Berlin. Wegen steigender Kosten für die Förderung erneuerbarer Energien warnt die energieintensive Industrie davor, sie bei der Bezahlung der Energiewende stärker zur Kasse zu bitten. Ein Abbau der Entlastungen löse die Probleme nicht und führe durch den möglichen Verlust von Arbeitsplätzen nur zu neuen Schieflagen, betonten Branchenvertreter in Berlin. Michael Basten, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Baustoffe: "Wir haben die zweithöchsten Industriestrompreise in Europa." In Deutschland betrage er zehn Cent je Kilowattstunde, in Frankreich nur sechs Cent.
Wegen der wahrscheinlich von 3,59 auf bis zu fünf Cent je Kilowattstunde steigenden Ökostrom-Umlage, die von den Bürgern über den Strompreis zu zahlen ist, sind die Ausnahmen für die energieintensive Industrie immer stärker in die Kritik geraten. Martin Kneer, Hauptgeschäftsführer der Wirtschaftsvereinigung Metalle, warnte nun vor einem Verteilungskampf bei den Kosten zwischen Industrie, Mittelstand und Bürgern. Ein Haushalt mit einem Verbrauch von 3500 Kilowattstunden zahlt für die Förderung erneuerbarer Energien jährlich 125 Euro, davon 31 Euro nur für die Entlastungen der Industrie. Die Branche betont, nur so könne man wettbewerbsfähig bleiben und die 875 000 Arbeitsplätze erhalten.
Angesichts der desolaten Lage der deutschen Solarbranche fordert die Gewerkschaft IG BCE unterdessen die Einberufung eines Krisengipfels. "Der Überlebenskampf der deutschen Fotovoltaik-Industrie darf der Politik nicht gleichgültig sein", betonte der Vorsitzende der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie, Michael Vassiliades. In einer Erklärung rief er die Bundesregierung zu einem "Solargipfel" auf. Die Energiewende habe zu sozialen Verwerfungen geführt. Deutschland drohe einen mit hohem Aufwand aufgebauten Industriezweig zu verlieren. Als Krisen-Auslöser gelten Billig-Konkurrenz aus China und sinkende Subventionen für die deutsche Fotovoltaik-Branche.