Hamburg. Sind Frauen wirklich eifersüchtiger als Männer? Und wie geht man mit Eifersucht um, wenn sie die Beziehung belastet? Experte klärt auf.

Eifersucht – ein Gefühl, das Beziehungen belasten und Vertrauen erschüttern kann. Doch sind Frauen tatsächlich eifersüchtiger als Männer? Studien deuten darauf hin, dass Frauen vor allem bei emotionaler Untreue empfindlicher reagieren, während Männer häufiger sexuelle Untreue als Bedrohung wahrnehmen. Was Eifersucht auslöst und wie man am besten damit umgeht, beleuchtet ein Freiburger Diplom-Psychologe.

Beziehung: Traditionelle Rollenbilder und ihre Wirkung auf die Eifersucht

Wissenschaftler haben in verschiedenen Studien untersucht, welche Formen Eifersucht annehmen kann. Achim Schützwohl von der Universität Bielefeld sowie David A. Frederick und Melissa R. Fales von der US-amerikanischen Chapman University konnten in ihren Untersuchungen zeigen, dass Frauen vor allem bei Hinweisen auf emotionale Untreue ihrer Partner besonders stark eifersüchtig reagierten. Diese Gefühle waren deutlich intensiver als bei Hinweisen auf sexuelle Untreue.

Früher erklärten Forschende dieses Phänomen mit traditionellen Rollenbildern. In der Vergangenheit galt die sexuelle Treue der Frauen für Männer als essenziell, da sie nur so sicherstellen konnten, dass die Kinder die sie versorgten, tatsächlich ihre eigenen waren. Für Frauen hingegen hatte die emotionale Treue ihres Partners einen höheren Stellenwert, da Männer traditionell als Versorger der Familie galten und deren emotionale Bindung Stabilität und Schutz bot.

Studie: Was steckt eigentlich hinter Eifersucht?

Die Wissenschaft liefert heutzutage neue Erkenntnisse, die den Ursprung von Eifersucht besser verständlich machen. Besonders emotionale Bindung und Vertrauen zwischen Beziehungspartnern scheinen dabei eine zentrale Rolle zu spielen. Kenneth Levy und Kristen Kelly veröffentlichten in der Fachzeitschrift „Psychological Science“ eine Studie, die zeigt, dass emotionale Untreue auch bei vielen Männern Eifersucht auslöst und als schmerzhaft empfunden wird. Um diese These zu untermauern, führten sie über 400 Interviews durch.


Die Ergebnisse der beiden Wissenschaftler legen nahe, dass Eifersucht durch unterschiedliche Bedürfnisse nach Nähe und Autonomie erklärt werden kann – sowohl bei Frauen als auch bei Männern. Menschen, die ihre Autonomie priorisieren, reagieren sensibler auf körperliche Untreue, während jene, die eine enge emotionale Bindung zu ihrem Partner haben, bei Hinweisen auf emotionale Untreue verletzlicher sind.

Anzeichen für Eifersucht bei Frauen: Wie verhält sich eine eifersüchtige Partnerin?

Eifersucht bei Frauen tritt häufig erst im Laufe der Beziehung auf, insbesondere in konfliktbeladenen Situationen. Für die männlichen Partner kommt dies oft unerwartet. Doch wie erkennt man, dass die Partnerin eifersüchtig ist? Diplom-Psychologe Wanja Kunstleben erklärt: „Betroffene fragen häufig nach dem Aufenthaltsort, den Aktivitäten und Kontakten des Partners.“ Durch dieses Verhalten versuchen eifersüchtige Partnerinnen, ein Gefühl von Kontrolle zu bewahren.

Häufig gehen sie noch einen Schritt weiter, durchsuchen das Handy ihres Partners oder überwachen seine Profile in sozialen Netzwerken. Finden sie vermeintliche Hinweise auf Untreue, gerät der Partner schnell unter Verdacht – auch wenn dies in den meisten Fällen unbegründet ist.

Das übermäßige Kontrollbedürfnis versuchen die betroffenen Frauen oft als Ausdruck von Liebe zu rechtfertigen. „Alle Aktivitäten, bei denen der Partner unabhängig wäre, werden abgelehnt“, erklärt der Psychologe. Dabei entwickelt die Frau besitzergreifende Verhaltensweisen und möchte den Partner ausschließlich für sich haben. Selbst harmlose Treffen mit Freunden oder der Familie können bei ihr unangenehme Gefühle auslösen.

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Psychologe: „Es ist wichtig, die eigenen Bedürfnisse und die Autonomie zu wahren“

Eine Studie von ElitePartner, für die 6500 Menschen in Deutschland befragt wurden, zeigte, dass 52 Prozent der Männer starke Eifersucht als einen wesentlichen Grund für eine Trennung betrachten. Diplom-Psychologe Wanja Kunstleben rät dazu, die Ängste und Gefühle der eifersüchtigen Partnerin ernst zu nehmen und ein offenes Gespräch darüber zu führen. So sei es möglich, die Ursachen der starken Eifersuchtsgefühle zu identifizieren und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. Wer sich dafür entscheide, die Beziehung weiterzuführen, sollte seiner Partnerin Respekt und Empathie zeigen, so Kunstleben.

Der Experte betont jedoch auch, wie wichtig es sei, persönliche Grenzen zu wahren, wenn man sich durch die kontrollierenden Verhaltensweisen der Partnerin zu eingeengt fühlt. „Es ist wichtig, die eigenen Bedürfnisse und die Autonomie zu wahren“, sagt er. Zwar könne man als Partner mit respektvoller und gesunder Kommunikation Unterstützung bieten, doch die Arbeit an der Eifersucht liege letztlich bei der betroffenen Person selbst. Sie müsse bereit sein, ihre Gedanken zu reflektieren und aktiv daran zu arbeiten.

Dieser Artikel erschien zuerst bei der Berliner Morgenpost.