Nach der Haftstrafe im Steuerprozess gibt es hier Antworten auf die wichtigsten Fragen zur Zukunft des Bayern-Präsidenten. In welchem Gefängnis könnte er landen? Und ab wann hätte er Anspruch auf Freigang?
Wie kann Uli Hoeneß das aktuelle Urteil anfechten?
Uli Hoeneß kann das Urteil mit dem Rechtsmittel der Revision anfechten, über die dann der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe entscheidet. Seine Verteidiger haben unmittelbar nach dem Richterspruch auch schon Revision angekündigt. Der Haftbefehl gegen Hoeneß bleibt zwar bestehen, ist aber auch weiter außer Vollzug gesetzt.
Wann würde das Urteil rechtskräftig?
Das Gericht hat sieben Wochen Zeit, um das Urteil zu schreiben; vier Wochen darauf müsste die Revisionsbegründung der Verteidigung vorliegen. Die Zeit, die der Bundesgerichtshof dann braucht, ist schwer abzuschätzen, aber sechs bis neun Monate später könnte man mit einer Entscheidung rechnen.
Wann müsste Uli Hoeneß eine Gefängnisstrafe antreten?
Nach Rechtskraft des Urteils, falls die dreieinhalb Jahre Haft Bestand haben, bekommt Hoeneß ein Schreiben, das ihn zum Haftantritt auffordert. Dann bekommt er einen Termin genannt, zu dem er sich spätestens im Gefängnis melden muss.
In welches Gefängnis könnte er kommen?
Da er vom Landgericht München II verurteilt wurde, das für die Stadt und ihre Umgebung zuständig ist, kommt eine der kleineren Haftanstalten im Großraum München infrage.
Ab wann hätte er Anspruch auf Freigang?
Das Gesetz sieht eine Mindestdauer der abzusitzenden Strafe, bevor Freigang gewährt wird, nicht vor. In vielen Fällen ist es allerdings wenigstens die Hälfte der Freiheitsstrafe, die zunächst im geschlossenen Vollzug verbracht werden muss. Es ist aber auch denkbar, dass Hoeneß schon nach wenigen Wochen Freigänger wird und dann nur zum Schlafen in die Haftanstalt einrücken muss. Über den Freigang zur Arbeit in Freiheit entscheidet der Gefängnisleiter. Der Besuch von Abend- oder gar Auslandsspielen des FC Bayern bliebe für Hoeneß allerdings tabu.
Wann kann die Reststrafe zur Bewährung ausgesetzt werden?
Häufig ist das nach zwei Dritteln der zu verbüßenden Strafe der Fall. Es kann aber auch nach der Hälfte der Zeit schon die Reststrafe zur Bewährung ausgesetzt werden. Das Gesetz ermöglicht sogenannte Halbstrafen, wenn „Milderungsgründe von besonderem Gewicht vorliegen“. Voraussetzung: „Die Gesamtwürdigung von Tat, Persönlichkeit der verurteilten Person und ihrer Entwicklung während des Strafvollzugs“ muss ergeben, „dass besondere Umstände vorliegen“. Im Fall Hoeneß könnten diese besonderen Umstände darin liegen, dass die Selbstanzeige, mit der er reinen Tisch machen wollte, aus eher formalen Gründen gescheitert ist. Aber auch die soziale Fallhöhe vom geachteten Fußballmanager zu einem vorbestraften Kriminellen könnte für eine Vollzugslockerung sprechen. Die weiteren nötigen Voraussetzungen – eine günstige Sozialprognose und keine Rückfallgefahr – sprächen bei Hoeneß wohl ebenfalls dafür.
Wie viel Geld muss Uli Hoeneß zurückzahlen?
In jedem Fall die gesamte Steuerschuld von zuletzt errechneten 28,5 Millionen Euro; hinzu kommen Säumniszinsen von sechs Prozent pro Jahr für den jeweiligen hinterzogenen Betrag plus Zinseszinsen.
Wie geht es jetzt weiter beim FC Bayern München?
Das Urteil verschlug dem Fußballclub, dessen Präsident Hoeneß ist, und seinen großen Sponsoren die Sprache. Der FC Bayern, Adidas, Audi, Volkswagen und die Deutsche Telekom wollten sich am Donnerstag nicht zu der Entscheidung des Münchner Landgerichts äußern. Auch von der Allianz war keine Stellungnahme zu erhalten. Die Gremien des Vereins und seiner Fußballsparte wollten sich erst beraten, erklärte ein Sprecher des FC Bayern. Sie wollten zeitnah, aber nicht mehr am Donnerstag, über die Ergebnisse informieren.
Kann Hoeneß Aufsichtsratschef bleiben?
Hoeneß ist auch Aufsichtsratschef der Fußball-AG, an der der FC Bayern 75 Prozent hält. Die übrigen Anteilseigner sind Adidas, Audi und die Allianz. Neben Hoeneß sitzen Audi-Chef Rupert Stadler, Adidas-Chef Herbert Hainer und Telekom-Chef Timotheus Höttges im Aufsichtsrat. Er hatte bereits früher vorsorglich betont, es gebe „kein Amtsverbot wegen einer strafrechtlichen Verurteilung“. Hoeneß hatte angekündigt, sein Schicksal beim FC Bayern in die Hände der Mitglieder zu legen. Sie scharten sich in den vergangenen Monaten geschlossen hinter ihn. Einfach absetzen kann der Aufsichtsrat seinen Boss nicht, eine Einmischung in die Geschicke eines Vereins mit rund 230.000 Mitgliedern wäre schwierig. Audi-Chef Stadler verwies schon vor dem Urteil zudem auf den „komplexen Sachverhalt“, der einer „letztinstanzlichen Entscheidung“ bedürfe. Mit dem früheren bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber sitzt überdies ein Mann im Aufsichtsrat, der Hoeneß kürzlich als „unverzichtbar“ für den FC Bayern bezeichnet hatte.
Wer könnte den Präsidenten beerben?
Einen Nachfolger hat Hoeneß nie versucht aufzubauen. Intern gilt der langjährige Finanzchef Karl Hopfner, einer von zwei Vizepräsidenten, als möglicher Erbe, zumindest übergangsweise. Auch Stoiber wäre eine Option, heißt es. Doch einen FC Bayern ohne Uli Hoeneß mag sich in dem Club niemand so recht vorstellen. „Er ist so wichtig für uns, für den ganzen Verein“, sagte Profi Franck Ribéry zuletzt.