PARIS. Der französische Innenminister und Präsidentschaftskandidat Nicolas Sarkozy muss sich gegen neue Vorwürfe von Amtsmissbrauch wehren. Wie die Zeitung "Le Canard Enchaine" berichtete, soll der Sarkozy unterstellte Geheimdienst die Vermögensverhältnisse seiner sozialistischen Gegenkandidatin Segolène Royal ausspioniert haben. Sarkozy, der bei der Wahl im April für die bürgerliche Partei UMP ins Rennen geht, wies den Bericht als Verleumdung und Lüge zurück. Segolène Royal wolle so nur von den Schwächen in ihrem Wahlkampf ablenken.
Es ist nicht der erste derartige Vorwurf gegen den Innenminister. In der vergangenen Woche bestätigte die Polizei, der Polizeigeheimdienst Renseignements generaux (RG) habe ein Dossier über einen Berater Royals angefertigt. Angeblich sollte belastendes Material zusammengetragen werden, um Segolène Royal zu schaden.
In die Schlagzeilen geriet Sarkozy auch, weil die Polizei bei der Suche nach dem gestohlenen Motorroller seines Sohnes DNA-Spuren nahm, obwohl es sich nach Angaben der Polizei um ein normales Vergehen handelte. Der Kandidat der liberalen Zentrumspartei UDF, François Bayrou, erklärte, für mächtige Männer gebe es offenbar andere Regeln.
In dem Zeitungsbericht heißt es nun, die RG-Führung habe Ende November die "unmissverständliche Anweisung" gegeben, alle verfügbaren Daten über den Immobilienbesitz Royals und ihres Lebenspartners Françoise Hollande zu sammeln. "Was für ein großartiger Zufall, dass sie (die RG-Informationen) dann zwei Monate später in einer Kampagne auftauchten", hieß es in dem Blatt. Royal und Hollande waren Mitte Januar beschuldigt worden, durch die Gründung einer Immobiliengesellschaft Vermögenssteuer zu hinterziehen.
Der sozialistische Ex-Kulturminister und Royal-Berater Jack Lang forderte Sarkozy auf, sein Amt als Innenminister niederzulegen. Sarkozy lehnt dies ab."Erst eineinhalb Monate vor der Stichwahl", am 6. Mai, werde er seine Ministerbüros geräumt haben, sagte Sarkozy dem Radiosender Europe-1.
Knapp drei Monate vor der Wahl sehen Umfragen Sarkozy teilweise klar vor Segolène Royal. Eine Umfrage für "Paris Match" ergab 52 Prozent für Sarkozy.