Hamburg/Berlin. Fast drei von vier Deutschen sind mit dem Rentensystem unzufrieden. Nach einer aktuellen Umfrage des "Stern" empfinden 72 Prozent der Befragten das derzeitige System als ungerecht. Um die Rente für Niedrigverdiener im Alter aufzustocken, befürworten 53 Prozent der Bürger die von Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) vorgeschlagene Zuschussrente. 40 Prozent lehnen sie ab. Unzufrieden mit der aktuellen Regelung sind vor allem die Frauen: 75 Prozent von ihnen empfinden das Rentensystem als ungerecht. Bei den Männern sind es 69 Prozent. Arbeiter zweifeln am stärksten an der Gerechtigkeit des Rentensystems (86 Prozent), die Beamten am wenigsten (44 Prozent).
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat derweil im Bundestag gemeinsame Vorschläge gegen Altersarmut angekündigt. "Die Koalition wird Vorschläge unterbreiten - und zwar relativ bald", sagte Merkel. Sie trat damit Einschätzungen entgegen, die Union plane im Rentenstreit bereits ohne die FDP und bereite über eine Annäherung an die SPD eine Große Koalition vor. Nach Merkels Worten war es richtig, dass Arbeitsministerin von der Leyen Vorschläge gegen Altersarmut gemacht habe. Von der Leyen wirbt für einen aus Steuern und Beitragsgeldern finanzierten Rentenzuschuss, der kleine Renten von Menschen mit niedrigem Einkommen unter strengen Voraussetzungen auf bis zu 850 Euro aufstockt.
Merkel sieht in Forderungen der Opposition nach einem Mindestlohn von 8,50 Euro keine Lösung im Kampf gegen Altersarmut. Ein solcher Ansatz sei nicht realistisch: "Den Eindruck zu erwecken, dass eine Lohnuntergrenze die Antwort auf die Frage von Altersarmut ist, das ist nicht redlich."
IG Metall, Senioren-Union und Sozialverband VdK sprachen sich für einen parteiübergreifenden Rentengipfel aus. "Wir würden es begrüßen, wenn sich die politischen Entscheider zu einem Rentengipfel mit Gewerkschaften und Verbänden zusammensetzen", sagte IG-Metall-Vorstand Hans-Jürgen Urban der "Bild"-Zeitung.