Während die Ministerin nach Israel gereist ist, kommt die Plagiatsdebatte nicht zur Ruhe. Die Union hält zu ihr, die SPD fordert Rücktritt.
Jerusalem/München/Berlin. – Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) hat die Plagiatsvorwürfe im Zusammenhang mit ihrer Doktorarbeit erneut zurückgewiesen. „Ich werde kämpfen. Das bin ich mir schuldig, und das bin ich der Wissenschaft schuldig“, sagte sie am Mittwoch am Rande ihres Israel-Besuchs in Jerusalem. Zu weiteren Einzelheiten wollte sie sich nicht äußern. An diesem Mittwoch kommt die zuständige Prüfungskommission der Universität Düsseldorf zu Beratungen über den Fall zusammen. Zudem will die Universitätsleitung der Frage nachgehen, wie das Gutachten in die Medien gelangte, und hat in diesem Zusammenhang Strafanzeige gegen unbekannt gestellt.
Der CSU-Vorsitzende Horst Seehofer fordert eine „faire Behandlung“ der Ministerin in der Plagiatsdebatte. So müsse Schavan ausreichend die Möglichkeit zur Stellungnahme eingeräumt werden, sagte Seehofer am Mittwoch in München. Er halte die Attacken auf die Ministerin für „äußerst problematisch“. Die Plagiatsvorwürfe seien in Medien aufgetaucht, ohne dass sich die CDU-Politikerin vorher dazu einlassen konnte.
Seehofer verneinte die Frage, ob nun die hohen Maßstäbe, die Schavan im Plagiatsfall des CSU-Politikers Karl-Theodor zu Guttenberg angelegt habe, eine Rolle spielten. Er sagte: „In diesen Kategorien denke ich grundsätzlich nicht.“ Schavan hatte vor dem Rücktritt des Verteidigungsministers im März 2011 gesagt, dass sie sich als Wissenschaftlerin, die vor 30 Jahren selbst promoviert habe, „nicht nur heimlich schäme“ für das, was passiert sei.
Die SPD hat Schavan zum Rücktritt aufgefordert. Sie solle sich überlegen, dass „sie von sich aus zurücktritt und Deutschland diese Debatte erspart“, sagte SPD-Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann am Mittwoch in Berlin. Schavan habe Anspruch auf ein „faires, korrektes Verfahren“, allerdings sei sie als Bildungs- und Forschungsministerin „irreparabel beschädigt“. Die Israel-Reise der Ministerin werde ihre „Abschiedsreise“, fuhr Oppermann fort.
Die Forderung von Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) nach einem zweiten Gutachten zu Schavans Doktorarbeit wies Oppermann zurück. Das Papier eines Wissenschaftlers der Universität Düsseldorf wirft der CDU-Politikerin vor, in ihrer Doktorarbeit bewusst Textpassagen ohne korrekten Beleg von fremden Autoren übernommen zu haben.