Berlin. China testet offenbar mit einem geheimen Raumfahrzeug neue Technologien im All. Kürzlich ist die Sonde wieder auf der Erde gelandet.

Ein unbemanntes chinesisches Raumschiff ist nach einer 267-tägigen Mission zur Erde zurückgekehrt. Wie die unabhängige Weltraum-Nachrichtenseite „SpaceNews“ berichtet, landete die Raumfähre Shenlong am frühen Freitagmorgen deutscher Zeit (entsprechend 21.10 Uhr EDT am 5. September) in der Wüste Gobi unweit des Weltraumbahnhofs Jiuquan in der Provinz Xinjiang. Die staatliche Nachrichtenagentur „Xinhua“ bestätigte am 5. September die Rückkehr der Raumfähre, machte aber keine weiteren Angaben zur Mission.

Geheimnisvolle Mission: Chinas Raumschiff bleibt ein Rätsel

Die Landung markiert den Abschluss der dritten Mission des wiederverwendbaren Raumtransporters, der im Dezember 2023 an Bord einer Langer-Marsch-2F-Rakete gestartet war. Mit einer Flugdauer von 267 Tagen ist sie ähnlich lang wie die zweite Mission, die 276 Tage dauerte. Der erste Flug des Raumfahrzeugs im Jahr 2020 war mit nur zwei Tagen deutlich kürzer.

Über die genauen Aktivitäten während der aktuellen Mission herrscht noch Unklarheit, da China die Mission weitgehend geheim hält. Weder Bilder noch genaue Beschreibungen des Raumfahrzeugs wurden bisher von den chinesischen Raumfahrtbehörden veröffentlicht. Die staatliche Nachrichtenagentur „Xinhua“ erklärte lediglich, die Mission diene dazu, die wiederverwendbare Technologie der Raumfähre zu testen und „friedliche wissenschaftliche Experimente“ im Weltraum durchzuführen. Die China Aerospace Science and Technology Corporation (CASC), die Shenlong entwickelt hat, arbeite an einem vollständig wiederverwendbaren Raumtransportsystem mit zwei Stufen bis zur Umlaufbahn.

Während ihres Aufenthalts im Orbit setzte die Raumfähre Shenlong mehrere unbekannte Objekte ab und erreichte dabei eine Höhe von bis zu 600 Kilometern über der Erde. Insgesamt wurden sechs Objekte kurz nach dem Start und ein weiteres im Mai dieses Jahres abgesetzt. Art und Zweck dieser Objekte sind jedoch ebenso rätselhaft wie die Mission selbst.

Spekulationen über militärische Nutzung: Chinas Raumschiff wirft Fragen auf

Wissenschaftler und Beobachter vermuten, dass es sich bei den während des Fluges abgeworfenen Objekten um Satellitentechnik handeln könnte. So entdeckte der Amateurastronom Scott Tilley im Dezember 2023, dass zwei der abgeworfenen Raumfahrzeuge Funksignale ausstrahlten.

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Auch Marco Langbroek, Experte für Weltraumsicherheit an der Technischen Universität Delft, erklärte im Mai gegenüber der Nachrichtenagentur „Reuters“, dass es sich bei der Mission um Tests zum Greifen und Loslassen von Objekten handeln könnte – ein Vorgang, der für das Betanken von Satelliten wichtig sein könnte. Gleichzeitig schloss Langbroek nicht aus, dass China mit Shenlong Technologien testet, die auch militärisch eingesetzt werden könnten, um „feindliche Objekte zu inspizieren oder zu neutralisieren“.

China verfolgt seit Jahren ehrgeizige Ziele in der Raumfahrt und investiert Milliarden in sein Weltraumprogramm. Diese Investitionen tragen bereits Früchte: 2019 gelang der Volksrepublik mit der Mission „Chang’e-4“ erstmals die Landung einer Sonde auf der erdabgewandten Seite des Mondes – ein Meilenstein in der Raumfahrtgeschichte. Mit der Folgemission im Jahr 2020 brachte China dann mit „Chang‘e-5“ als drittes Land nach den USA und der Sowjetunion Mondgestein zur Erde – allerdings von der Vorderseite des Mondes.

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