Bundesarbeitsministerium analysiert Verteilung des Vermögens in Deutschland. Diese sei zwischn 2007 und 2012 “sehr ungleich“ geschehen.
München. Der private Reichtum in Deutschland wächst, während das Vermögen des Staates schrumpft. Das geht aus dem Entwurf für den vierten Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung hervor, der der "Süddeutschen Zeitung“ vorliegt. Danach werden gleichzeitig die Reichsten immer reicher. Die Analyse, die alle vier Jahre herauskommt, hat das Bundesarbeitsministerium vorgelegt. Am Montag ging sie zur Abstimmung an andere Ressorts in der Bundesregierung.
Der Wohlstand in Deutschland hat dem Bericht zufolge zuletzt kräftig zugenommen. Maßgeblich ist dabei das Nettovermögen, zu dem etwa Immobilien, Geldanlagen, Bauland oder Ansprüche aus Betriebsrenten gehören. Das Arbeitsministerium schreibt dazu: "Während das Nettovermögen des deutschen Staates zwischen Anfang 1992 und Anfang 2012 um über 800 Milliarden Euro zurückging, hat sich das Nettovermögen der privaten Haushalte von knapp 4,6 auf rund 10 Billionen Euro mehr als verdoppelt.“ Das Abschmelzen der Vermögenswerte der öffentlichen Haushalte sei bereits seit zwei Jahrzehnten zu beobachten.
Das private Nettovermögen hat sich nach Regierungsangaben allein zwischen 2007 und 2012 um 1,4 Billionen Euro erhöht. Hinter diesen Zahlen stecke jedoch auch "eine sehr ungleiche Verteilung der Privatvermögen“. So vereinten "die vermögensstärksten zehn Prozent der Haushalte über die Hälfte des gesamten Nettovermögens auf sich“. Der Anteil dieses obersten Zehntels sei dabei „im Zeitverlauf immer weiter gestiegen“. 1998 belief er sich laut den amtlichen Zahlen auf 45 Prozent, 2008 war in den Händen dieser Gruppe der reichsten Haushalte bereits mehr als 53 Prozent des Nettogesamtvermögens.
Die untere Hälfte der Haushalte verfüge über nur gut ein Prozent des gesamten Nettovermögens, heißt es in dem Bericht weiter. Der Abstand zwischen West- und Ostdeutschland hat sich dabei verringert. Westdeutsche Haushalte hatten aber im Schnitt immer noch ein Immobilien- und Geldvermögen von etwa 132.000 Euro, bei den ostdeutschen sind es nur 55.000 Euro.
+++ Armutsgefährdung steigt in vielen Bundesländern +++
Große Unterschiede verzeichnet die Analyse auch bei der Lohnentwicklung: Sie sei "im oberen Bereich in Deutschland positiv steigend“ gewesen. Die unteren 40 Prozent der Vollzeitbeschäftigten hätten jedoch nach Abzug der Inflation Verluste bei der Bezahlung hinnehmen müssen. "Eine solche Einkommensentwicklung verletzt das Gerechtigkeitsempfinden der Bevölkerung“, wird dazu angemerkt.
Trotzdem wird in dem Bericht der Anstieg der sogenannten atypischen Beschäftigung verteidigt. Teilzeit- und Minijobs, Leiharbeit oder befristete Stellen seien nicht zu Lasten der Normalarbeitsverhältnisse gegangen. Das Bundesarbeitsministerium fügt aber hinzu: "Stundenlöhne, die bei Vollzeit zur Sicherung des Lebensunterhalts eines Alleinstehenden nicht ausreichen, verschärfen Armutsrisiken und schwächen den sozialen Zusammenhalt.“
Mit Material von epd