Wende in Düsseldorf: Der Hauptangeklagte Adem Yilmaz will anscheinend ein Geständnis ablegen. Er bat das Gericht um Kontakt mit den anderen Angeklagten.
Düsseldorf. Sensationelle Wende im Sauerland-Prozess: Der mutmaßliche Terrorist Adem Yilmaz will anscheinend ein umfassendes Geständnis ablegen. Er bat das Gericht am Dienstag, mit den anderen Angeklagten darüber ohne Verteidiger sprechen zu dürfen. Das Gericht erklärte, dies sofort zu ermöglichen. Auch die Bundesanwaltschaft stimmte zu. Bislang gibt es eine Kontaktsperre zwischen den geklagten. In seiner fast schon gewohnten Schnoddrigkeit vor Gericht sagte Yilmaz: „Es ist mir egal, wie viel Sie mir geben, ob 20 oder 30 (Jahre), ich möchte nur, dass das hier vorbeigeht, es ist langweilig.“
Zuletzt wurde bekannt, dass ein mittlerweile als dreifacher Mörder verurteilter Somalier der Sauerland-Gruppe sechs Sprengzünder beschafft haben soll. Der 27-Jährige habe Monate nach der Übergabe der Zünder an den mutmaßlichen Rädelsführer Fritz Gelowicz zusammen mit einem V- Mann des Landeskriminalamts Rheinland-Pfalz drei georgische Autohändler ermordet. Er sitzt deswegen eine lebenslange Haftstrafe ab. Seit sieben Wochen wird im Hochsicherheitstrakt des Düsseldorfer Oberlandesgerichts der größte deutsche Terrorprozess seit RAF-Zeiten verhandelt. Richter Ottmar Breidling hat mehrfach an die Angeklagten appelliert, ein Geständnis abzulegen, wenn es denn etwas zu gestehen gebe. Breidling betonte jetzt, dass das Gericht nur an umfassenden Geständnissen interessiert sei: „Alle Karten auf den Tisch – und zwar offen, nicht gezinkt.“ Bundesanwalt Volker Brinkmann sagte, dass der Zug für einen spürbaren Strafnachlass durch ein Geständnis angesichts der erdrückenden Beweisfülle „bald abgefahren“ sei.
Das Bundeskriminalamt hat die Unterlagen in 420 Aktenordnern aufbereitet und führt sie derzeit Stück für Stück in den Prozess ein. Angesichts der gewaltigen Beweisfülle behaupten auch die Verteidiger nicht, es säßen vollkommen Unschuldige hinter Panzerglas neben ihnen auf der Anklagebank.
Den vier deutschen und türkischen Angeklagten wird vorgeworfen, im Herbst 2007 eine Anschlagsserie verheerenden Ausmaßes mit mehreren Autobomben geplant zu haben. Laut Anklage wollten sie zeitgleich in Kneipen, Diskotheken und auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein möglichst viele Amerikaner töten. Mit den Anschlägen wollten sie offenbar die kurz darauf anstehende Entscheidung des Bundestags über die Verlängerung des Afghanistan-Einsatzes beeinflussen. Der Prozess ist auf zwei Jahre angesetzt.