Berlin. Die Missbrauchsbeauftragte warnt vor einem massiven Anstieg offensichtlicher Gewalt im Netz - diese werde oft nicht als real oder gar als Witz verstanden. Sie sieht Anbieter und Politik in der Pflicht.
Die Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Kerstin Claus, fordert Schutzstandards für die digitale Welt, um Kinder und Jugendliche vor Missbrauch zu bewahren. Nötig seien klare Regeln und Transparenz, sagte Claus der Deutschen Presse-Agentur. So müssten Eltern über die Spielewelten ihrer Kinder entscheiden können.
„Kaufe ich ein Spiel, in das Mechanismen des Kinder- und Jugendschutzes eingebaut sind? Oder nehme ich die offene Variante? Konkret entscheide ich damit, ob fremde Erwachsene im Spiel mit meinem Kind chatten dürfen oder dies zum Beispiel über Altersverifikation und weitere technische Mechanismen verhindert wird.“ Aktuell fehle Eltern viel zu oft eine solche Wahlmöglichkeit. Anbieter und Politik seien hier in der Pflicht.
Grenzverletzungen mittlerweile Normalität
Kinder werden der Beauftragten zufolge viel zu früh über das Internet, aber auch durch ältere Geschwister mit Inhalten, Fotos, Videos oder auch Chats konfrontiert, mit denen sie nicht umgehen können. „Missbrauchsdarstellungen auf Schülerhandys nehmen massiv zu“, sagte Claus.
„Warum? Weil vieles gar nicht ernstgenommen oder sogar als Witz verstanden und mit lustigen Emojis weiter versendet wird. Offensichtliche Gewalt wird da oft nicht als real wahrgenommen.“ Dauerhafte Grenzverletzungen seien mittlerweile Normalität für die meisten Heranwachsenden. Das mache es für sie schwer, einen guten Kompass für Risiken zu entwickeln.
Die Journalistin war im März 2022 zur Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) berufen worden.