Berlin. Laut dem Behindertenbeauftragten der Bundesregierung sind Menschen mit schweren Behinderungen häufiger arbeitslos - und das auch deutlich länger als Menschen ohne Behinderung.
Der Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Jürgen Dusel, hat kritisiert, dass Tausende von Akademikern mit Beeinträchtigungen keine Arbeit bekommen. „Das hat mit Vorurteilen zu tun“, sagte er im Interview der Deutschen Presse-Agentur. „Wir haben Tausende von Akademikern mit Behinderungen, die keinen Job kriegen in Deutschland.“ Das könne das Land sich überhaupt nicht mehr leisten.
„Es gibt keinen Job in Deutschland, ich wüsste wirklich keinen, der nicht durch einen Menschen mit einer schweren Behinderung gut besetzt werden kann, wenn die Voraussetzungen stimmen“, sagte Dusel. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit waren rund 8700 Schwerbehinderte mit einer akademischen Ausbildung im November 2023 arbeitslos. Die Chance Schwerbehinderter auf Arbeit hängt demnach auch mit der Art der Beschäftigung zusammen. Unter den Angestellten unterscheidet die Behörde zwischen Helfern, Fachkräften, Spezialisten und Experten. Während mehr als 92.000 Helferinnen und Helfer mit Beeinträchtigung im vergangenen November erwerbslos waren, waren es unter den Expertinnen und Experten etwa 6700.
Laut Dusel sind Menschen mit schweren Behinderungen häufiger arbeitslos und auch deutlich länger als Menschen ohne Behinderung. Letzteres zeigen auch die Daten der Bundesagentur: Arbeitslose traten 2022 im Durchschnitt nach 23,4 Wochen wieder einen neuen Job an, bei schwerbehinderten Menschen dauerte dies 30,5 Wochen.
Unterschiedliche Nettovermögen
Diese Schieflage führe auch zu einer ökonomischen Ungleichheit: Dem dritten Teilhabebericht der Bundesregierung über die Lebenslagen von Menschen mit Beeinträchtigungen zufolge kann ein großer Teil der Menschen mit Beeinträchtigung (43 Prozent) kein Geld sparen oder zurücklegen. Bei Menschen ohne Beeinträchtigungen seien es hingegen nur 28 Prozent. Außerdem unterscheide sich das Nettovermögen von Menschen mit Beeinträchtigungen (im Durchschnitt 91.150 Euro) zu dem von Menschen ohne Beeinträchtigungen (im Durchschnitt 118.063 Euro).
„Sicherlich ist es so, dass Familien, in denen behinderte Kinder leben - und das sind dann oftmals alleinerziehende Mütter - ein höheres Armutsrisiko haben“, ergänzte Dusel.