Hamburg/Brüssel. Morgens feierte EU-Kommissarin Viviane Reding in Brüssel einen Erfolg. In der EU sollen in börsennotierten Firmen bis zum Jahr 2020 mindestens 40 Prozent der Aufsichtsratsposten mit Frauen besetzt sein, beschloss die EU-Kommission. Abends kam Reding in Hamburg an. Sie traf sich mit Justizsenatorin Jana Schiedek (SPD). Morgen früh ist ein Gespräch mit Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) geplant, bevor Reding dann am Frauen-Finanzforum 2012 in der Handelskammer teilnimmt.
Für Reding gibt es gute Gründe, in Deutschland für die Frauenquote zu werben: Laut einer Studie der Initiative für mehr Frauen in die Aufsichtsräte sind nur knapp 15 Prozent der Aufsichtsräte in den 30 DAX-Unternehmen weiblich. Rechnet man die von der Belegschaft entsandten Mitarbeiter- oder Gewerkschafterinnen heraus, ist die Lage noch düsterer. Auch in Hamburg sind in den Aufsichtsräten großer Unternehmen Frauen weiterhin exotische Erscheinungen, ergab eine Abendblatt-Umfrage. So sind bei der Haspa nur zwei von 16 Aufsichtsräten weiblich. In den Aufsichtsräten des Internetunternehmens Xing AG und des Glücksspielkonzerns Tipp24 SE sitzt nicht eine einzige Frau.
Doch auch in Hamburg gibt es Vorreiter der Frauenförderung in den Kontrollgremien der Unternehmen. Bei der TAG Immobilien AG sind drei von sechs Aufsichtsräten Frauen, bei der Beiersdorf AG immerhin vier von zwölf. Beide Firmen haben hier im vergangenen Jahr noch einmal einen Schritt nach vorne gemacht. Die meisten der Unternehmen im Aktienindex aber sind weit von den Zielen der EU entfernt.