Berlin. Glasfaser ermöglicht besonders schnelles Surfen im Internet. Doch einige Tarife sind zu teuer und es gibt mehr Anbieter als Telekom.
Glasfaser ist wie geschaffen für schnelles und stabiles Internet. Die großen Knoten und Verbindungskabel – die Hauptverkehrswege also – bestehen mittlerweile allesamt daraus, doch auf den letzten Metern zum Haus bremsen Kupferleitungen das Tempo. Auch diese werden jetzt nach und nach ausgetauscht.
Mehr als sieben Millionen Haushalte haben bereits einen Glasfaseranschluss. Das sind doppelt so viele wie vor drei Jahren. Bis 2030 könnte jeder Haushalt angeschlossen sein, falls die optimistischen Vorhersagen zutreffen. Doch nur jeder Dritte, der bereits über Glasfaser im Haus verfügt, nutzt den Anschluss auch. Wer also braucht die rasanten Internetgeschwindigkeiten wirklich? Und für wen ist Glasfaser heute noch überdimensioniert?
Glasfaser vor allem gut für Dauersurfer und Hausbesitzer
Die Glasfasertechnik ist von Anfang an auf die Internetübertragung ausgelegt. Es gibt deutlich weniger Störungen, und in der Regel kommt die versprochene Geschwindigkeit auch auf dem Computer oder Smart-TV an.
Wer zu Hause auf eine stabile Internetverbindung angewiesen ist, für den ist ein Glasfaseranschluss genau das Richtige. So sind für Glasfaser zum Beispiel Dauermeetings per Videokonferenz aus dem Homeoffice ein Kinderspiel. Gerade Hausbauer bleiben mit Glasfaser vermutlich auf Jahrzehnte auf der Höhe der Zeit, was das Internet angeht. Darüber hinaus dient der Anschluss auch der Wertsteigerung und -stabilität.
Nur wenige schöpfen den Glasfaseranschluss wirklich aus
Wer mit seinem TV-Kabel- oder DSL-Anschluss zufrieden ist, kann mit dem Wechsel zur Glasfaser ruhig abwarten. Für die meisten ist ein Download-Tempo von 1000 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) im Moment noch zu viel. Das ist das Tempo, das Glasfaser mit dem sogenannten Gigabit-Anschluss verspricht. So genügt beispielsweise bereits ein Bruchteil dieses Tempos, nämlich eine stabile 25-Mbit/s-Verbindung, um sich einen Film in Ultra-HD (4K-Auflösung) direkt aus dem Internet anzuschauen.
„Finanztip“ empfiehlt für Intensivnutzer und Familien mit Teenagern Internettarife mit einem Download-Tempo von 200 Mbit/s. Das schaffen auch TV-Kabel und schnelle DSL-Anschlüsse. Allerdings schwächelt das TV-Kabel besonders bei der Upload-Geschwindigkeit, was sich bei Videokonferenzen und digitalem Unterricht bemerkbar macht. Auch beim Download sind DSL-Anschlüsse oft limitiert: Vielerorts schaffen sie nur eine Geschwindigkeit von 50 Mbit/s.
Das schnelle Internet muss man sich einiges kosten lassen. Die Gigabit-Tarife (also mit 1000 Mbit/s) schlagen in der Regel mit 80 bis 100 Euro im Monat zu Buche. Das ist schon eine Menge Geld für das heimische Internet. Kleinere Glasfasertarife mit um die 200 Mbit/s kosten hingegen nur die Hälfte – das ist schon eher konkurrenzfähig zu einem vergleichbaren DSL-Tarif.
Der Anschluss kann dauern
Der Glasfaserausbau ist mühsame Handarbeit. Im Normalfall legen die Internetunternehmen daher nach und nach einzelne Ausbaugebiete fest. Gerade in ländlichen Regionen bauen sie dann oft auch erst, wenn sich 40 Prozent der Anwohner für einen Glasfaseranschluss entscheiden. Bis alles fertig ist, kann es gerne zwei, drei Jahre dauern.
Doch das Warten lohnt sich in der Regel. Es ist meist günstiger, beim Ausbau direkt mitzumachen – Nachzügler zahlen meist 750 bis 1000 Euro extra. Wer sich zu spät entscheidet, wird außerdem als Letzter an das lokale Glasfasernetz angeschlossen.
Klein anfangen beim Glasfasertarif
Um mitzumachen, muss der Hausbesitzer oder der Mieter zusichern, für zwei Jahre einen Glasfasertarif abzuschließen. Wie oben bereits erwähnt, sollten sich Internetnutzer bei der Vermarktung keinen allzu teuren Tarif aufschwatzen lassen. Gerade Telefon- und Haustürgeschäfte können einen leicht überrumpeln.
Es empfiehlt sich, mit einem eher kleinen Glasfasertarif anzufangen und diesen mit der Zeit an die eigenen Bedürfnisse nach oben hin anzupassen. Die meisten Internetanbieter machen es ihren Kunden wesentlich einfacher, in einen größeren, teureren Tarif zu wechseln, als sich zu verkleinern.
Wer sich nach zwei Jahren umentscheidet, kann auch wieder zu seinem alten DSL- oder TV-Kabelanbieter zurückwechseln. Um Probleme beim Internetwechsel zu vermeiden, empfiehlt „Finanztip“, dem neuen Anbieter mindestens ein bis zwei Monate Vorlaufzeit zu geben.
Nicht nur die Telekom als Anbieter
Weder Hausbesitzer noch Mieter haben großen Einfluss darauf, wann ihre Nachbarschaft zum nächsten Ausbaugebiet erklärt wird. Die Telekom hat den Glasfaserausbau lange verschleppt. Früher lag ihr Fokus darauf, auch noch das letzte bisschen aus den Kupferkabeln des Telefonnetzes herauszuholen. Mittlerweile hat der Glasfaserausbau der Telekom jedoch wesentlich an Fahrt aufgenommen.
Der späte Start hat jedoch viele regionale Unternehmen veranlasst, die Lücke schon vorher zu schließen. Und auch Vodafone und das neuere Unternehmen Deutsche Glasfaser bringen vielerorts den Ausbau voran. Im Nordwesten Deutschlands ist EWE sehr aktiv. In Köln und Aachen sind es Net Cologne oder Net Aachen. Und in München ist M-net sehr verbreitet.
Mit der Verfügbarkeitsprüfung über die Internetseite der einzelnen Anbieter können Verbraucher abfragen, ob an ihrer Adresse ein Glasfaseranschluss möglich ist. Oft reicht auch eine kurze Google-Suche nach „Wohnort + Glasfaser“.
Einzelanschluss ist Kostentreiber
Hausbesitzer müssen nicht unbedingt abwarten, bis ein Internetunternehmen an ihre Tür klopft. Sie können aktiv auf einen Anbieter zugehen, um sich einen Einzelanschluss legen zu lassen.
Der Alleingang ist mit einiger Planung und hohen Kosten verbunden: Bei der Telekom gibt es so einen Anschluss ab etwa 3000 Euro. Liegt das Hauptkabel weiter weg, kostet der Anschluss schnell ab 70.000 Euro.
Dieser Beitrag erscheint in Kooperation mit finanztip.de. Der Geld-Ratgeber für Verbraucher ist Teil der Finanztip-Stiftung.