Udo van Kampen trällert während einer Pressekonferenz „Happy Birthday“. EU-Amtskollegen schenken Merkel zum 60. Geburtstag ein Trikot, Klinsmann gratuliert der „Fußball-Bundeskanzlerin“. Kohl richtet Appell an Nachfolgerin.
Berlin/Brüssel/Hamburg. Mit einem Blumenstrauß und Champagner haben die europäischen Staats- und Regierungschefs auf ihrem Gipfeltreffen in Brüssel Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zum 60. Geburtstag gratuliert. Kurz nach Mitternacht beglückwünschte Ratspräsident Herman Van Rompuy die Kanzlerin im Namen der Gipfelteilnehmer, wie ihr Sprecher Steffen Seibert mitteilte. Gleich zu Beginn des EU-Gipfels gegen 20 Uhr hatte Finnlands Premierminister Alexander Stubb Merkel ein kleines Päckchen überreicht.
Am Donnerstagabend steht der in Hamburg geborenen und in der DDR aufgewachsenen Merkel dann eine größere Feier bevor. Rund 1000 Gäste werden dazu in der CDU-Parteizentrale in Berlin erwartet. Der Historiker Jürgen Osterhammel will einen Vortrag über „Zeithorizonte der Geschichte“ halten, zudem ist ein Grußwort des SPD-Vorsitzenden und Vizekanzlers Sigmar Gabriel geplant.
Die Themen des Brüsseler Treffens waren für Merkel indes zunächst wenig feierlich: Mit ihren EU-Kollegen befasste sich die Jubilarin mit den Krisen im Nahen Osten und der Ukraine. Zudem lieferten sie sich ein zähes – und letztlich erfolgloses – Tauziehen um die Besetzung von EU-Spitzenjobs.
Abendblatt.de begleitet Angela Merkel an ihrem Geburtstag und dokumentiert die wichtigsten Glückwünsche an die Kanzlerin:
+++ Gabriel würdigt Merkel als außergewöhnliche Politikerin +++
21.18 Uhr: Vizekanzler und SPD-Chef Sigmar Gabriel hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) als eine uneitle, demütige und außergewöhnliche Politikerin gewürdigt. Zur Erheiterung der rund 650 Gäste bei einem Empfang in der CDU-Zentrale zu Merkels 60. Geburtstag am Donnerstagabend in Berlin fügte er hinzu: „Und es ist jedenfalls zeitweise eine große Freude, mit Ihnen zusammenzuarbeiten.“ Auch die SPD erkenne an, was Merkel für Deutschland geleistet habe, sagte Gabriel. „Sie sind absolut klar, ohne dabei jemals schroff zu werden.“ Sie sei keineswegs wankelmütig. Und: „Sie sind im Umgang so normal, wie es sich die Menschen im Land wünschen.“
+++ Geburtstagstrikot für Merkel mit nur drei Sternen +++
17.26 Uhr: Nette Idee, aber nicht mehr ganz aktuell: Auf dem Deutschland-Trikot, das der EU-Rat Bundeskanzlerin Angela Merkel zum 60. Geburtstag geschenkt hat, fehlt der vierte Stern für den vierten Weltmeistertitel vom vergangenen Sonntag. Auf dem Shirt mit der Nummer 60 prangen nur drei Sterne über dem Wappen des Deutschen Fußball-Bundes. Das Trikot mit den Unterschriften der Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union überreichte Ratspräsident Herman Van Rompuy Merkel in der Nacht zu Donnerstag auf dem EU-Gipfel in Brüssel. Das Design ist auch nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit: Es erinnert am ehesten an die Deutschland-Trikots der Fußball-WM 2002. Zudem stehen Nummer und Name auf der Vorderseite.
+++ Müntefering findet Merkel klug, aber wenig mutig +++
16.05 Uhr: Ex-Vizekanzler Franz Müntefering (SPD) hat Merkel im Deutschlandradio Kultur als kluge, unprätentiöse Politikerin gelobt. Vermisst habe er aber manchmal die Bereitschaft, „das Land gestalten zu wollen und dazu auch mutig Dinge zu tun“.
+++ Grüne schenken vegetarisches Kochbuch +++
16.02 Uhr: „Sie hat das Gesicht Deutschlands in der Welt maßgeblich mitgeprägt. (...) Wir hoffen, dass sie mit unserem Geschenk, dem Kochbuch 'Genussvoll vegetarisch' von Yotam Ottolenghi viel Freude hat“, teilten die Grünen-Parteivorsitzenden Simone Peter und Cem Özdemir mit. Und die Bundestagsfraktionschefs Katrin Göring-Eckardt und Anton Hofreiter befanden: „Dank ihr ist es heute selbstverständlich, dass eine Frau an der Spitze unseres Landes steht. Mit ihrer ostdeutschen Biografie steht die Bundeskanzlerin darüber hinaus für die Überwindung der Teilung.“
+++ Gysi sieht bei Merkel Nachholbedarf +++
15.52 Uhr: Linksfraktionschef Gregor Gysi findet: „Der Weg von einer Naturwissenschaftlerin in der DDR zur Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland ist nicht nur einmalig, sondern außergewöhnlich. Übrigens: Die Angleichung der Renten und Löhne in Ost und West haben Sie bisher leider vergessen. Aber es lässt sich ja noch nachholen.“
Auch Linkspartei-Chef Bernd Riexinger wünschte Merkel „persönlich Gesundheit und Glück“, wie er der Online-Ausgabe der „Mitteldeutschen Zeitung“ sagte.
+++ Fotoausstellung zu Ehren Merkels +++
14.49 Uhr: Zu Ehren der Kanzlerin ist in Berlin die Ausstellung "Angela Merkel - 60 Jahre - 60 Bilder" eröffnet worden. In der Sonderausstellung zeigt der in Berlin und Augsburg lebende Fotograf Daniel Biskup 60 Bilder der Kanzlerin. Zur Vernissage im Museum The Kennedys erschien auch Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD), die die Eröffnungsrede hielt.
+++ Vettel wünscht Merkel einen gemütlichen Kaffee +++
13.26 Uhr: Dass sich Merkel bei Sportlern großer Beliebtheit erfreut, beweisen auch die Glückwünsche Sebastian Vettels. „Ein runder Geburtstag ist immer etwas besonderes, deshalb herzliche Glückwünsche, aber ich glaube, sie macht an ihrem Geburtstag keine Ausnahme und wird fleißig sein“, sagte der viermalige Formel-1-Weltmeister über die Kanzlerin am Mittwochabend bei einem Fußballspiel für einen guten Zweck in Hanau. „Vielleicht gönnt sie sich auch mal fünf oder zehn Minuten oder vielleicht auch eine Stunde für sich, um, wie es sich so in Deutschland gehört, ein Stück Kuchen zu essen und gemütlich einen Kaffee zu trinken und den Tag ein bisschen zu ehren“, ergänzte der Red-Bull-Pilot.
+++ Historiker-Auftritt sorgt für Spekulationen +++
12.45 Uhr: Merkels Geburtstagsparty am Abend in der Berliner CDU-Parteizentrale dürfte die Spekulationen über die politische Zukunft der Kanzlerin erneut anheizen. Doch im Kanzleramt wehrt man vorsorglich Spekulationen ab, mit der Wahl des Konstanzer Historikers Osterhammel als Festredner wolle Merkel sich auch ihren eigenen Platz in den Geschichtsbüchern sichern. Der Kanzlerin gehe es vor allem darum, an ihrem Geburtstag eine “intellektuelle Inspiration” zu bieten, heißt es aus ihrem Umfeld. Mit der Einladung des Globalhistorikers trage Merkel der Tatsache Rechnung, dass sich der Beginn des Ersten Weltkriegs zum hundertsten Mal jähre und mit dem Ukraine-Konflikt außenpolitische Ereignisse wieder stärker in den Blickpunkt gerückt seien.
Dass Merkel sich mit einem wissenschaftlichen Vortrag feiern lässt, hat bei ihr fast schon Tradition. Vor zehn Jahren, zu ihrem 50. Geburtstag, hielt der Hirnforscher Wolf Singer im Adenauer-Haus die Festrede. Singer vertrat damals die These, dass Menschen – und damit auch Politiker – aufgrund der Beschaffenheit des Gehirns nicht in der Lage sind, gesellschaftliche Prozesse zu organisieren oder die Zukunft zu planen. Gut ein Jahr später wurde Merkel nach einer fast verlorenen Bundestagswahl Kanzlerin – und bestätigte damit indirekt Singers These.
+++ Blatter sieht Merkel ausreichend beschenkt +++
12.25 Uhr: Der nächste Fußball-Mann, bitte: Am Sonntag beglückwünschten beide zusammen noch die deutschen Weltmeister im berühmten Estádio Maracanã von Rio de Janeiro. Heute dann gratulierte Fifa-Präsident Joseph Blatter der deutschen Bundeskanzlerin via Twitter zum 60. Geburtstag. „Ein schönes Geschenk hat ihr bereits die Nationalelf beschert“, schrieb der Chef des Internationalen Verbandes.
+++ ZDF-Mann besingt Merkel auf PK +++
12.07 Uhr: Und auch ein schiefes Ständchen ließ nicht lange auf sich warten: ZDF-Korrespondent Udo van Kampen trällerte der Kanzlerin ein „Happy Birthday“ - inmitten von Journalisten im Brüsseler EU-Presseraum.
Der Büroleiter des ZDF-Studios in Brüssel hatte sich offenbar auf Mithilfe der Kollegen verlassen, als er während Merkels nächtlicher Abschlusspressekonferenz das Wort ergriff. Ein anderer Journalist hatte vorher zu einem Ständchen für Merkel ermuntert.
„Frau Bundeskanzlerin vor der ersten Frage, und ich glaube, ich spreche hier im Namen aller des Brüsseler Pressecorps, möchten wir Ihnen ganz, ganz herzlich zum Geburtstag gratulieren. Und Ihnen alles Liebe, Gute, Gesundheit wünschen und viel Erfolg für die Zukunft“, sagte der Korrespondent 65-jährige van Kampen, der Ende des Jahres in Ruhestand geht. Um dann hinzuzufügen: „Und wenn Sie mutig sind, wären wir bereit, Ihnen ein kleines Ständchen singen.“
Ohne die Antwort Merkels abzuwarten, legte er dann los: „Eins, zwei drei: Happy Birthday to you, Happy Birthday to you, Happy Birthday liebe Bundeskanzlerin, Happy Birthday to you.“ Zwar sangen einige Kollegen verhalten mit, viele schauten aber etwas betreten drein. Weil van Kampen das Mikro hatte, war fast nur seine Stimme zu hören. „Sie waren doch nicht so stimmgewaltig, wie ich dachte“, meinte van Kampen mit Blick auf die Kollegen.
„Hätte ich mitsingen müssen, dann wär's besser geworden“, meinte Merkel als Replik. Dennoch ertrug die so Besungene den Vortrag mit Fassung und bedankte sich anschließend artig: „Das war der erste Gesang zu meinem heutigen Geburtstag“. Und dann ergänzte sie: „Jeder auf seine Art, danke für das Ständchen.“
Das Video zu Kampens Show macht bereits in sozialen Netzwerken die Runde und wird mit entsprechenden Kommentaren über vermeintliche Disziplinlosigkeit quittiert. „Wow, Glückwunsch. Habe mich schon länger nicht mehr dermaßen fremdgeschämt“, twitterte etwa User „Rafanelli“.
+++ DFB twittert nochmal Kabinenfoto +++
11.21 Uhr: Und die Fußball-Gratulationskur setzt sich fort. Auch der DFB sendet via Twitter einen „Herzlichen Glückwunsch“ an Angela Merkel, versehen mit einem Kabinenfoto der Kanzlerin mit der deutschen Nationalmannschaft während der WM in Brasilien.
+++ Litauens Mutti von der deutschen inspiriert +++
11.14 Uhr: Die litauische Staatspräsidentin Dalia Grybauskaite hat Merkel als „inspirierendes Vorbild einer zutiefst engagierten und erfolgreichen Persönlichkeit und Politikerin“ gewürdigt. „Wir bewundern Ihre Entschlossenheit und Hingabe, mit denen Sie ihre Mission verfolgen – ein vereintes und stabiles Europa zu schaffen“, schrieb Grybauskaite in einem Glückwunschreiben. Grybauskaite wird ein sehr gutes Verhältnis zu Merkel nachgesagt: „Die zwei Muttis“ nennt man die beiden in Litauen.
+++ Klinsmann gratuliert der „Fußball-Bundeskanzlerin“ +++
10.49 Uhr: Auch Ex-Bundestrainer Jürgen Klinsmann hat Angela Merkel zu ihrem runden Geburtstag gratuliert. „Alles, alles Gute zum 60. Geburtstag unserer Fussball-Bundeskanzlerin Angela Merkel!!“, twitterte Klinsmann am Morgen. Die CDU-Parteichefin, die einen engen Kontakt zur Nationalmannschaft pflegt, hatte Klinsmann und sein Team während der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland im Hotel und in der Kabine besucht. Auch beim Gewinn des WM-Titels am vergangenen Sonntag in Rio de Janeiro – nun mit Klinsmanns Nachfolger Joachim Löw – war sie im Stadion und nach dem Spiel bei der Weltmeister-Mannschaft.
+++ Dänische Zeitung würdigt Merkels Geduld +++
10.20 Uhr: Die rechtsliberale dänische Tageszeitung „Jyllands-Posten“ (Aarhus) gratuliert am Merkel wie folgt:
„Merkel hat den deutschen Einfluss und den Respekt für ihr Land erweitert. Sie hat das leise getan, seit dem Jahr 2005. Sie hat keine Luftschlösser gebaut und sie war nicht arrogant. Stattdessen zeigte sie eine ungewöhnliche Geduld mit allen Arten von südeuropäischen Premier- und Finanzministern, die seit Jahrzehnten das Geld aus dem Fenster geschmissen haben und nun erfahren mussten, dass das so nicht weitergeht. Bei ihrer Kanzlerschaft geht es um das Lösen von Problemen, eins nach dem anderen. Aber die Art und Weise, wie dies geschieht, ist ein Segen, wenn man einen Vergleich zu anderen Führern zieht. Daher von ganzem Herzen: Herzlichen Glückwunsch, Frau Bundeskanzlerin.“
+++ Kohl: „Sie nutzten ihre Chancen“ +++
10 Uhr: Alt-Kanzler Helmut Kohl appelliert an seine Nachfolgerin, sich auch künftig für die Stabilität Europas und des Euro einzusetzen. In einem persönlichen Brief zu Merkels 60. Geburtstag am Donnerstag, den die „Bild“-Zeitung (Donnerstag) veröffentlicht, schrieb Kohl: „Das geeinte Europa und der Euro sind für dauerhaften Frieden und Freiheit, für Stabilität und Sicherheit auf unserem Kontinent ohne Alternative.“ Das geeinte Europa und der Euro könnten die in sie gesetzten Hoffnungen aber nur innerhalb einer Stabilitätsgemeinschaft starker und zugleich gemeinsam handlungsfähiger Mitgliedstaaten erfüllen.
Kohl sprach von einer einmaligen Erfolgsgeschichte Deutschlands und Europas „an der Seite unserer amerikanischen Freunde in der freien westlichen Welt und Wertegemeinschaft“. Er appellierte an Merkel: „Ich kann Sie einmal mehr mit Blick auf die aktuelle Lage und Diskussionen nur ermutigen, auf diesem Weg entschlossen weiter voranzugehen.“
Der Alt-Kanzler erinnerte auch an den persönlichen Lebensweg Merkels: „Wenn Sie heute zurückblicken, können Sie dies in der Gewissheit tun, die Gelegenheiten genutzt zu haben, die sich Ihnen in Ihrem wechselvollen Leben boten. Sie nutzten Ihre Chance und machten sich auf den Weg, der Sie bis an die Spitze unseres Landes brachte.“ Kohl hatte Merkel zunächst gefördert, in der CDU-Parteispendenaffäre 1999 kam es dann aber zunächst zum Bruch zwischen beiden.
+++ EU-Chefs schenken Merkel ein Trikot +++
9.30 Uhr: Ausgerechnet auf einem weitgehend enttäuschenden EU-Sondergipfel hat die Kanzlerin in ihren 60. Geburtstag hineinfeiern müssen. Aber sie bekam von den anderen 27 Staats- und Regierungschefs Blumen, zudem gab es Sekt.
Allerdings kein Ständchen, wie Merkel hinterher berichtete. Und als besondere Überraschung erhielt sie von den anderen EU-„Chefs“ ein Deutschland-Trikot mit Unterschriften als nächtliches Geschenk. „Aber nicht von den Spielern, sondern von den Teilnehmern des Europäischen Rates“, sagte Frankreichs Präsident François Hollande. Zuvor hatte sie beim Vortreffen der Europäischen Volkspartei bereits einen Fußball bekommen in Anspielung auf den Fußball-Weltmeistertitel.
Ratspräsident Hermann Van Rompuy twitterte auf deutsch: „Herzliche Gratulation an Bundeskanzlerin Angela Merkel zum 60. Geburtstag.“ Fünf Stunden lang ging es um neue Sanktionen gegen Russland, die kritische Lage im Gazastreifen und den Postenpoker.
Ein Journalist stimmte bei Merkels Abschlusspressekonferenz dann noch ein „Happy Birthday, liebe Bundeskanzlerin“ an. Allerdings machten viele andere Journalisten nicht so recht mit. „Da hätte ich mitsingen müssen, dann wär's besser geworden“, meinte Merkel. Um 1.35 Uhr war die Arbeit dann getan. „Gute Nacht. Danke für das Ständchen“, verabschiedete sie sich.