Berlin. Eine Studie kommt zu einem verblüffenden Ergebnis: Wären die Dinosaurier nicht ausgestorben, gäbe es keine Trauben – und keinen Wein.

Für viele Menschen gehört zum Essen ein guter Wein. Und ohne tiefergehende Winzerkenntnisse zu haben, ist eines klar: ohne Trauben kein Wein. Die Frucht ist essenziell, um das alkoholische Getränk herzustellen. Weinliebhaber können an dieser Stelle den Dinosauriern danken, dass sie sich vor Millionen von Jahren – wenn auch wohl unfreiwillig – von diesem Planeten verabschiedet haben.

Eine Studie kommt nämlich zu dem Schluss: Wären die Dinosaurier vor 66 Millionen Jahren nicht durch einen Asteroiden-Einschlag ausgestorben, gäbe es auf der Erde heute keine Trauben – und somit auch keinen Wein.

Doch wie kommen Wissenschaftler auf diese aberwitzig klingende Theorie? Eine Studie, die in der Fachzeitschrift „Nature Plants“ veröffentlicht wurde, gibt Aufschluss. Demnach entdeckten Paläontologen in Kolumbien, Panama und Peru versteinerte Traubenkerne, die zwischen 19 und 60 Millionen Jahre alt sind. Anhand dieses Funds konnten Forscher rekonstruieren, wie sich die Früchte in Wäldern ansiedeln und in der ganzen Welt verbreiten konnten.

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Studie: Ohne Aussterben der Dinosaurier – keine Trauben und kein Wein

Bei einem gefundenen Samen handele es sich um das älteste Exemplar einer Pflanze aus der Familie der Traubengewächse, die in der westlichen Hemisphäre zu finden ist. Die gefundenen Trauben seien somit die ältesten Trauben, die jemals in diesem Teil der Welt gefunden worden seien, erkärte die leitende Studienautorin Fabiany Herrera, stellvertretende Kuratorin von Paläobotanik im Field Museum im Negaunee Integrative Research Center in Chicago.

Das Aussterben der Dinos hatte zur Folge, dass andere Lebewesen und Pflanzen in der Folge gedeihen konnten – also auch Trauben. „Diese Entdeckung ist wichtig, weil sie zeigt, dass sich Weintrauben nach dem Aussterben der Dinosaurier wirklich auf der ganzen Welt verbreiteten.“

Diese grafische Darstellung zeigt einen riesigen Saurier, wie er vor Millionen von Jahren ausgesehen haben könnte.
Diese grafische Darstellung zeigt einen riesigen Saurier, wie er vor Millionen von Jahren ausgesehen haben könnte. © dpa | Artwork: ​​Anthony Hutchings/Eurekalert/dpa

Versteinerte Samen helfen bei der Rekonstruktion, welche Pflanzen in welchen Stadien der Erdgeschichte vorhanden waren. Die ältesten Traubenkernfossilien wurden bisher in Indien gefunden und sind 66 Millionen Jahre alt – stammen also genau aus der Zeit, in der die Dinosaurer ausgestorben sind. Das habe enorme Auswirkungen auf die Pflanzen gehabt, so Herrera. „Der Wald hat sich auf eine Weise neu eingestellt, was die Zusammensetzung der Pflanzen verändert hat.“

Dinosaurier stießen Bäume um und hielten Wälder offener

Wie sahen die Wälder aus, als die riesigen Reptilien noch die Erde besiedelten? „Es ist bekannt, dass große Tiere wie Dinosaurier ihre umgebenden Ökosysteme verändern. Wir gehen davon aus, dass große Dinosaurier, die durch den Wald streiften, wahrscheinlich Bäume umstießen und so die Wälder effektiv offener hielten als heute“, sagte die Co-Autorin der Studie, Mónica Carvalho.

Mit dem Verschwinden der Dinosaurier wuchsen die tropischen Wälder zu und wurden dichter. Weil die Pflanzen dadurch nur wenig Licht bekamen, konnten laut der Forscher Kletterpflanzen wie Weintrauben heranwachsen. Da nach den Dinosauriern Vögel und Säugetiere die Erde bevölkerten, konnten die Traubenkerne somit verbreitet werden.

Wäre das alles nicht passiert, gäbe es heute auf der Erde möglicherweise keine Trauben – und auch keinen Wein. Den toten Dinosauriern sei Dank. Mit diesem Wissen schmeckt das Glas Rot- oder Weißwein gleich noch besser.