Hamburg/Köln. Die muslimischen Verbände in Deutschland haben das Attentat in Paris scharf verurteilt und vor einer gesellschaftlichen Spaltung gewarnt. Der terroristische Akt könne nicht mit dem Islam oder Religiosität begründet werden, sagte der Generalsekretär des Dachverbandes Ditib (Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion), Bekir Alboga, am Freitag in Köln. Menschen, egal welchen Glaubens, dürften „nach solch bestialischem Terror nicht unter Generalverdacht stehen“. Der Vorsitzende des Islamrats für die Bundesrepublik Deutschland, Ali Kizilkaya, mahnte: „Das Attentat darf nicht von Erfolg gekrönt werden, indem es die Gesellschaft spaltet.“ In Hamburg leben rund 130.000 Muslime und 50.000 Aleviten.
Mit Abscheu und Empörung hat auch die Hamburger Schura – Rat der Islamischen Gemeinschaften – auf den Terroranschlag reagiert. „Wir erklären in aller Deutlichkeit, dass sich niemand bei einem Angriff auf unbewaffnete Zivilisten und Polizisten auf den Islam berufen kann, ganz gleich aus welchem Anlass", heißt es in einer Erklärung der Hamburger Schura. An der Spitze der Vereinigung stehen Ajatollah Reza Ramezani, Leiter des Islamischen Zentrums, und der Hamburger Arzt Mustafa Yoldas. In der Erklärung heißt es: „Ohne Zweifel versündigen sich die Täter gegen Gott und den Menschen. Sie rächen nicht den Propheten, sondern stehen mit ihrer Tat im hochgradigen Gegensatz zu der vom Propheten Mohammed verkündeten Offenbarung Gottes.“ Mit dem Anschlag würden die Attentäter den Propheten verleumden – und alle Muslime, die wahrhaft glauben. Die Hamburger Schura hofft nun, dass der gesellschaftliche Frieden nicht gefährdet ist. „Wir bitten alle unsere Mitbürger, den Terroristen nicht dadurch zum Erfolg zu verhelfen, indem wir unseren gesellschaftlichen Frieden opfern.“ Dies sei das Ziel der Täter.
An diesem Sonnabend veranstaltet die Schura im Islamischen Zentrum an der Außenalster eine Konferenz zum Thema „Extremismus als islamische und gesellschaftliche Herausforderung“. Im Mittelpunkt steht ein Referat von Katajun Amirpur. Die Professorin für Islamische Theologie an der Universität Hamburg spricht „Muslime in Deutschland in Zeiten des IS-Terrors: Zwischen Distanzierung und Generalverdacht?“.