Berlin/Erfurt. Der Thüringer Verfassungsschutz hat erstmals eingeräumt, dass er Geld an das Zwickauer Neonazi-Trio zahlen wollte, um an dessen Tarnidentitäten zu kommen. Die Übergabe an die drei Terroristen sei jedoch gescheitert, da ein Mittelsmann die 2000 Mark (1022 Euro), die für den Kauf von Pässen bestimmt waren, für sich selbst verwendet habe, teilte das Landesamt gestern in Erfurt mit. Ein V-Mann habe das Geld 1998 oder 1999 vom Geheimdienst erhalten und die Summe einem Dritten übermittelt, der es wiederum an die Terrorzelle weitergeben sollte. Dort seien die 2000 Mark aber nicht angekommen.
Die Behörde bestätigte damit in Teilen einen Bericht der "Bild am Sonntag". Demzufolge beschaffte sich das Trio aus Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt 1998 tatsächlich neue Pässe - allerdings in Sachsen. Weil der Thüringer Verfassungsschutz die dortigen Meldeämter über seine Pläne nicht informierte, habe die Terrorgruppe, der zehn Morde zur Last gelegt werden, unerkannt untertauchen können.
Der Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz, Heinz Fromm, sagte dem "Tagesspiegel", es dürfe in Zukunft nicht mehr passieren, "dass Rechtsextremisten, die von den Sicherheitsbehörden für gefährlich gehalten werden, nach einiger Zeit aus dem Blick geraten". Die Polizei hatte die Fahndung nach dem Trio 2003 wegen Verjährung eingestellt.