Gütersloh. Die Mehrheit der deutschen Bevölkerung steht den Muslimen ablehnend gegenüber – und diese Ablehnung ist in den vergangenen zwei Jahren deutlich gestiegen. Das ist das Ergebnis einer neuen Auswertung des Religionsmonitors der Bertelsmann-Stiftung, die speziell die Einstellungen der Deutschen zum Islam untersucht. Befragt wurden nur nicht muslimische Deutsche ab 16 Jahren. „Wir hatten schon lange eine Sonderauswertung zum Thema Islam geplant“, sagt Yasemin El-Menouar, Islam-Expertin bei der Stiftung. Zudem habe sich seit dem ersten Religionsmonitor 2012 einiges verändert. In der Zwischenzeit ist die Pegida-Bewegung entstanden, und im vergangenen Jahr wurde so viel über Salafismus und Dschihadismus diskutiert wie nie zuvor.
„Das Hauptergebnis der Studie ist die Diskrepanz zwischen dem sich verschärfenden Negativbild der deutschen Bevölkerung vom Islam und der tatsächlichen Lebensrealität von Muslimen“, sagt El-Menouar. Denn eigentlich belegen Untersuchungen eine starke Verbundenheit der Muslime zum deutschen Staat. 90 Prozent der hochreligiösen Muslime halten die Demokratie für eine gute Gesellschaftsform. Und die überwiegende Mehrheit der Muslime hat im Alltag Kontakte zu Nicht-Muslimen.
Vorurteile bauen sich dennoch nicht ab – im Gegenteil: 61 Prozent der Deutschen denken, dass der Islam nicht in die westliche Welt passt. Darunter auch Menschen, die sich als tolerant bezeichnen und für religiöse Vielfalt einsetzen. Der Wert ist binnen zwei Jahren um neun Prozent gestiegen. Jeder Vierte will Muslimen die Zuwanderung nach Deutschland verbieten. 57 Prozent halten den Islam für eine Bedrohung (2012: 53 Prozent). „Der Islam selbst wird als intolerant empfunden“, sagt El-Menouar, „möglicherweise wird er sogar nicht mehr als Religion wahrgenommen, sondern als Ideologie oder etwas Extremistisches.“ Der außergewöhnlichen Anstieg beunruhigt sie aber nicht. El-Menouar: „Zunächst gehen wir davon aus, dass sich die Werte wieder einpendeln werden.“