In Frankreich gelten die Sarkozys bereits als “neue Königsfamilie“, weil sie mit ihren Eskapaden die Schlagzeilen füllen.

Paris. Nicolas Sarkozy in Badehose, neben seiner Justizministerin auf dem Schnellboot, bei einer Pressekonferenz mit Seeblick, im Streit mit Fotografen - die Franzosen können sich in diesem Sommer nicht über mangelnde Nachrichten über das Wirken ihres Präsidenten beklagen. "Sarkozys Mikrofon bleibt wohl den ganzen Sommer lang offen", schreibt die Zeitung "Le Monde" genervt. Sarkozy, der wegen seines Aktivismus den Spitznamen "Omnipräsident" bekommen hat, scheint selbst seine zweiwöchigen Ferien im schicken Urlaubsort Wolfeboro in den USA (New Hampshire) zu nutzen, um sich so oft wie möglich in Szene zu setzen.

Der Höhepunkt soll möglicherweise ein Treffen mit George W. Bush in der nächsten Woche werden. Schließlich liegt dessen Sommerresidenz in Kennebunkport nur etwa eineinhalb Autostunden entfernt, und den russischen Präsidenten Wladimir Putin hatte Bush auch schon mal dorthin eingeladen. Der Élyseepalast wollte ein geplantes Treffen weder bestätigen noch dementieren.

Unterdessen gibt Sarkozy sich alle Mühe, die Polemik über die Kosten seines Aufenthalts in der Luxusvilla mit Privatstrand zu entschärfen. Die Villa, in der etwa 20 Gäste unterkommen können, soll 20 000 Euro pro Woche kosten. Sie gehört einem ehemaligen Microsoft-Manager. "Ich bin mit einem Linienflug hierhergekommen und werde auch mit einem Linienflug zurückfliegen", sagte er. Außerdem sei seine Familie eingeladen worden.

Geholfen hat diese Aussage nicht, denn jetzt spekuliert die Opposition munter, wer denn diese Freunde sein könnten und was sie möglicherweise als Gegenleistung erwarten. Franzosen hätten das Recht, die Identität des Gastgebers zu kennen, meint der Abgeordnete Jean Glavany. Sarkozy war bereits kurz nach seiner Wahl wegen eines Kurzurlaubs auf der Yacht des französischen Großindustriellen Vincent Bolloree in die Schlagzeilen geraten.

Neben den Urlaubskosten ergötzen sich die Klatschblätter vor allem an der überraschenden Anwesenheit von Justizministerin Rachida Dati am Urlaubsort. Sie hatte zuvor noch erklärt, sie werde ihre Ferien am Mittelmeer verbringen. Vielleicht sei dies die Erklärung, dass Sarkozy so wütend wurde bei einer Begegnung mit Fotografen mitten auf dem See, mutmaßt "France Soir". Sarkozy sei in das Boot der Fotografen gestiegen, habe sie beschimpft und einem von ihnen vorübergehend die Kamera abgenommen, berichteten diese später.

Die Franzosen haben bereits eine Erklärung für das alles gefunden. Sie sprechen von "Pipolisation", was vom englischen Wort "People" (Leute) abgeleitet ist. Oder wie das Satireblatt "Le Canard Enchaîînee" schreibt: "Frankreich hat seine Königsfamilie gefunden."