Berlin. Die EU fordert die Bundesregierung heraus: Die Brüsseler Kommission hat gestern einen Gesetzentwurf für eine Frauenquote beschlossen. Danach müssen börsennotierte Unternehmen bis zum Jahr 2020 ihre Aufsichtsratsposten zu 40 Prozent mit Frauen besetzen. EU-Kommissarin Viviane Reding, die den Entwurf erarbeitet hatte, schrieb nach der Sitzung im Internetdienst Twitter: "Geschafft!" Dem Abendblatt sagte sie: "Wir setzen ein sehr starkes Signal."
Das Gesetz, dem das Europaparlament und die Regierungen noch zustimmen müssen, beträfe rund 5000 Großunternehmen in der Gemeinschaft. Wird bei ihnen ein Aufsichtsratsposten neu besetzt, müssten sie bei gleicher Qualifikation eine Kandidatin bevorzugen. Sanktionen wie etwa Geldbußen sollen aber nur dann drohen, wenn die Firmen kein "faires und geschlechtsneutrales" Auswahlverfahren nutzen. Das EU-Gesetz würde die deutschen Großunternehmen, wo derzeit nur 15,6 Prozent der Aufsichtsräte weiblich sind, zum Handeln drängen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) lehnt allerdings eine europäische Quoten-Regelung ab. "Wir sind der Meinung, dass das auf nationaler Ebene geregelt werden muss", sagte Merkels Sprecher. SPD-Vizechefin Manuela Schwesig sagte dagegen, der EU-Vorstoß sei sinnvoll und gerecht. Es sei ein "großer Tag für Europas Frauen".