Berlin. Nach dem Verfassungsschutz gerät nun auch der Militärische Abschirmdienst (MAD) wegen Pannen bei der Aufklärung der Neonazi-Mordserie unter Druck. Aus jetzt öffentlich gewordenen Akten geht hervor, dass der Dienst versucht haben soll, den späteren Terroristen Uwe Mundlos während dessen Bundeswehrzeit als Informanten zu werben. So soll Mundlos bei einer Vernehmung im März 1995 gefragt worden sein, ob er bereit wäre, Polizei oder Verfassungsschutz über rechtsextremistische Aktivitäten zu informieren.
Mundlos, der sich wie sein Komplize Uwe Böhnhardt nach dem Auffliegen der Terrorzelle selbst getötet hat, soll eine Kooperation abgelehnt haben. MAD-Präsident Ulrich Birkenheier bestritt gestern vor dem Bundestags-Untersuchungsausschuss zur Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU), dass es sich um einen Anwerbeversuch gehandelt habe. Die Ausschussmitglieder reagierten empört darauf, dass der MAD die Unterlagen nicht von sich aus offengelegt hatte. Ausschussvorsitzender Sebastian Edathy (SPD) sprach von einem "gravierenden Versäumnis".
Der NSU soll zehn Menschen ermordet haben. Der Ex-Verfassungsschutzbeamte Andreas T., der 2006 bei einem der Morde am Tatort gewesen sein soll, bestritt gestern jegliche Beteiligung an der Tat. Er sei aus privaten Gründen in dem Kasseler Internetcafé gewesen und habe von dem Mord nichts mitbekommen.