Berlin. Forscher fanden heraus, dass wir in Schüben altern. Es gibt zwei dramatische Lebensphasen. Wann sie anstehen, wie man sich darauf einstellt.
Bin ich über Nacht älter geworden? Manchmal fühlt es sich so an – am Morgen nach dem 40. oder dem 60. Geburtstag. Das muss keine Einbildung sein. Eine Studie der Stanford-Universität bei San Francisco zeigt: Wir altern nicht wie Bäume, stetig, ein Altersring nach dem anderen. Eher wie ein Auto: in Schüben. Mal fällt das Getriebe aus, mal die Lichtmaschine, mal der Auspuff.
Erschienen ist die Studie in der Zeitschrift „Nature Aging“. Die US-Forscher untersuchten die Moleküle und Mikroben von 108 Menschen und machten zwei Phasen aus, wo es „wirklich dramatische Veränderungen“ gibt, wie Michael Snyder, Professor für Genetik, auf der Homepage erzählt. In bestimmten Altersstufen treten Probleme sprunghaft auf, etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Gesundheit: Menschen altern unterschiedlich schnell – Vier Alterstypen gibt es
Zudem arbeiteten sie vier unterschiedlichen „Ageotypen“ heraus. Demnach altern Nieren, Leber, Stoffwechsel und Immunsystem bei verschiedenen Menschen unterschiedlich schnell. Der springende Punkt: Kennt man seinen Typ und damit die individuellen Risikofaktoren, kann man seinen Lebensstil gezielt ändern; dem Altersprozess entgegenwirken. Das sind die vier Typen:
- Immun-Alternde: Ihr Blut weist vermehrt Entzündungsmarker auf, sie sind anfälliger für immunbedingte Krankheiten.
- Stoffwechsel-Alternde: Wenn die Erneuerung von Zellen hakt, werden wir krank. Beispiel Diabetes mellitus.
- Hepatisch Alternde: Von Leberzellen weiß man längst, dass sie unterschiedliche altern.
- Nephrotisch Alternde: Darunter fallen Erkrankungen der Nieren.
Jung bleiben: Es gibt zwei Alterssprünge
Wer regelmäßig Sport treibt, stärkt sein Immunsystem. Wer seine Ernährung umstellt, beugt Stoffwechsel-Erkrankungen vor. Verzicht auf Alkohol und viel Trinken hilft der Leber. Oder das Gesamtpaket. Man ist ja nicht nur auf einen Typ beschränkt. Jedenfalls kann man mit seinem Lebensstil den Altersprozess beeinflussen.
Gewöhnlich schaut man in den Spiegel und bemerkt einige Signale: hier ein neues graues Haar, dort eine Falte mehr. Bloß: Lange bevor die Alterung sichtbar wird, kann man sie in Genen, Zellen, Proteinen und Bakterien nachweisen. Dazu haben die Forscher 108 Menschen (mehr Frauen als Männer) im Alter zwischen 29 und 75 beobachtet.
Sie haben über Jahre hinweg von ihnen Blut- und Stuhlproben entnommen, Haut-, Mund- und Nasenabstriche gemacht und im Ergebnis 135.000 verschiedene Moleküle untersucht. Bei 81 Prozent stellten sie fest, dass sie sich nicht linear entwickeln, nicht allmählich und chronologisch altern, sondern sprunghaft.
Altern: Wechseljahre haben keinen Einfluss
Die Mediziner können demnach das biologische Alter eines Organs bei einem augenscheinlich gesunden Menschen schätzen. In der Konsequenz bedeutet dies, dass sie voraussagen können, welche Organe und Körperfunktionen zuerst von Verschleiß betroffen sein werden. Es ist für Snyder tatsächlich wie bei einem Auto: Alle Teile werden älter, aber meist fallen sie nicht gleichzeitig aus.
Wann stehen nun die zwei Alterssprünge an? Mitte der 40er Jahre, kurzum: rund um den 44. Geburtstag, und in den frühen 60er Jahren. Der Alterssprung Mitte 40 war unerwartet und wurde zunächst mit der Monopause bei Frauen erklärt, aber die Daten zeigten, dass ähnliche Veränderungen auch bei Männern stattfanden.
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