Treue kann teuer werden, wenn sie einem Unternehmen gilt. Gerade bei Internet-Anbietern sind Bestandskunden oft die Dummen.

Berlin/Göttingen. Wer sich über hohe monatliche Kosten oder schleppende Downloadgeschwindigkeiten ärgert, sollte seinen Provider wechseln. Es bestehe oft erhebliches Sparpotenzial, wenn man noch einen alten Tarif nutzt, sagt Rafaela Möhl vom Telekommunikationsportal „Teltarif.de“.

Immerhin ein Viertel aller Breitbandkunden plant binnen Jahresfrist einen Anbieterwechssel. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest die Marktanalyse „Telko-Radar 2012“ der Düsseldorfer Unternehmensberatung SMP.

Doch wie läuft ein Providerwechsel eigentlich ab? „Als Erstes sollte der Kunde eine Bestandsaufnahme machen“, rät Thomas Grund von der Stiftung Warentest. Dazu zählt ein Blick in den aktuellen Vertrag: Welche Laufzeit ist dort festgelegt und wie steht es um die Kündigungsfristen? Wird sie verpasst, verlängert sich der Vertrag oft automatisch um ein weiteres Jahr. In den meisten Fällen sollte die Kündigung fristgerecht mindestens drei Monate vor Vertragsende erfolgen. „Dies bedeutet, dass die Kündigung beziehungsweise der Neuabschluss möglichst zwei bis drei Wochen vorher erfolgen sollte“, erklärt Grund. Nicht alle Anbieter sind flink bei der Bearbeitung.

Wichtig: Man kündigt nicht selbst. Das erledigt der neue Anbieter nach der Anmeldung. „Nimmt man diese hingegen selber vor, steigt das Risiko, dass man länger ohne Anschluss dasteht, da sich die Anbieter nicht optimal abstimmen können“, erklärt Möhl das Verfahren. Vorsicht sei auch bei der Namensschreibweise oder Adresszusätzen beim geboten, wenn man wechselt: „Wichtig ist, seine persönlichen Daten genauso anzugeben, wie sie beim alten Anbieter vorliegen, damit der neue Anbieter den Anschluss eindeutig zuordnen kann.“

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Erst einmal muss man natürlich den passenden Tarif finden. Einen ersten Überblick verschaffen Tarifrechner im Internet. Per Verfügbarkeitsabfrage lässt sich auf den Webseiten der Anbieter herausfinden, ob der gewünschte Anschluss an der Wohnadresse überhaupt eingerichtet werden kann. „Diese Auskunft ist aber nicht bindend“, betont Warentester Grund.

Die Preise für die inzwischen zum Standard gewordenen Doppelflatrate-Angebote, die eine Surf- und Festnetztelefonie-Flatrate beinhalten, hängen unter anderem von der Geschwindigkeit der Internetverbindung ab. Der Preis der günstigsten Angebote liegt bei rund 25 Euro im Monat. Die Anbieter wollen aber noch viel mehr verkaufen, zum Beispiel Fernsehen oder Tarife fürs mobile Telefonieren. „Handy-Optionen sollte man immer mit anderen, unabhängigen Mobilfunkangeboten vergleichen“, rät Rafaela Möhl. Kabelunternehmen bieten Doppelflatrates inzwischen auch ganz unabhängig von einem Vertrag für Kabelfernsehen an.

Eine Doppelflatrate birgt übrigens das Potenzial für doppelten Ärger, wenn der Kunde nicht alle Preisbestandteile und Konditionen des neuen Tarifs genau unter die Lupe nimmt. „Neben der Grundgebühr zählen dazu zum Beispiel die Kosten für Gespräche, die nicht von einer Flatrate abgedeckt sind sowie Einrichtungsgebühr, Hardware-Kosten und eventuell im Angebot fest verankerte Preiserhöhungen“, zählt Tarifexpertin Möhl auf. Viele Anbieter köderten Verbraucher mit sehr günstigen Preisen, die aber oft nur wenige Monate gelten – danach wird es teurer.

Oft werden Kunden auch einfach Zusatzleistungen wie Sicherheitspakete untergejubelt – egal, ob der Kunde sie wünscht oder nicht. „In einem solchen Fall muss man sie rechtzeitig kündigen, bevor sie kostenpflichtig werden“, erklärt Möhl. Auch das Zusenden der Rechnung oder des Einzelverbindungsnachweises per Post kann mit Mehrkosten zu Buche schlagen.

Es ist auch möglich, dass die vermeintliche Internetflatrate in Wirklichkeit ein Volumentarif ist. Wird eine bestimmte Datenmenge überschritten, drosselt der Provider entweder das Tempo oder rechnet für jedes überzählige Megabyte ab. Thomas Grund rät Verbrauchern deshalb, stets vorab die Vertragsbedingungen, die Leistungsbeschreibung und die Preislisten zu studieren.

Dort erfährt man dann auch, ob es etwas kostet, seine Telefonnummer zu behalten. „Die Mitnahme der Rufnummer kostet je nach Anbieter bis zu 20 Euro“, erklärt Möhl. Ein weiterer Kostenfaktor kann eine Einrichtungsgebühr in Höhe von 10 bis 60 Euro sein, auf die die Anbieter im Rahmen von Aktionen zeitweise verzichten.

DSL-Umschaltung bald binnen eines Tages

Ob ein Anschluss pünktlich freigeschaltet wird, ist Glückssache. Oft muss der Kunde warten, mitunter tagelang. Das soll sich ändern. „Nach dem neuen Telekommunikationsgesetz soll die Umschaltung der Rufnummer innerhalb eines Tages erfolgen“, erklärt Thomas Grund von der Stiftung Warentest. Das Gesetz soll im Sommer in Kraft treten.