Assistant, Spracheingaben über andere Google-Dienste werden hier nicht angezeigt. Besonders interessant: Hier lässt sich auch einstellen, ob Assistant-Daten automatisch nach drei oder nach 18 Monaten gelöscht werden sollen.
• Apple Siri
Apples Assistent unterscheidet sich von den übrigen Konkurrenten in einem wichtigen Punkt: Während Alexa, Google Assistant und Cortanas Server beim Analysieren der Sprachbefehle genau wissen, wer diesen Befehl gesendet hat, weiß Apple das laut eigener Aussage nicht. Zudem beschreibt Apple, dass der Siri-Dienst auch bei der Nutzung der Informationen sparsam vorgehe: So würden zwar Name und grobe Ortsangabe an Apples Server übermittelt, etwa damit Siri den Nutzer mit Namen ansprechen und bei einer Frage nach dem Wetter auch Auskunft geben kann. Laut Apple aber werden die Daten gelöscht, sobald man Siri zehn Minuten lang nicht genutzt hat.
Audioaufnahmen der Siri-Anfragen werden unter der zufällig erzeugten Identifikationsnummer sechs Monate lang gespeichert. Anschließend würde eine Kopie der Audiodaten ohne Zuordnung zu Nutzer oder Gerät für weitere anderthalb Jahre gespeichert, um Apple bei der Verbesserung der Spracherkennung zu helfen. Nach zwei Jahren werden laut Apple die allermeisten Daten dauerhaft gelöscht. Nur ein kleiner Teil würde – anonym – für Analysen unbestimmt lange gespeichert. Händisch lassen sich diese Audioschnipsel nicht löschen. Durch die Anonymisierung aber seien sie für Werbung oder Strafverfolgung nutzlos.
Löschen kann der Anwender diese anonymisierten Daten nicht selbsttätig. Immerhin kann die Zuordnung von Audiodaten und der zufälligen Geräte-ID händisch aufgehoben werden, indem man Siri und die Diktierfunktion kurzzeitig auf dem Gerät deaktiviert. Dies klappt unter Einstellungen>Allgemein. Hier jeweils den Schalter hinter „Auf Siri achten“ und „Für Siri Seitentaste/Hometaste drücken“ betätigen. Die Diktierfunktion kann unter Allgemein>Tastatur>„Diktierfunktion aktivieren“ ausgeschaltet werden.
Per Voreinstellung lässt sich zudem untersagen, dass Siri oder die Diktierfunktion den Standort an Apple-Server übermittelt: Unter Einstellungen>Datenschutz>Ortungsdienste kann das im Unterpunkt „Siri Diktieren“ entweder einzeln abgefragt oder ganz verhindert werden.