Ist das der wichtige Schritt im Kampf gegen Ebola? US-Forscher sind der Entwicklung eines Impfstoffs gegen das Virus einen Schritt näher gekommen.
New York. In der ersten Testphase hätten die 20 Probanden Antikörper entwickelt und ihre Immunsysteme hätten positiv reagiert, teilten die Nationalen Gesundheitsinstitute der USA (NIH) am Mittwoch mit. Es könnte allerdings noch mehrere Monate dauern, bis der Impfstoff großflächig eingesetzt werden kann.
Die Ergebnisse der Studie wurden auf der Internetseite des Fachmagazins „New England Journal of Medicine“ veröffentlicht. Der Impfstoff namens ChAd3 wurde gemeinsam vom staatlichen US-Institut für Allergien und Infektionskrankheiten (NIAID) in Zusammenarbeit mit dem britischen Pharmakonzern GlaxoSmithKline entwickelt.
Der Impfstoff besteht aus Teilen des Genmaterials zweier unterschiedlicher Ebola-Stämme (Sudan und Zaire) und einem weitgehend harmlosen Adenovirus, der Erkältungen bei Affen auslöst, als Transporter. Die Impf-Viren breiten sich nicht wie Ebola im Körper aus, können aber dafür sorgen, dass er Antikörper produziert.
Das Ausmaß der Ebola-Seuche in Westafrika habe die Anstrengungen intensiviert, „einen sicheren und effektiven Impfstoff zu entwickeln“, erklärte Anthony Fauci vom NIAID. Eingesetzt wurden in der ersten Testphase sowohl niedrigere als auch höhere Dosen. Die mit den höheren Dosen geimpften Testpersonen entwickelten entsprechend auch stärkere Antikörper.
Die Impfungen hatten im September begonnen und jeder der Teilnehmer entwickelte innerhalb von vier Wochen im Blut nachweisbare Antikörper. Nebenwirkungen gab es bis auf zwei Fälle leichten Fiebers, das in den 24 Stunden nach der Injektion auftrat, nicht. An den Tests beteiligten sich gesunde Menschen im Alter von 18 bis 50 Jahren.
Die beiden nächsten Testphasen mit einem größeren Kreis an Probanden sollen nun in Westafrika fortgesetzt werden, erklärte Fauci. Dazu stehe das Institut in Kontakt mit Vertretern in Liberia und „anderen Partnern“. Diese sollen aber frühestens Anfang des kommenden Jahres starten.
Das Weiße Haus „gratulierte“ den Forschern zu den Ergebnissen des „vielversprechenden Impfstoffes“. Demnach will Präsident Barack Obama in der kommenden Woche den Nationalen Gesundheitsinstituten einen Besuch abstatten. Bislang gibt es noch keinen zugelassenen Impfstoff gegen Ebola. In Kanada wird derzeit ebenfalls ein Stoff getestet, die Studien hatten Mitte November begonnen.
Experten sprechen von einer vielversprechenden und ermutigenden Entwicklung, warnen aber vor zu großem Optimismus. Noch sei nicht klar, ob die Antikörper tatsächlich vor Ebola schützen, sagen der französische Forscher Rodolphe Thiébaut und der britische Virologe Jonathan Ball. Nach den Worten des NIAID-Experten Michael Kurilla wird möglicherweise erst Mitte des kommenden Jahres feststehen, ob eine Impfung möglich sein wird und zum Einsatz kommt.
Ebola grassiert seit fast einem Jahr in Westafrika. Am stärksten sind neben Liberia die Länder Guinea und Sierra Leone betroffen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) veröffentlichte am Mittwoch neue Zahlen zu der gefährlichen Viruserkrankung: Demnach starben bereits 5689 Menschen an Ebola. Insgesamt infizierten sich 15.935 Menschen mit dem Virus.
Die UN-Mission für den Kampf gegen Ebola (UNMEER) räumte ein, dass sie ihre Zielvorgaben für den Kampf gegen die Seuche in Sierra Leone mangels ausreichend vieler Krankenhausbetten nicht einhalten könne. Das Anfang Oktober ausgegebene 70-70-60-Ziel, wonach es bis Dezember gelingen sollte, 70 Prozent der Verdachtsfälle zu isolieren und zu behandeln sowie 70 Prozent der Ebola-Toten binnen 60 Tagen auf sichere Weise zu beerdigen, werde verfehlt, sagte UNMEER-Krisenmanager Amadu Kamara.
Frankreichs Präsident François Hollande reist am Freitag nach Guinea. Es ist die erste Reise eines nicht-afrikanischen Staatschefs in eines der von Ebola betroffenen Länder seit Ausbruch der Epidemie. Hollande will sich in der früheren französischen Kolonie ein Bild vom Kampf gegen die tödliche Krankheit machen. Frankreich konzentriert seine Hilfen gegen Ebola auf Guinea, wo die Epidemie bereits mehr als 1200 Menschenleben forderte, und hat 100 Millionen Euro zugesagt.