Berlin. Frauen, die regelmäßig Milch trinken, haben ein erhöhtes Risiko für bestimmte Erkrankungen. Das haben Forscher jetzt herausgefunden.
Frauen, die täglich mehr als ein Glas Milch trinken, haben ein höheres Risiko, an einem Herzleiden zu erkranken. Diesen Zusammenhang haben schwedische Forscherinnen und Forscher festgestellt, die zwei große Studien auswertetet haben. Bei diesen waren bei etwa 100.000 Frauen und Männern über 33 Jahre lang wiederholt Ernährungs- und Lebensstilfaktoren kontrolliert sowie Blutproben analysiert worden. Die Ergebnisse sind im Fachjournal „BMC Medicine“ erschienen.
Start der Studie war im Jahr 1987. Zu jener Zeit litt keiner der Probandinnen und Probanden an Herzschwäche oder einer Krebserkrankung. Während der 33-jährigen Nachbeobachtungszeit bekamen den Angaben zufolge 17.896 Menschen eine koronare Herzkrankheit, darunter 10.714 einen akuten Herzinfarkt. Bei der koronaren Herzkrankheit sind die Herzkranzgefäße, die den Herzmuskel mit sauerstoffreichem Blut versorgen, verkalkt.
Milch: Bei 300 Milliliter pro Tag stieg das Risiko
Wiederholt waren die Studienteilnehmer in den 33 Jahren auf Faktoren wie Alkoholkonsum, Raucherstatus und ihren allgemeinen Gesundheitszustand untersucht worden. Dabei beantworteten sie auch die Frage, wie viel fermentierte und nicht fermentierte Milch sie durchschnittlich pro Tag zu sich nehmen.
Bei Frauen, die mehr als 300 Milliliter nicht fermentierte Milch pro Tag tranken, stellten die Forscher ein erhöhtes Risiko für verengte Herzkrankgefäße oder einen akuten Herzinfarkt fest: Bei 400 Milliliter pro Tag stieg das Risiko um fünf Prozent an, bei 600 Milliliter um zwölf Prozent und bei 800 Milliliter um 21 Prozent. Für fermentierte Milchprodukte wie Joghurt und Kefir konnte dieser Zusammenhang nicht festgestellt werden.
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Forscher: Spiegel bestimmter Eiweiße im Blut war erhöht
Laut den Forschern aus Schweden könnten zwei Enzyme mit der Beobachtung im Zusammenhang stehen. Ein hoher Milchkonsum war laut Studie mit einem erhöhten Spiegel zweier Eiweiße im Blut verbunden, die den Blutdruck und den Blutfluss regulieren. Einen kausalen Zusammenhang liefert die Studie nicht. Allein die Tatsache, dass Zusammenhänge zwischen zwei Variablen beobachtet werden, bedeutet nicht zwingend, dass eine der Variablen tatsächlich für das erhöhte Herzkrankheits-Risiko verantwortlich ist.
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„Die Stärken der Studie bestehen in der großen Anzahl von Teilnehmerinnen und Teilnehmern, den wiederholt erfassten Ernährungsgewohnheiten und anderen Informationen über lange Nachbeobachtungszeiträume“, sagt Prof. Matthias Schulze vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam gegenüber dem Science Media Center. Auch die breite Spanne der Konsumgewohnheiten hinsichtlich von Milch und Milchprodukten sowie die Berücksichtigung von anderen Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen seien wertvoll.
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Experte: Konsum in Deutschland geht zurück
Da die Erhöhung des Risikos nur bei sehr hohen Mengen konsumierter Milch beobachtet worden sei, „betreffen die Ergebnisse die meisten Konsumentinnen in Deutschland wohl nicht“, so Schulze weiter. In Skandinavien hingegen sei die Gefahr größer
Laut der letzten Nationalen Verzehrstudie, erhoben in den Jahren 2005 bis 2006, trinken Frauen in Deutschland im Mittel etwa 100 Milliliter Milch pro Tag, „mit einer wohl eher sinkenden Tendenz in den vergangenen Jahren“, so Schulze. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfehle eine Konsummenge von zwei Portionen Milch pro Tag, dazu zähle nicht-fermentierte und fermentierte Milch. Schulze: „Wer sich an diese Empfehlung hält, sollte einen Konsum von Milch haben, der in einem Bereich liegt, der keine Risikoerhöhung laut der Studie erwarten lässt.“