Wiesbaden. Zahl der Babys steigt bis August im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bundesweit um 1,3 Prozent. Ein Nord-Land widersetzt sich dem Trend.

In Niedersachsen sind in den ersten acht Monaten 2021 mehr Kinder zur Welt gekommen als im gleichen Zeitraum 2020. Das geht aus vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden vom Dienstag hervor. Im vergangenen Jahr kamen von Januar bis August etwa 49.450 Kinder zur Welt, in den ersten acht Monaten in diesem Jahr waren es mehr als 50.500 Kinder.

Niedersachsen lag damit im Trend. Bundesweit verzeichneten die Statistiker eine Zunahme der Geburten um 1,3 Prozent. Gegen den Trend ging die Zahl der Geburten im kleinsten Bundesland Bremen zurück. Den Daten aus Wiesbaden nach wurden vergangenes Jahr von Januar bis August etwa 4710 Kinder in Bremen geboren, in den acht Monaten in diesem Jahr waren es nach vorläufigen Zahlen knapp 4540.

Corona-Effekt? Auch mehr Geschwisterkinder

Bundesweit wurden zwischen Januar und August dieses Jahres rund 524.000 Kinder wurden demnach geboren. Ob sich in den Zahlen ein Corona-Effekt zeigt, sei angesichts des nur leichten Zuwachses schwer zu sagen, sagte die Demografie-Expertin im Statistischen Bundesamt, Olga Pötzsch.

Das gelte auch für eine Auffälligkeit bei den Zahlen, nämlich eine deutliche Zunahme der Geburten von Geschwisterkindern – also zweiten, dritten und weiteren Kindern – zwischen März und April im Vorjahresvergleich. Die Schwangerschaften begannen im Juni und Juli 2020, als sich die Pandemiesituation nach dem ersten Lockdown zwischenzeitlich entspannt hatte. Im März 2021 seien knapp fünf Prozent mehr erste Kinder als im Vorjahresmonat geboren worden, rund acht Prozent mehr zweite Kinder und rund elf Prozent mehr dritte und weitere Kinder.

Kinderwunsch durch den Lockdown vorgezogen?

„Das ist eine ungewöhnliche Entwicklung, es ist aber unklar, ob sie ein Corona-Effekt ist“, sagte Pötzsch. Möglicherweise hätten Eltern, die bereits einen weiteren Kinderwunsch hatten, diesen vorgezogen, weil sie mehr Zeit für die Familie gehabt hätten. Die Zunahme der Geburten von Geschwisterkindern war temporär und hat sich ab Mai 2021 nicht weiter fortgesetzt.

Auch bei Betrachtung der Gesamtzahlen zeigen sich zwischen den einzelnen Monaten deutliche Unterschiede. Im Januar gab es kaum eine Veränderung im Vergleich zum Vorjahresmonat, im Februar und April einen Anstieg um rund drei Prozent und im März dann um rund sieben Prozent. Von Mai bis Juli sanken die Zahlen dagegen nach Angaben des Bundesamts leicht, für August fehlen noch die Daten für einen solchen Vergleich.

Geburten: Rückläufiger Trend in Ostdeutschland

Im ersten Halbjahr verzeichnete Westdeutschland im Vorjahresvergleich ein Plus um 2,6 Prozent, in den ostdeutschen Bundesländern einschließlich Berlins nahm sie dagegen um 2,1 Prozent ab. Im Osten setze sich damit der rückläufige Trend der vergangenen Jahre fort, wie das Bundesamt mitteilte. Die Zunahme im Westen weiche dagegen von der bisherigen eher stagnierenden Entwicklung ab.

Auch interessant

Die Entscheidung, ein Kind zu bekommen, hänge auch stark von der Einschätzung der wirtschaftlichen Entwicklung ab, sagte Expertin Pötzsch. Bei großer ökonomischer Unsicherheit werde diese aufgeschoben. Möglicherweise könnten weitere Daten aus dem Mikrozensus zum wirtschaftlichen und sozialen Hintergrund der Eltern, die für nächstes Jahr erwartet werden, Aufschluss über die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Familiengründung geben.