Hamburg. Zwei junge Männer haben Ermittlungen zufolge einen Anschlag mit einem Sprengstoffgürtel geplant - und wollten möglichst viele „Ungläubige mit in den Tod reißen“. Die Polizei nimmt die beiden Brüder fest.
Wegen des Verdachts auf Planung eines Selbstmordanschlags mit islamistischem Hintergrund hat die Polizei am Dienstag in Hamburg und Kempten im Allgäu zwei syrische Brüder festgenommen. Sie sollen einen Anschlag mit einem selbst hergestellten Sprengstoffgürtel auf zivile Ziele geplant haben.
Gegen den 28-jährigen Hauptbeschuldigten erließ das Amtgericht Hamburg Haftbefehl, wie die Generalstaatsanwaltschaft und das Bundeskriminalamt mitteilten. Seinem 24 Jahre alten Bruder wird Beihilfe vorgeworfen. Nach dpa-Informationen wurde er ohne Widerstand zu leisten bei einer Durchsuchung seiner Wohnung festgenommen.
Auch in Hamburg wurden die Wohnung des Älteren im Stadtteil St. Georg und drei weitere von Kontaktpersonen durchsucht. Es seien umfangreiche Beweismittel, darunter chemische Substanzen und Mobiltelefone sichergestellt worden, hieß es. An der Aktion seien 250 Polizisten beteiligt gewesen. Nach dpa-Informationen waren bei der Durchsuchungsaktion in Kempten auch Spezialkräfte der Polizei im Einsatz. Die beiden Männer sollen 2015, nicht gemeinsam, nach Deutschland gekommen sein.
Ware für Sprengstoffgürtel auf Ebay gekauft
Der 28-Jährige habe seit einigen Wochen über die Onlineplattform Ebay und andere Anbieter Grundstoffe zur Herstellung sprengfähigen Materials erworben. Sein Bruder in Kempten habe ihn in der Tatplanung bestärkt, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Der Haftbefehl wurde am Dienstag verkündet, wie eine Sprecherin sagte. Der Vorwurf lautet Terrorismusfinanzierung. Der in ähnlichen Ermittlungen übliche Tatvorwurf der Vorbereitung einer staatsgefährdenden Gewalttat werde bislang nicht erhoben, da noch wesentliche Teile für die Sprengfähigkeit des Gürtels gefehlt hätten.
Hinweise auf ein konkretes Anschlagsziel habe es zwar nicht gegeben, sagte die Sprecherin. Allerdings habe der 28-Jährige vorgehabt, sich selbst mit dem Sprengstoffgürtel in die Luft zu sprengen und dabei „möglichst viele Ungläubige mit in den Tod zu reißen“.
Faeser: „Deutschland weiterhin im Zielspektrum“
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte, die hohe Zahl an Ermittlungsverfahren zeige: „Deutschland steht weiterhin im unmittelbaren Zielspektrum islamistischer Terrororganisationen. Islamistisch motivierte Einzeltäter sind eine weitere erhebliche Gefahr.“ Die Sicherheitsbehörden handelten deshalb, wie auch in diesem Verfahren, schnell und konsequent, „um uns vor islamistischen Bedrohungen zu schützen“.
Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD) lobte die Zusammenarbeit der Sicherheitsbehörden der Hansestadt mit denen des Bundes. Dadurch sei ein Verdächtiger festgenommen worden, „der offenbar einen islamistischen Sprengstoffanschlag vorbereitete. (...) Der Fall zeigt erneut, wie wachsam und leistungsfähig unsere Sicherheitsbehörden sein müssen, um uns gegen extremistische Anschläge wirksam zu schützen“, sagte Grote.