Zwei Tage in Indonesien. Aber über Rüstungsgeschäfte will die Kanzlerin nicht sprechen
Berlin/Jakarta. Es ist der lang versprochene Gefallen für einen Freund: Die Reise von Bundeskanzlerin Angela Merkel nach Indonesien - mitten in der Euro-Krise - scheint überraschend. Tatsächlich ist der Besuch im viertgrößten Land der Welt lange versprochen und die Bedeutung, die Merkel ihm beimisst, daran abzulesen, dass sie ihn nicht mit dem Besuch in einem anderen asiatischen Land verbindet. Die Kanzlerin ist in den knapp zwei Tagen mehr in der Luft als auf dem Boden der indonesischen Hauptstadt Jakarta. Aber es ist ihr wichtig, ihr Versprechen bei Präsident Susilo Bambang Yudhoyono endlich einzulösen.
Der Präsident des größten muslimischen Landes der Welt und die Bundeskanzlerin kennen sich seit den Gipfeltreffen der G20-Länder. Die beiden mögen sich, die Kanzlerin schätzt Yudhoyono und sieht in ihm einen Vertrauten. Der Handel zwischen beiden Ländern ist gut, aber ausbaufähig. Merkel wird daher von einer Wirtschaftsdelegation begleitet. Die Vertreter deutscher Firmen erwarten vor allem Geschäfte in der Verkehrstechnik und den erneuerbaren Energien.
Eine andere Debatte über deutsche Exporte kommt der Kanzlerdelegation dagegen ungelegen: Indonesien will deutsche Panzer kaufen. Nach Berichten indonesischer Medien hat das Land starkes Interesse an bis zu 100 gebrauchten Kampfpanzern des TypsLeopard 2A6. Die ersten 15 sollen bereits im Oktober geliefert werden. Aus deutschen Regierungskreisen heißt es knapp, Fragen der Rüstungskooperation "stehen nicht auf der Agenda" des Besuchs.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International kritisierte allerdings bereits einen möglichen Rüstungsdeal mit dem Land. Die Organisation sieht auch die Lage der Menschenrechte in dem riesigen Land kritisch. Zwar seien in Indonesien wichtige Reformen eingeleitet und umgesetzt worden. "Es gibt jedoch weiterhin Berichte über schwere Menschenrechtsverletzungen. Folter und Misshandlungen durch Polizeibeamte bei Verhaftungen und in Gefängnissen sind weitverbreitet", heißt es in dem neuesten Länderbericht. Amnesty wies in einem Brief an Merkel auf diese Umstände hin und fordert von ihr, bei ihrem Besuch besonders die Zivilgesellschaft zu stärken.
Seit den Wahlen 2004 ist Indonesien in der Weltöffentlichkeit als demokratischer Staat anerkannt, dessen Präsident direkt vom Volk gewählt wird. Susilo Bambang Yudhoyono schloss mit 24 Jahren die Militärakademie ab, studierte danach in den USA Betriebsführung und setzte seine militärische Ausbildung fort. Der Vater zweier Söhne hat mehrere Platten mit eigenen Liebesliedern herausgebracht. Vielleicht gibt er der deutschen Kanzlerin eines davon zum Besten.