Änderungen schon 2015. Mehrkosten von durchschnittlich 1800 Euro. Senat plant zusätzliche Zuschüsse
Hamburg. Die Stadt zieht die Konsequenzen aus der Alterung der Gesellschaft. Vom kommenden Jahr an will Hamburg den Bau einer Wohnung nur noch dann fördern, wenn diese barrierefrei errichtet wird. Nach Abendblatt-Informationen wird der Senat im ersten Quartal 2015 eine entsprechende Änderung der Förderrichtlinien beschließen. Die Mehrkosten von etwa 1800 Euro pro Wohnung sollen durch zusätzliche Zuschüsse ausgeglichen werden. Zudem wird der Einbau eines Fahrstuhls gefördert.
Hintergrund der Initiative der SPD-Bürgerschaftsfraktion ist das Fehlen von barrierefreiem Wohnraum. Schätzungen zufolge gelten weniger als fünf Prozent der rund 900.000 Wohnungen in der Hansestadt als barrierefrei. In fast jedem dritten Haushalt leben Senioren.
Um den Bau von jährlich rund 6000 Wohnungen sicherzustellen, schloss der SPD-geführte Senat mit der Wohnungswirtschaft ein „Bündnis für das Wohnen“. Die Errichtung von 2000 Sozialwohnungen fördert die Stadt jährlich mit rund 100 Millionen Euro. Das Thema Barrierefreiheit stand bislang jedoch nicht im Mittelpunkt. Lediglich rund ein Drittel der in den vergangenen Jahren geförderten Neubau-Mietwohnungen gilt als barrierefrei.
Eine barrierefreie Wohnung muss grundsätzlich ohne Treppenstufen erreichbar sein. Das heißt, sie liegt ebenerdig, oder im Haus wurde ein Fahrstuhl installiert. Innerhalb einer barrierefreien Wohnung darf es nicht mehr als drei Treppenstufen geben. Zudem muss die Dusche bodengleich sein. Die Türen müssen eine Breite von 1,10 Metern aufweisen – also 20 Zentimeter breiter als üblich sein.
Nach den Worten von Matthias Günther vom Pestel-Institut in Hannover sind Bau und Sanierung barrierefreier Wohnungen von finanziellem Vorteil für die Gesellschaft. So ergab eine Studie im Auftrag des Bundesbauministeriums, dass rund 15 Prozent der Pflegebedürftigen daheim gepflegt werden könnten, wenn ihr Zuhause altersgerecht wäre. Sozialkassen und private Haushalte könnten jährlich 5,2 Milliarden Euro sparen, da die Unterbringung in einem Pflegeheim teurer ist.
Günther bezifferte die Mehrkosten der stationären gegenüber der ambulanten Pflege auf rund 7200 Euro pro Jahr. „Der Umbau zur barrierearmen Wohnung kostet etwa 15.600 Euro.“ Damit rechne sich eine seniorengerechte Wohnungssanierung bereits nach gut zwei Jahren. Der finanzielle Vorteil dürfte weiter steigen, da es immer mehr Pflegebedürftige geben wird.