Berlin. Die Zahl der Hautkrebs-Fälle steigt. Was man vor dem Sommer über Sonnenbrand wissen muss und wie man sich schützt.

Die Zahl der Hautkrebsdiagnosen ist in den vergangenen Jahren weiter gestiegen. Das geht aus dem Hautkrebsreport der Techniker Krankenkasse (TK) hervor, der am heutigen Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde.

Demnach stieg die Zahl der Diagnosen von hellem oder weißem Hautkrebs zwischen 2009 und 2015 um 53 Prozent, die des schwarzen Hautkrebses um 32 Prozent. Der schwarze Hautkrebs ist besonders gefährlich, weil er – zu spät erkannt ­– häufig tödlich verläuft.

Damit ist Hautkrebs laut dem Bericht mit 272.000 Neuerkrankungen jedes Jahr die häufigste Krebserkrankung in Deutschland. Die meisten Neuerkrankungen betreffen den hellen Hautkrebs. 2017 lebten 1,4 Millionen Menschen hierzulande mit der Diagnose Hautkrebs.

Die meisten Hautkrebs-Diagnosen in Nordrhein-Westfalen

Mit fast 48.000 Fällen wird Hautkrebs in Nordrhein-Westfalen am häufigsten dokumentiert. Im Verhältnis zur Bevölkerungszahl erkranken jedoch in Hessen, Niedersachsen und Thüringen die meisten Menschen.

Die Hauptursache für die Entstehung von Hautkrebs ist in den meisten Fällen ein falscher Umgang mit der Sonne. So wissen viele Menschen nicht, dass Sonnencreme zwar vor Sonnenbrand, nicht jedoch vor Hautkrebs schützt, bemängeln Experten. „Meist liegt die Ursache für die Erkrankung schon Jahrzehnte zurück. 20 bis 30 Jahre braucht Hautkrebs, um sich zu entwickeln“, sagt Matthias Augustin, Dermatologe am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) und Herausgeber des Reports.

Entsprechend steige das Erkrankungsrisiko mit dem Alter an. Besonders betroffen ist laut dem Bericht die Altersgruppe der 75- bis 79-Jährigen. Auffällig ist jedoch noch eine andere Altersgruppe: Die 45- bis 54-jährigen Frauen. Hier sei ein deutlicher Anstieg an Diagnosen mit schwarzem Hautkrebs zu erkennen, sagt Augustin. „Ursachen könnten eine vermehrte Nutzung von Sonnenbänken und häufiges Sonnenbaden in frühen Jahren sein“, sagt der Dermatologe.

Nur jeder fünfte Versicherte nimmt Früherkennung in Anspruch

Besonders wichtig ist bei Hautkrebs die Früherkennung. Dann ist eine schonende Behandlung und in der Regel auch eine Heilung möglich. Doch laut dem TK-Bericht hat zwischen 2015 und 2017 nur jeder fünfte gesetzlich Versicherte ein Hautkrebs-Screening in Anspruch genommen.

Gesetzlich Versicherte ab 35 Jahren haben alle zwei Jahre einen Anspruch auf ein kostenloses Hautkrebsscreening. Manche Krankenkassen wie die TK bieten die kostenfreie Früherkennung bereits für jüngere Versicherte an.

Auch wenn die Ursachen für viele Fälle Jahre zurückliegen, herrsche noch immer Unwissenheit im Umgang mit der Sonne, sagen Experten. Antworten auf die wichtigsten Fragen:

Sonnenschutz: Wie schadet die UV-Strahlung der Haut?

Die Sonne gibt ultraviolette Strahlung ab, von der ein Teil – vor allem die gefährlichen UV-C-Strahlen – von der Ozonschicht ganz oder teilweise aufgehalten oder abgeschwächt wird. Die übrig gebliebene Strahlung dringt in die Haut ein: die langwellige UV-A-Strahlung tief in die Lederhaut, die kurzwelligere UV-B-Strahlung in die Oberhaut – die Haut bräunt oder rötet. Doch die Strahlung bewirkt auch eine Schädigung des Erbguts in den Hautzellen, lange bevor ein Sonnenbrand entsteht.

Zunächst kann der Körper die Schäden noch ausbügeln, doch eine häufige und lang anhaltende UV-Bestrahlung überfordert ihn – die Veränderungen im Erbgut, sogenannte Mutationen, bleiben. Die Folgen: Das Risiko für weißen oder schwarzen Hautkrebs steigt. „Es dauert oft Jahrzehnte, bis die Menschen erkranken“, sagt Professor Dirk Schadendorf, Direktor der Klinik für Dermatologie am Uniklinikum in Essen.

Leberflecken können ein Zeichen dafür sein, dass die Haut zu viel Sonne gesehen hat. Umso wichtiger ist ein Besuch bei einem Dermatologen.
Leberflecken können ein Zeichen dafür sein, dass die Haut zu viel Sonne gesehen hat. Umso wichtiger ist ein Besuch bei einem Dermatologen. © iStock | istock

„Deswegen werden die Zahlen auch in den kommenden 10 bis 15 Jahren weiter steigen.“ Es sind die Auswirkungen der 1980er- und 90er-Jahre, als man es mit dem Sonnenschutz noch nicht ganz so ernst genommen hat. Außerdem lässt eine hohe UV-Belastung die Menschen im wahrsten Sinne alt aussehen. Die Strahlung schädigt das Kollagen im Bindegewebe und verhindert dessen Neubildung. Die Haut verliert ihre Straffheit und Elastizität.

Was ist „zu viel“ Sonne?

Das kommt auf die sogenannte Eigenschutzzeit der Haut an, die sich je nach Hauttyp unterscheidet.

• Der keltische Hauttyp (meist rote Haare, Sommersprossen, wird kaum braun) bekommt laut dem Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) ohne Sonnenschutz bereits nach zehn Minuten einen Sonnenbrand
• Der nordische Hauttyp mit blond-braunen Haaren und hellen Augen errötet nach 10 bis 20 Minuten
• Der meist braunhaarige Mischhauttyp braucht 20 bis 30 Minuten bis zum Sonnenbrand
• Der mediterrane Hauttyp mit hellbrauner Haut und dunkelbraunem Haar verbrennt nach einer halben Stunde bis 40 Minuten
• Der dunkle Hauttyp mit schwarzem Haar und dunkelbraunen Augen kann sich circa eine Stunde ungeschützt der Sonne in Deutschland aussetzen
• Der schwarze Hauttyp übersteht bis zu 80 Minuten in der Regel ohne Schäden

Doch das Cremen schützt nicht vor langfristigen Folgen der Strahlung, betont Schadendorf. Zwar schütze Sonnencreme vor einem Sonnenbrand, nicht jedoch vor Hautkrebs. „Wir wissen seit einigen Jahren, dass auch subklinische Dosen des UV-Lichts, die also noch keine Symptome wie einen Sonnenbrand auslösen, krebserregend sind“, sagt der Dermatologe.

„Selbst wenn ich ordentlich eingecremt bin, ist die Sonne schädlich.“ Konkret heißt das also: Jemand, der eine Eigenschutzzeit von zehn Minuten hat und eingecremt ist – selbst mit dem höchsten Lichtschutzfaktor 50 –, sollte spätestens nach einer halben Stunde die direkte Sonne verlassen.

Anders als viele denken, schützt auch eine vorgebräunte Haut nicht vor Schäden. Zwar dauert es länger, bis ein Sonnenbrand entsteht, das Hautkrebsrisiko aber bleibt. Manchmal lässt es sich nicht vermeiden, sich in der Sonne aufzuhalten – Wie gefährlich ist viel Sonne während der Arbeitszeit?

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    Wie cremt man sich richtig ein?

    Zunächst ist der passende Lichtschutzfaktor (LSF) wichtig. Er gibt an, wie viel länger sich jemand in der Sonne aufhalten kann, ohne einen Sonnenbrand zu bekommen. Beträgt die Eigenschutzzeit der Haut also zum Beispiel zehn Minuten und der Lichtschutzfaktor ist 30, kann jemand 300 Minuten in der Sonne bleiben, ohne sich zu verbrennen.

    Voraussetzung für einen optimalen Schutz: Es wurde richtig gecremt. Viele Deutschen sparen an der Sonnencreme. „Wenn eine vierköpfige Familie nach einer Woche Sommerurlaub mit einer halb vollen Sonnencremeflasche zurückkommt, ist was falsch gelaufen“, sagt Schadendorf.

    Als Faustregel gilt: 30 bis 40 Milliliter Sonnenschutzmittel pro Person und Creme-Durchgang. Und: Mindestens 30 Minuten vor dem Sonnenbad eincremen und mindestens alle zwei Stunden nachcremen. Dabei verlängert das Nachcremen nicht die Zeit, die jemand in der Sonne verbringen kann. Das Bundesamt für Strahlenschutz rät ohnehin, die durch den Lichtschutzfaktor erhöhte Schutzdauer höchstens zu 60 Prozent auszuschöpfen.

    Wie finde ich die richtige Sonnencreme?

    Teuer muss eine Sonnencreme im Übrigen nicht sein, um zuverlässig zu schützen, wie die Stiftung Warentest im vergangenen Sommer ermittelt hat. Testsieger wurde das Produkt „Cien Sun Sonnenmilch Classic“ von Lidl für 1,18 Euro/100 Milliliter.

    Es folgten „t. Today Sonnenmilch“ von Penny und Rewe für 1,17 Euro/100 ml, dm mit „Sundance Sonnenspray“ für 2,23 Euro/100 ml und Reals „Sôi Sonnenmilch“ für 1,50 Euro/100 ml. Wichtig ist, dass die Sonnenschutzmittel gegen UV-A und UV-B wirken.

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      Ab welcher Temperatur muss man sich schützen?

      Temperatur spielt beim Sonnenschutz kaum eine Rolle. „Nur weil es kalt ist, heißt das nicht, dass keine UV-Belastung da ist“, sagt Schadendorf, „viele werden es kennen von einem windigen Tag am Meer, der unerwartet mit einem Sonnenbrand endet.“

      Das Gleiche gilt für einen bewölkten Himmel: Wolken sind kein Schutz vor UV-Strahlung, manchmal verstärken sie sogar die UV-Belastung. Als Orientierung dient hier der von der Weltgesundheitsorganisation WHO festgelegte und weltweit einheitliche UV-Index. Je höher er ist, desto höher ist die sogenannte UV-Bestrahlungsstärke und desto schneller kann ungeschützte Haut verbrennen.

      Ab einem Index von drei ist ein Schutz in Form von Creme, Hut, Sonnenbrille und langer Kleidung erforderlich. Der aktuelle Wert für einzelne Regionen kann täglich zum Beispiel auf der Seite des BfS abgefragt werden: www.bfs.de > Themen > optische Strahlung > UV-Strahlung > UV-Index > aktuelle Messwerte.

      Wie kann man sich sonst schützen?

      Vor allem Textilien, also Hut und Kleidung, schützen vor UV-Strahlung. Wer ganz sichergehen will, orientiert sich am UV-Standard 801. Dieser Standard ist besonders für sonnenempfindliche Menschen gedacht oder Menschen, die sich viel draußen aufhalten, wie Sportler oder Menschen, die draußen arbeiten. „Aber eigentlich bietet jedes normale Hemd einen gewissen Schutz“, sagt Schadendorf.

      Nur weiße Kleidung sei etwas durchlässiger. Es gilt: Je fester die Kleidung ist, desto höher der Schutz. Und grundsätzlich gelte: Die Mittagssonne zwischen 11 und 15 Uhr meiden. In dieser Zeit ist die UV-Strahlung am höchsten und gefährlichsten.