Hannover. Ende 2020 hat die evangelische Kirche eine große Studie zu sexualisierter Gewalt im Bereich der EKD und Diakonie in Auftrag gegeben. Doch die Ergebnisse liegen noch immer nicht vor.
Bei der Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in der evangelischen Kirche sieht Kirchenrechtler Thomas Schüller Versäumnisse. „Die evangelische Kirche hinkt weit hinter der Aufarbeitung von Missbrauch in der katholischen Kirche hinterher“, sagte der katholische Theologe der Deutschen Presse-Agentur. Aus seiner Sicht seien die Summen, die für erlittenes Unrecht freiwillig an Opfer gezahlt würden, „meist beschämend und von Engherzigkeit geprägt“. Darüber hinaus kritisierte Schüller, dass es in der evangelischen Kirche nur selten „wirklich unabhängige Anlaufstationen für Betroffene“ gebe.
Die Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Kerstin Claus, sagte der dpa, dass auch in der evangelischen Kirche jahrelang der Täter- vor dem Opferschutz gestanden habe. „Betroffene sind nicht mit Respekt und auf Augenhöhe, sondern oftmals als Bittsteller behandelt worden“, bemängelte Claus.
Ergebnisse werden frühestens Ende 2023 erwartet
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat Ende 2020 eine unabhängige Studie zu sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen im Bereich der EKD und der Diakonie in Auftrag gegeben. Ergebnisse dieser sogenannten Forum-Studie werden Ende 2023 oder Anfang 2024 erwartet.
Ein EKD-Sprecher wies die Kritik zurück, dass die evangelische Kirche bei der Aufarbeitung noch nicht so weit sei wie die katholische. „Der Vergleich lässt sich so nicht führen“, sagte der Sprecher in Hannover. Unter anderem sei die Forum-Studie umfassender angelegt als die 2018 erschienene MHG-Studie zu sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche. Auch gebe es unter anderem die unabhängige Zentrale Anlaufstelle Help für Betroffene (www.anlaufstelle.help).